Ein guter Mann: Roman (German Edition)
wir nicht. Vielleicht ist sie ja auch für Paris vorgesehen, vielleicht für London.«
»Und wie passt dieser Breidscheid da hinein?«
»Überhaupt nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bisher habe ich den Eindruck, er ist einer dieser Global Player, die sich alles kaufen können, was sie haben wollen. Und dabei ganz einsam sind. Sie werden sehen. Und jetzt kommen Sie zu mir und hören sich Achmed an. Ich warne Sie, das klingt scheußlich. Aber vielleicht verstehen Sie etwas mehr.«
Achmeds Stimme schien von sehr weit her zu kommen. Er sprach undeutlich, was Müller zunächst irritierte. Dann sagte er spontan: »Er klingt so, als habe er … als habe er eins auf das Maul bekommen.«
»Das denken wir auch«, nickte Krause. »Im Stimmvergleich mit seinen anderen Anrufen hat er eine deutlich veränderte Aussprache. Entscheidend ist der Schluss. Verstehen Sie das letzte Wort?«
»Pähswo …, Pässiwo … Keine Ahnung. Haben wir eine Karte vom Großraum Berlin?«
»Natürlich. Ich lasse eine holen.«
Wenig später wurde Müller eine Karte in das Büro gebracht, die er an den großen Schrank gegenüber seinem Schreibtisch pinnte. Dann saß er sehr aufrecht und starrte das Gewirr von Linien und Punkten an. Er suchte sich zu Anfang den winzigen Ort Suckow neben der Autobahn Berlin-Hamburg. Dort war der Überfall geschehen, an der B 321 zwischen Parchim und Pritzwalk.
Okay, Achmed, dachte er, nehmen wir an, du hast das Zeug erbeutet und willst es in Sicherheit bringen. Und du hast neue Freunde aus Russland, die dasselbe wollen. Ihr müsst das Zeug irgendwo hinschaffen, wo es sicher ist. Du kannst das Versteck nicht ausgesucht haben, du bist völlig ortsfremd, das hat schon jemand anderer im Vorfeld ausgeguckt. Eine so wichtige Ladung bringe ich nicht irgendwohin, die darf niemand finden, auch nicht durch Zufall. Die Frage ist jetzt, mein Lieber, ob ihr direkt wieder auf die Autobahn in Richtung Berlin gefahren seid oder aber irgendeinen Weg durch die Pampa ausgesucht habt. In Berlin reicht eine große Garage. Das heißt, ihr rauscht durch die Stadt in die Garage und seid verschwunden in der Anonymität. Was dann folgt, ist allerdings schwierig, denn ihr müsst mit dem Kobalt umgehen. Das heißt, ihr braucht mindestens einen großen Raum. Den könnte man haben, wenn die Helfer deiner Russenfreunde dafür sorgen.
Er unterbrach sich und rief Krause an: »Was wissen wir von den Russen, die Achmed traf?«
»Die sind mit Namen und Herkunft bekannt. Rüde Leute, fast alle aus Georgien, aus bäuerlichen Familien. Diesen Typen kann man viel zumuten, sie sind genügsam, sie haben keinen Hauch von Ethik und Moral, und sie sind gottverdammt sachlich und brutal. Und sie wollen mit aller Gewalt aus ihrer Armut heraus.«
»Danke.«
Also gut, dachte Müller weiter. Dann gehe ich davon aus, dass die Russen lieber ein Versteck auf dem Land ausgesucht haben. Sie fahren nach vollbrachter Tat in einem geklauten Fahrzeug über die Dörfer. Ich nehme jetzt an, Achmed, Berlin ist das Ziel, und ich nehme weiterhin an, du brauchst einige Zeit, um das Ding zu bauen. Das Versteck muss absolut sicher sein, und es sollte an einer Verkehrsader liegen, über die man schnell und zielgenau nach Berlin hereinkommt. Über die Dörfer könnt ihr auf kleinen Straßen nicht fahren, da würdet ihr auffallen. Und die Autobahn Richtung Berlin fällt auch aus wegen der hohen Polizeipräsenz nach dem Überfall. Aber spekulieren wir mal, ihr fahrt nach Parchim, dann weiter östlich über die B 191 nach Plau am See. Jetzt gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten, doch ich will dich weiter nach Osten treiben, Achmed, versuchshalber. Ihr fahrt also auf die 198 und kommt dann nach Mirow, dann Neustrelitz, dann nach Woldegk, dann nach Strasburg, dann nach Pasewalk. Und da hätten wir dich auch schon, mein Lieber.
Er rief Krause an und sagte: »Ich habe etwas. Wenn Achmed voller Angst ist, um sein Leben fürchtet, kaum Zeit hat, denkt er nicht nach und spricht Küchenenglisch. Und wenn er dann Pasewalk ausspricht, kommt dabei Pähswolk oder Pässiwolk heraus. Sind Sie einverstanden?«
»Das ist gut. Wir müssen schnell handeln und dabei sehr vorsichtig sein.«
»Richtig. Ich möchte mich ins Spiel bringen.«
»Das ist eigentlich nicht Ihre Aufgabe, es ist erst recht nicht Aufgabe dieses Dienstes. Wir haben keinerlei polizeiliche Befugnisse. Wir können nur weiterreichen, denn uns geht das alles eigentlich nichts an.«
»Aber nur eigentlich«,
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