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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Populisten ein Dorn im Auge. Ich wollte, dass jeder auf seine Weise zu unserer Gesellschaft beitragen kann. Ist das schlimm, PH ? Das ist doch ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche. Unsere Gesellschaft ist stark genug, um Muslime aufzunehmen. Nach einigen Generationen sind sie ganz von selbst assimiliert. Das ist der Lauf der Dinge im wohlhabenden Westen. Da wäre man doch verrückt, wenn man an überholten Traditionen festhielte. Unsere Gesellschaft reißt jeden mit. Sie ist verlockend. Spannend. Facettenreich. Hier kannst du alles werden, was dir deine Talente erlauben. Gleiche Chancen für…«
    Cohen schluckte den Rest des Satzes hinunter. »Tja… Spinne ich denn, PH ?«
    Donner schüttelte den Kopf und sagte: »Die Welt spinnt. Nicht du.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das hier überleben möchte, PH . Nein, mach dir keine Sorgen, überleben werde ich es schon, aber nicht in beruflicher Hinsicht. Ich werde das aussitzen, aber sowie es zu einer parlamentarischen Untersuchung kommt, und das wird es früher oder später selbstverständlich, werde ich zurücktreten. Nein, schon davor. Ich räume die Trümmer auf, und dann gehe ich.«
    Donner hatte nichts darauf zu erwidern. Es hatte keinen Sinn, Cohen zu widersprechen. Diese Sache bedeutete wirklich das Ende seiner politischen Laufbahn.
    Cohen schraubte das andere Fläschchen Wasser auf, und beinahe synchron tranken sie einen Schluck.
    Donner ließ einige Sekunden verstreichen, dann sagte er: »Wir gewinnen von Minute zu Minute ein klareres Bild. Wir haben eine Vermutung, wer der Anführer ist. Er ist noch sehr jung. Und von allen Fußballern ist er am schlechtesten ausgebildet. Trotzdem ist er ihr Kapitän. Ein Fleischergeselle. Aber kein Haudegen. Ein gewitzter Junge, der nicht lernen, sondern mit den Händen arbeiten wollte. Konnte bei einem Verwandten anfangen. Halal-Fleischerei. Wir müssen ihn finden, dann können wir alles in Grenzen halten. Darum geht es bei jeder Aktion und jeder Gegenaktion. Wie schnell man imstande ist, die Auswirkungen zu begrenzen. Dass sie sich in einem Flugzeug verschanzt haben, ist an sich nicht schlecht. Wenn wir alle Passagiere frei haben, bleibt uns im Prinzip ein Zielobjekt, bei dem die Kollateralschäden im Rahmen bleiben.«
    »Und die Besatzung?«, fragte Cohen.
    »Das wäre in meinen Augen ein vertretbarer Kollateralschaden. Die Besatzung ist komplett türkisch.«
    »Du riskierst Krawalle der Türken.«
    »Diese Jungen riskieren solche Krawalle. Aber ich glaube nicht, dass es so weit kommen muss. Wir haben die Kapazitäten für ein Eingreifen zum geringsten Preis. Aber zuerst müssen wir sie alle ausfindig machen.«
    »Sind sie denn nicht alle an Bord?«
    »Nein, wir glauben nicht. Wir wissen nicht, wie viele Jungen an Bord sind, und wenn sie nicht alle an Bord sind, können sie sich überall in den Niederlanden versteckt halten. Oder in Belgien.«
    Cohen fragte: »Warum sind denn nicht alle im Flugzeug?« Aber er ließ Donner keine Zeit zum Antworten. »Sie haben noch etwas anderes vor…?«
    »Wir wissen, was wir nicht wissen, Job. Das hat Donald Rumsfeld mal gesagt. War Minister unter Bush, weißt du noch? Schlimmer ist es, wenn man nicht weiß, was man nicht weiß. Wenn man nicht weiß, wo der Rand des Puzzles verläuft. Sowie die Passagiere freigelassen worden sind, wissen wir viel mehr. Aber da gibt es noch eine Komplikation.«
    »Noch eine Komplikation?«, wiederholte Cohen. »Wie viele Komplikationen können wir binnen vierundzwanzig Stunden verkraften? Was für eine Komplikation?«
    »Wir haben acht Jungs der Königlichen Marine in dem Flugzeug. Niederländische Matrosen. Sollten an Bord einer unserer Fregatten gehen, die dort irgendwo in einem Hafen liegen. Die kriegen wir nicht frei. Was die Sache ein wenig erschwert. Nicht sehr, aber doch…«
    »Wo ist Boujeri?«
    »Der wird in Aalsmeer festgehalten. Kann auf mein Zeichen hin sofort zum Flugzeug gebracht werden. Wird sein großer Auftritt. Das mit van Gogh geschah rasch und mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber das jetzt spielt sich vor laufenden Kameras ab und wird in die ganze Welt übertragen. Zuerst müssen die Passagiere freikommen. Und noch etwas…«
    Cohen sah ihn abwartend an. Donner musste ihn damit konfrontieren. Es ging um höhere Interessen.
    »Der Junge, den wir für den Anführer halten, heißt Salheddine Ouaziz, kurz Sallie. Sallie Ouaziz. Sagt dir der Name Ouaziz etwas?«
    »Ja, den kenne ich«, sagte Cohen. Es war ihm

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