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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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hatte. Zehn Minuten später erhielt er den Anruf eines Mannes, der sich nach der Adresse des zu sichernden Hauses erkundigte und noch einige Einzelheiten wissen wollte. Auch wollte er ein Foto von dem Mann, der die Beunruhigung auslöste. De Winter suchte im Internet nach einem Bild von Kohn. Die letzten Aufnahmen datierten von 2001, als Kohn mit Sonja zusammen in ihrer Wohnung an der Keizersgracht festgenommen worden war. Danach nichts mehr. De Winter gab dem Mann den Link zu den deutlichsten Fotos durch. Sie würden sich am späteren Nachmittag, bevor er Nathan abholen ging, in Sonjas Wohnung treffen.
    In Bezug auf Kohn hatte de Winter etwas zu verbergen, und umgekehrt galt das auch für Kohn in Bezug auf de Winter. Sie tarierten sich also gegenseitig aus. Doch was zwischen Sonja und Kohn entstehen konnte, wenn sie sich wiedersahen, war nicht vorherzusagen. Die heraufziehenden Komplikationen waren überdeutlich, und de Winter, die zweite Wahl, würde Kohn nichts entgegenzusetzen haben, wenn dieser versuchen sollte, ihm Sonja wegzunehmen. Kohn war reich und bei weitem attraktiver als de Winter, und er schreckte nicht vor der Anwendung von Gewalt zurück. Letzteres konnte de Winter nun wahrlich nicht von sich behaupten. Er hatte eine Heidenangst vor physischer Gewalt.
    De Winter radelte also mit unguten Vorahnungen zu dem Bistro an der Prinsengracht. Er begrüßte Moszkowicz, der draußen vor der Tür stand und telefonierte, mit der üblichen Umarmung. Drinnen bestellten sie sich beide ein belegtes Brötchen und eine Cola light.
    In dem schlauchförmigen kleinen Lokal wurden den Bankangestellten, Headhuntern und Rechtsanwälten aus den benachbarten Grachtenbüros zwanzigerlei Kaffee und fünfzigerlei belegte Brötchen geboten. De Winter und Moszkowicz nahmen in der hinteren Ecke Platz, de Winter in Jeans, T-Shirt und verschlissenem Sakko, Moszkowicz im schimmernden Maßanzug und schneeweißen Oberhemd mit goldenen Manschettenknöpfen.
    Während sie ihr Brötchen aßen, erzählte Moszkowicz, was vor elf Jahren mit Max Kohn passiert war.
    »Sie haben ihn überfallartig in seinem Haus festgenommen. Am Tag vor Nine Eleven, deshalb erinnere ich mich noch so genau daran. Die Anschuldigungen waren nicht ohne: Beteiligung an einem Doppelmord. Aber die Hausdurchsuchungspapiere taugten nichts. Staatsanwalt und Haftrichter hatten Schnitzer gemacht. Das deckte ich auf. Sie wussten, dass ich Hackfleisch aus ihnen machen würde, wenn die Sache vor Gericht käme, und deshalb haben sie ihn unter der Bedingung, dass er das Land verlässt, ungeschoren davonkommen lassen. Was nicht rechtens war. Aber ich habe ihm geraten, darauf einzugehen.«
    »Welche Beweise hatten sie?«
    »Eine ganze Latte, aber Genaues weiß ich nicht mehr. Schwerwiegender waren die Beweise gegen seinen Partner, seine rechte Hand, ein Marokkaner war das, mir fällt sein Name gerade nicht ein. Der hat, glaube ich, achtzehn Jahre bekommen. Sie hatten ihn nachts bei einer Verkehrskontrolle auf der A 9 angehalten und fanden im Kofferraum eine Waffe, ein schweres Geschütz, automatisch. Sie lag unter einer Decke, und die Beamten taten, als hätten sie sie nicht gesehen, ganz schön schlau von dem Typ, der das Ganze leitete. Sie sind diesem Marokkaner eine Zeitlang gefolgt und haben ihn abgehört. Als er eine Woche mit ein paar Mädchen auf Ibiza war, haben sie bei ihm eingebrochen, seinen Wagen durchsucht und die Waffe im Labor unter die Lupe genommen. Ich glaube, es war eine Heckler & Koch. Sie haben in so einem speziellen Container ein paar Schüsse damit abgefeuert, die Merkmale der Kugeln in den Computer eingegeben und sie mit anderen Kugeln verglichen. Die Waffe passte zu einem Fall vom Januar 1996. Zwei Jugoslawen waren damals in der Nähe von Loosdrecht tot in einem Graben gefunden worden. Von Kugeln durchsiebt, ich glaube, es waren insgesamt mehr als vierzig. Ouaziz hieß dieser Marokkaner, jetzt fällt es mir wieder ein. Als er aus Ibiza zurückkam, haben sie ihn am Flughafen Schiphol verhaftet. Er sagte kein Wort. Aber die SMS -Mitteilungen auf seinem Handy führten zu einem ganzen Netzwerk. Drogen. Großangelegt.«
    »Und Kohn?«
    »Ouaziz war Kohns Mann fürs Grobe. Kohn war der Kopf. Die Justiz hat Zoll- und Steuerfahndung eingeschaltet, Kohn hatte einen regelrechten Christbaum von Geldwäschereien und ausländischen Briefkastenfirmen. War ziemlich gut organisiert. Sie wussten, dass er der Boss war und mit großer Sicherheit der Auftraggeber für die

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