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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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bestimmten Photons vorherzusagen erweist sich als unmöglich.«
    Dies zur Illustrierung des eigenartigen LI , der momentan im Fokus meiner Nachforschungen steht.
    Mit freundlichem Gruß
    Frans van der Ven

10
    SALLIE
    Vor einer Woche hatten sie eine Trockenübung gemacht. Mit bestürzendem Ergebnis, denn sie führte ihnen ihren Mangel an Erfahrung vor Augen – aber wie sollte man so eine Erfahrung auch aufbauen? Der Ford Transit erwies sich als fünf Zentimeter zu hoch für die Tiefgarage unter dem Opernhaus. Glücklicherweise merkten sie das rechtzeitig und konnten den Transporter zurücksetzen, bevor er in der Einfahrt steckenblieb. Rechts daneben wies zwar ein Schild auf die maximale Durchfahrtshöhe hin, doch es stand nicht im Blickfeld des Fahrers, der natürlich eher auf die in die Tiefe führende Fahrbahn mit dem großen blauen Schild darüber achtete.
    Sie hatten etwas Luft aus den Reifen gelassen, doch das reichte immer noch nicht. Zwar würde der Transit später schwer beladen sein und damit tiefer liegen, aber sie durften nichts dem Zufall überlassen. Auf einem Schrottplatz besorgten sie sich kleinere Reifen. So kamen sie schließlich auf eine zwei Zentimeter unter dem Maximum liegende Höhe.
    Sie hatten der Tiefgarage einige Wochen lang täglich einen Besuch abgestattet und sich vergewissert, dass immer ausreichend günstig gelegene Parkplätze für den Transit zur Verfügung standen. Es erübrigte sich also, mit einem zweiten Wagen den besten Parkplatz zu besetzen.
    Die Sprengladung würde aus dem gleichen Gemisch bestehen, mit dem 1995 in Oklahoma dreihundertvierundzwanzig Gebäude rund um das Zentrum der Detonation im Alfred P. Murrah Federal Building beschädigt wurden.
    Sallie hatte den Anschlag und die einfache Zusammensetzung des Sprengstoffs genau studiert. Einhundertachtundsechzig Tote. Sechshundertachtzig Verletzte. Die Attentäter waren weiße Faschisten gewesen, aber man konnte trotzdem etwas aus ihrem Vorgehen lernen. Und auch aus ihren Fehlern.
    Fast alles, was für den Anschlag benötigt wurde, war frei im Handel erhältlich. Sie hatten in Frankreich, Belgien und den Niederlanden eingekauft und immer in kleinen Mengen, damit nirgendwo registriert war, über was sie insgesamt verfügten. Neuerdings wurde nämlich auch in europäischen Baumärkten und dergleichen Buch darüber geführt, welche Bauern sich einen Vorrat an Ammoniumnitrat zulegten. Timothy McVeigh, der Christenhund, der »Oklahoma« ausgetüftelt und in die Tat umgesetzt hatte, hatte eine Sprengstoffladung von dreitausendzweihundert Kilo zusammenbekommen, doch unter einer solchen Last wäre ihr Transit zusammengebrochen. Sallie hatte sich nur mit McVeighs Anschlag befasst, weil er das von ihm benutzte Gemisch kopieren wollte.
    Wenn Ammoniumnitrat mit Nitromethan (einem brennbaren Lösungsmittel) vermischt wurde, entstand ein Sprengstoff namens ANNM (Ammoniumnitrat & Nitromethan). ANNM war kein primärer Sprengstoff, das heißt, das Gemisch bedurfte eines anderen Sprengstoffs, um gezündet zu werden. McVeigh hatte Zugang zu Sprengstoffen gehabt, die in den Niederlanden nicht zu haben waren, wie etwa dem in Amerika von DuPont und in Europa von der schweizerischen Société Suisse des Explosifs hergestellte Tovex, das das Dynamit verdrängt hatte. Diesen Sprengstoff konnte Sallies Netzwerk weder kaufen noch entwenden.
    Stattdessen wollte Sallies Gruppe Acetonperoxid einsetzen, eine äußerst explosive und hoch flüchtige Substanz, die sie vor Ort, im Transit, aus Wasserstoffperoxid, Aceton und verdünnter Schwefel- oder Salzsäure zubereiten mussten, Stoffen, die allesamt problemlos erhältlich waren. Geliefert wurde das Ganze von den Belgiern, einschließlich des dunkelblauen Ford Transit, den Sallie in einem Lagerschuppen in Bergen op Zoom in Empfang genommen hatte. Der Transit war höchstens ein Jahr alt. Man hatte ihn von einem Industriegelände in Brüssel gestohlen und mit niederländischen Kennzeichen versehen.
    Die Jungs hatten sich für einen konventionellen Anschlag mittels Zeitzündung entschieden. Eine Fernzündung überstieg ihr Wissen und ihre technischen Möglichkeiten.
    Der Stromstoß für die Entzündung des Acetonperoxids, das das ANNM zur Explosion bringen sollte, sollte von einem stinknormalen Elektrowecker von HEMA ausgelöst werden. Sallie würde ihn einstellen, wenn er den Transit verließ. Frits, ihr Messi, würde ihn begleiten.
    Die Sprengkraft der Ladung im Transit betrug weniger als ein Sechstel von der

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