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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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nicht? Mitten im
Dschungel. Wir veranstalten wohl eine kleine Grillparty, was? Wie heißt dieser
Ort?«
    »Haiti«, antwortete er.
    »Verdammt.« Erziraphaels dritter Fluch innerhalb kurzer Zeit. Er kam langsam in
Übung. »Die Entfernung ist noch immer sehr groß. Aber
es könnte schlimmer sein. Tja, muß mich jetzt wieder auf den Weg machen. Bis
dann.«
    Und Citron Deux-Chevaux war allein in seinem Kopf.
    » Loas sei verflucht«, murmelte er, starrte eine
Zeitlang ins Leere, nahm dann seinen Rucksack und holte die Flasche Chivas
hervor. Es gibt mindestens zwei Möglichkeiten, jemanden in einen Zombie zu
verwandeln. Citron entschied sich für die leichtere.
    Das Donnern der
Brandung wurde lauter. Die Palmen neigten sich hin und her.
    Ein Sturm zog
herauf
    Scheinwerfer flammten auf.
Der Evangelische Chor von Power Cable (Nebraska) begann mit dem Lied ›Jesus ist
der Vermittler in der Telefonzentrale meines Lebens‹. Den enthusiastischen
Stimmen gelang es fast, das Heulen des Windes zu übertönen.
    Marvin O.
Beteviel rückte die Krawatte zurecht, überprüfte das professionelle Lächeln in
einem Spiegel, klopfte seiner persönlichen Assistentin auf den Po (Miß Cindi
Kellerhals, Penthouse Pet im Juli vor drei Jahren; aber sie zog einen Schlußstrich
unter diese Vergangenheit, als sie mit Der Karriere begann) und betrat das Studio.
    »Jesus unterbricht die Verbindung nicht,
bevor das Gespräch beendet ist.
    Bei ihm sind immer alle Leitungen frei.
    Und wenn die Rechnung kommt, fehlt nie
die Angabe der
    Gebühreneinheiten.
    Er ist der Vermittler in der
Telefonzentrale meines Lebens«,
    sang der Chor. Marvin war
stolz auf dieses Lied. Der Text stammte von ihm.
    Sein Werk als
Komponist umfaßte bekannte Titel wie: ›Fröhlicher Herr Jesus‹, ›Jesus, kann ich
kommen und an deinem Kamin Platz nehmen?‹, ›Das alte feurige Kreuz‹, ›Jesus ist
der Aufkleber an der Stoßstange meiner Seele‹ und ›Wenn mich Entzücken packt,
so übernimm das Steuer meines Cadillac‹. Sie waren im Album Jesus ist mein bester Kumpel zusammengefaßt (LP, Kassette und CD); Beteviels Radio- und
Fernsehsender brachten alle vier Minuten entsprechende Werbespots.* [* LP oder
Kassette 12,95 $, die CD zu 24,95 $. Allerdings bekommen Sie für jede 500
$-Spende an Marvin Beteviels Mission eine Gratis-LP.]
    Der Text
zeichnete sich durch einen bemerkenswerten Mangel an Reimen aus und ergab
überhaupt keinen Sinn. Außerdem hatte Marvin die Melodien von alten
Country-Songs ›ausgeliehen‹. Dennoch verkaufte sich Jesus ist mein
bester Kumpel prächtig: Bisher waren vier
Millionen LPs, Kassetten und CDs an den Mann (besser gesagt: die Frau) gebracht
worden.
    Marvin hatte
als Country-Sänger begonnen und alten Liedern von Conway Twitty und Johnny Cash
zu einer Renaissance verholfen.
    Er gab sogar
regelmäßige Live-Konzerte in San Quentin und anderen Gefängnissen – bis ihm die
Bürgerrechtsbewegung vorwarf, die Häftlinge grausam mißhandelt zu haben.
    Marvin nahm
dies zum Anlaß, sich der Religion zuzuwenden. Gemeint ist hier nicht etwa die
stille persönliche Frömmigkeit, die gute Taten und ein besseres, sündenfreies
Leben erfordert. Marvin begnügte sich nicht einmal damit, sich in einen dezenten
Anzug zu kleiden und an den Türen von fremden Leuten zu klingeln, um ihnen
Erleuchtung anzubieten. Nein, er gründete eine eigene Fernsehstation und
brachte seine nach Absolution und Hoffnung lechzenden Mitmenschen dazu, ihm
Geld zu schicken.
    In seiner
TV-Show Marvins Stund’, jetzt geht’s rund (›Religion soll auch Spaß machen‹) bot er genau die richtige Mischung
an. Vier drei Minuten lange Lieder von der LP, zwanzig Minuten Höllenfeuer und
dreihundert Sekunden Wunderheilungen. (Die restlichen dreiundzwanzig Minuten
nutzte Beteviel, um zu schwatzen, zu betteln, zu drohen und zu flehen; manchmal
bat er sein Publikum auch ganz offen und direkt um Geld.) Am Anfang hatte er
Kranke ins Studio geholt, um sie vor den Kameras von ihren Leiden zu befreien,
was jedoch zu einigen Problemen geführt hatte. Schließlich beschränkte er sich
darauf, Briefe des Publikums zu erwähnen (›Sie enthalten die heilige
Wahrheit‹), in denen Zuschauer berichteten, während der Sendung auf wundersame
Weise geheilt worden zu sein. Auf diese Weise ergaben sich weniger Schwierigkeiten:
Er brauchte keine Schauspieler mehr zu engagieren, und niemand konnte seine
Erfolgsquote überprüfen.* [* Es hätte
Marvin vielleicht erstaunt zu erfahren, daß er

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