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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Tabellenführer ihrer Liga. Sie hatten den Fair Play Award gewonnen, weil sie auf dem Platz nie fluchten, nie mit dem Schiedsrichter diskutierten. Donner glaubte also nicht, dass sie wirklich die Halbstarken waren, als die sie sich gerade aufführten. Warum taten sie das? Er konnte nur eine Antwort darauf finden: Das war Teil eines Täuschungsmanövers.
    Dubois hatte gefragt: »Kennen Sie Radio 538?«
    »Nein.«
    »Das ist ein Sender, den viele junge Leute hören. Der meistgehörte Radiosender der Niederlande. Ruud hat dort angerufen und kam live auf Sendung. Er sagte, sie hätten nichts mit dem Unglück beim Opernhaus zu tun. Er sagte, sie protestierten gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan und gegen die von Israel begangenen Morde im Gazastreifen. Er sagte, sie wollten sich am Kampf gegen Assad beteiligen, und er sagte auch, dass sie erst noch ein paar Rundflüge über den Niederlanden und der Nordsee machen wollten und ob es Mädchen gäbe, die mitfliegen wollten. Sie würden auch brav nach Schiphol zurückgebracht werden. Diese Jungs sind übergeschnappt, Herr Donner. Das sind gefährliche Irre.«
    Donner glaubte das nicht. Sie wollten Zeit schinden, und das war seltsam. Eigentlich war es eher in seinem Interesse, das Ganze zu verzögern, nicht in ihrem. Huren, Callgirls, über das Radio Mädchen zu einem Vergnügungsflug aufrufen. Blödsinn. Da steckte irgendetwas anderes dahinter. Der Anschlag auf das Opernhaus war der erste Schritt gewesen – das war schiefgelaufen und nicht auf einen symbolischen Akt beschränkt geblieben. Dann die Flugzeugentführung. Die band jetzt alle Kräfte. Sämtliche Nachrichtendienste hatten ihre Aufmerksamkeit jetzt darauf gerichtet. Die Attentäter waren an Bord. Drei Tote bis jetzt. Nicht katastrophal, aber schlimm genug. Das Opernhaus war schwer beschädigt und musste vermutlich aufgegeben werden.
    Die Fußballmannschaft bestand aus insgesamt achtzehn Spielern. Sieben hatte man ausfindig gemacht. Die waren in der Schule gewesen beziehungsweise am Arbeitsplatz erschienen. Sie waren festgenommen worden, zu Hause, bei Freunden, in der Abendschule, auf der Straße, und wurden jetzt befragt. Alle erweckten den Eindruck, dass sie von nichts wussten. Bis jetzt waren die Befrager von ihrer Unschuld überzeugt. Elf von den achtzehn Mitgliedern der Mannschaft waren nicht auffindbar. Ihre Familien waren ratlos. Ruud hatte um sechs Huren gebeten. Warum nicht elf? Wollten fünf Jungen nicht bei der Sexparty mitmachen? Oder bestand die Gruppe im Flugzeug nur aus sechs Jungen, und die übrigen fünf hielten sich irgendwo für den dritten Schritt versteckt? Sowie die ersten Passagiere freikamen, würden sie erfahren, wie viele Entführer an Bord waren. Donner war davon überzeugt, dass es sechs waren. Die anderen fünf mussten sie finden, bevor sie zuschlugen. Aber er hatte keine Ahnung, wie und wo.
    Bevor er seine Wanderung durch den Saal fortsetzte, sagte er zu Dubois: »Ich nehme an, dass Mädchen und Frauen beim Radiosender angerufen haben.«
    Dubois nickte.
    »Wie viele?«
    »Hundertachtunddreißig. Das war der Stand vor zwanzig Minuten.«
    Daraufhin hatte Donner, der seinen Ekel, nein, seine Betrübnis nicht zeigen wollte, sich an einen leeren Tisch in der Ecke gesetzt, einen Notizblock vor sich, und Frans van der Ven, der Mann für die Spezialeinsätze, zog einen Stuhl zu ihm heran. »Ich habe mir das Gespräch auch gerade angehört. Die machen sich einen Jux daraus. Halbwüchsige Schnösel. Kein bisschen angespannt. Oder sie lassen so Spannung ab.«
    Donner entgegnete: »Ich glaube nicht, dass das spontan ist. Sondern gut durchdacht. Ich glaube, sie führen uns an der Nase herum. Wollen Verwirrung auslösen, Chaos. Ist Dubois wieder mit ihnen im Gespräch?«
    »Er berät sich gerade mit Profilern und Psychologen. Wir können unmöglich Huren anheuern und zum Flugzeug bringen. Das ist eine unmögliche Forderung.«
    »Wir haben keine Erfahrung als staatliche Zuhälter«, sagte Donner. »Noch nicht. Woher nehmen wir die Huren? Kannst du das eruieren?«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Wir spielen das Spiel mit. Wenn sie Huren wollen, sollen sie Huren haben. Vielleicht sind die aufzutreiben. Aber ich glaube nicht, dass sie sie an Bord lassen. Sie bluffen.«
    »Sie spielen mit dem Schicksal Boujeris. Wir müssen ihnen damit drohen, dass wir ihn nicht ausliefern.«
    »Wir haben kein Druckmittel, und wenn wir keine Huren auftreiben, müssen wir ihnen verdeutlichen, dass wir keine Huren liefern

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