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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Morde. Sie mussten ihn früher oder später festnehmen und unter Druck setzen und seine Computer durchforsten. Alles lief bei ihm zusammen, aber die konkreten Beweise hörten bei Ouaziz auf. Für so eine Hausdurchsuchung und Beschlagnahmung brauchst du die Einwilligung des Staatsanwalts oder des Haftrichters. Das ist ein wichtiges Dokument, denn damit werden Grundrechte aufgehoben. Auf den Papieren muss die Adresse angegeben sein. Aber sie wussten nicht, dass das Erdgeschoss, in dem Kohn wohnte, vom Katasteramt eine andere Hausnummer bekommen hatte als die, die vorne auf dem Haus stand. Demnach hatten sie einen Durchsuchungsbeschluss für das falsche Haus. Ein winziger Lapsus. Aber eine Todsünde. Woher kennst du ihn?«
    De Winter schlug die Augen nieder. Was er jetzt sagen würde, konnte seine Schriftstellerlaufbahn und seine Reputation zerstören, wenn es bekannt wurde. Er spürte, dass Moszkowicz ihn fixierte.
    »Bram, angenommen… jemand hat 1983 und 1984 Drogengeschäfte finanziert. Wäre das heute verjährt?«
    Moszkowicz sah ihn einen Moment lang verwirrt an und schüttelte dann den Kopf.
    »Du?«
    »Ist es verjährt?«
    »Ja. Ist verjährt. Hast du das wirklich getan, oder hast du dir das jetzt gerade ausgedacht, Leon?«
    »Bram… Sagen wir mal, ich habe es mir ausgedacht.«
    »Sagen wir das mal, ja«, sagte Moszkowicz. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    »Ich hätte ja vieles erwartet, aber das nicht. Du? Der Autor von Hoffmans Hunger, SuperTex, Das Recht auf Rückkehr ? Drogenschmuggel? Mit Max Kohn? Erzähl mir, was du dir ausgedacht hast.«

MEMO
    An: Minister J. P. H. Donner
    FOR YOUR EYES ONLY
    Kennzeichen: Three Headed Dragon
    Sehr geehrter Herr Minister,
    inzwischen habe ich mich von einem Experten in die Grundlagen der Quantenelektrodynamik (im Folgenden QED ) einführen lassen. Ich muss sagen: Das ist faszinierend.
    QED ist eine »seltsame Theorie des Lichts und der Materie«, wie der Physiker Richard Feynman (1918   –   1988), einer ihrer Begründer, selbst schrieb. Letztlich geht es dabei um die Wechselwirkung zwischen Licht und Elektronen. Ein weiteres Zitat von Feynman: »Und so hoffe ich, dass Sie die Natur akzeptieren können, wie sie ist – absurd. […] Also laufen Sie bitte nicht gleich davon, weil Sie die Natur nicht für so seltsam halten können.«
    Feynman bekam 1965 den Nobelpreis für Physik. Er war nicht nur ein brillanter Wissenschaftler, sondern auch, wie ich den Quellen entnehmen konnte, »Nachtclubbesucher, Zeichner, Bongo-Spieler«. Als Feynman während des Zweiten Weltkriegs in Los Alamos, New Mexico, an der Atombombe arbeitete, knackte er zum Spaß die Spinde seiner Kollegen.
    In seinem Buch QED –Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie schreibt Feynman: »Ich nehme an, dass Sie mit den Eigenschaften des Lichts im Alltag vertraut sind: Sie wissen, dass sich Licht geradlinig ausbreitet; dass es beim Übergang in Wasser gebrochen wird; dass Ein- und Ausfallswinkel gleich sind, wenn Licht an einer Grenzfläche wie einem Spiegel reflektiert wird; dass Licht in Farben zerlegt werden kann; dass auf einer Pfütze mit ein paar Öltropfen wunderschöne Farben entstehen; dass eine Sammellinse Licht bündelt und so weiter. Anhand dieser vertrauten Erscheinungen werde ich Ihnen das wahrhaft seltsame Verhalten veranschaulichen.«
    Licht besteht aus Partikeln, die »Photonen« genannt werden. In einem Vakuum beträgt die Geschwindigkeit von Photonen 299   792   458   Meter pro Sekunde, meistens auf dreihunderttausend Kilometer pro Sekunde aufgerundet. Wenn Photonen auf eine reflektierende Fläche auftreffen, geschieht etwas Mysteriöses.
    Wenn hundert Photonen auf eine glatte Glasplatte auftreffen, werden »von jeweils 100   Photonen, die die Lichtquelle verlassen, 4 reflektiert«, so Feynman. Photonen »entscheiden sich« gewissermaßen selbst, »wohin sie wollen«, wenn sie auf die Glasplatte auftreffen, schreibt er. Versuchsanordnungen (komplexe Versuchsanordnungen, es hat keinen Sinn, sie an dieser Stelle zu beschreiben) haben diese »partielle Reflexion des Lichts« immer wieder belegt. Es kann nicht festgestellt werden, welches Photon »sich entschließen wird«, vom Glas abzuprallen, nur, dass es im Durchschnitt immer vier von hundert sind.
    Feynman: »Sosehr wir uns auch um eine vernünftige Theorie bemühen, die uns begreiflich machen könnte, wie ein Photon sich ›entschließt‹, ob es das Glas passieren oder abprallen will – den Weg eines

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