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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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genannten hausinternen Zusatz. Da hieß es: »Breidscheid steckt nachweislich hinter unzähligen legalen Geschäften weltweit. Häufig sind es Geschäfte mit Immobilien. Diese legalen Geschäfte dienen aber auch als Tarnung für viele schmutzige Geschäfte mit Waffen und militärischen Dingen aller Art. Breidscheid liefert schnell und zuverlässig. Das gilt auch für Drogen. Sehr häufig hat er, um ein einziges Geschäft durchzuziehen, eine eigene Firma gegründet. Man sagt, dass Breidscheid auch bei schmutzigen Geschäften stets zehn Prozent der Bruttoeinnahmen direkt an die katholische Kirche abführt. Hinweis: Der Mann zahlt grundsätzlich keine Steuern!«
    »Und mit so was kommt man durch«, brummte Müller.
    Er rief erneut Krause an, aber der meldete sich nicht mehr. Stattdessen schaltete sich die Rufbereitschaft mit der Nachricht ein, Krause habe das Haus verlassen.
    Es war 23.18 Uhr.
     
     
     
     
    Karen sah hinreißend aus. Sie saß an einem kleinen Tisch in der Bar und winkte ihm zu, als er in die Lobby kam. Sie trug einen dunkelgrauen Hosenanzug mit feinen, weißen Nadelstreifen, dazu ein weißes Männerhemd mit einer pinkfarbenen Krawatte.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte er und küsste sie auf die Stirn.
    »Setz dich neben mich«, sagte sie gut gelaunt. »Nein, nicht so weit weg, enger. Ich will mit dir zusammen einen Salat essen, von einem Teller. Oder ist dir das peinlich?«
    »Nein, ist es nicht. Was hast du heute getrieben?«
    »Ich habe an dem Vertrag gefeilt und mich anschließend um Kleinigkeiten darin gestritten. Wie immer. Dann bin ich irgendwann um sechs Uhr ins Hotel gekommen und habe geschlafen. Bis eben. Wie war Damaskus?«
    »Nicht sehr aufmunternd. Der Freund, der verschwunden ist, hat aller Wahrscheinlichkeit nach falsche Freunde. Aber das gehört eigentlich nicht hierher.«
    »Doch«, widersprach sie heftig. »Das betrifft dich, und also gehört es hierher. Bedeutet das, dass dieser Freund viel Geld verliert oder seine Existenz?«
    »Es geht nicht um Geld«, antwortete er knapp.
    »Um Macht und Ansehen?«
    »Es geht um sein Leben.«
    »Oh«, sagte sie. Dann lächelte sie schnell und unsicher. »Und jetzt sind wir wieder am Punkt, wo du schweigen musst, nicht wahr?«
    Er nickte.
    Der Barmann kam heran und setzte eine große Salatplatte vor sie hin.
    »Hähnchenbrust mit einem großen Haufen Vitamine. Zweimal Mineralwasser, zweimal Besteck. Ich wünsche guten Appetit.«
    »Jetzt merke ich erst, wie hungrig ich bin«, sagte Müller.
    »Sag mal, bist du so etwas wie ein Polizist?« Sie sah ihn durchdringend an.
    »Ja«, sagte er. »Es ist nicht so, dass ich dir ausweiche, aber ich bin gezwungen, nicht darüber zu reden. Das bringt mein Beruf so mit sich. Leider.«
    »Also bist du ein Geheimpolizist.«
    »Wenn du so willst.« Er nickte und lachte.
    »Du musst essen, wenn du groß und stark werden willst«, ermunterte sie ihn. »Wann ist die Beerdigung?«
    »Um elf«, sagte er. »Meine Mutter rechnet mit mehr als hundert Leuten. Das wird eine furchtbare Veranstaltung. Gegen Abend war ich am Friedhof. Mein Vater liegt dort aufgebahrt. Es war schlimm, weil ich auf keine Weise mit ihm in Verbindung kommen konnte. Ich konnte nicht mit ihm reden.«
    »Vielleicht kommt später eine bessere Zeit«, sagte sie. »Komm, iss etwas, das wird dir gut tun.«
    Er spürte, wie sie mit ihrem linken Bein seinen rechten Oberschenkel drückte, und er murmelte: »Du solltest dich zurückhalten. Kopulationen gleich welcher Art sind in öffentlichen Restaurationsbetrieben verboten.«
    »Dann lass uns das Tabu schleunigst brechen. Und wir nehmen Eintritt, denn einige der Knaben hier sehen sehr ausgehungert aus.«
    »Frau Swoboda, wie reden Sie denn?«
    Sie aßen ein wenig, und Müller schaute sich um. Die Bar war voll besetzt, kein Hocker, kein Tisch mehr frei, wie üblich drei Viertel Männer, ein Viertel Ehefrauen, die gelangweilt aussahen und es wohl auch waren. Und sehr viele der Männer warfen Blicke auf Karen.
    »Jetzt hab ich’s. Du bist im Auswärtigen Amt und prüfst die Kantinen in deutschen Botschaften.«
    »Ich habe von Anfang an gewusst, dass du mich enttarnen wirst.« Er küsste sie leicht auf die Wange.
    »Enttarnen ist ein fachspezifischer Ausdruck, nicht wahr?« Sie strahlte ihn an.
    »Ja, das stimmt. Aber könnten wir jetzt vielleicht in dein Zimmer gehen, weil ich nahe daran bin, über dich herzufallen?«
    Sie küsste ihn auf den Mund und sagte: »Aber gern.«
    Also bezahlte Müller,

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