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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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der Spitze geht Hexensucher-Gefreiter
Newton Läuterer. Nein, es ist nicht Newt. Der Mann wirkt älter und trägt
schwarzes Leder. Shadwell betrachtet anerkennend die alte Uniform eines
Hexensucher-Majors.
    Die Frau klettert auf den
Scheiterhaufen, bleibt am Pfahl stehen und läßt sich festbinden. Das Holz wird
entzündet. Die Namenlose spricht zu der Menge, aber Shadwell schwebt zu hoch,
um ihre Worte zu verstehen.
    Eine Hexe, denkt er. Die
Leute verbrennen eine Hexe. Zufriedenheit erfüllt ihn. Er hält es für richtig,
Hexen zu verbrennen. Ja, hier ist die Welt noch in Ordnung.
    Allerdings …
    Die Frau hebt den Kopf sieht
zu ihm hoch und sagt: »Das giltet auch für dich, du blödiger alter Narr.«
    Allerdings – sie wird
sterben. Die Leute wollen sie bei lebendigem Leib verbrennen. Und in seinem
Traum versteht Shadwell plötzlich, daß es ein schrecklicher Tod ist, von
Flammen verzehrt zu werden.
    Das Feuer prasselt lauter.
    Und die Frau blickt noch
immer nach oben. Sie sieht Shadwell direkt an, obwohl er unsichtbar ist. Und
sie lächelt.
    Dann macht es Bumm.
    Es donnerte.
    Das Donnern
eines Gewitters, begriff Shadwell, als er mit dem unangenehmen Gefühl erwachte,
daß ihn noch immer jemand beobachtete.
    Er hob die
Lider, und dreizehn Glasaugen starrten ihn von den Regalen in Madame Tracys
Boudoir an. Sie gehörten zu den Gesichtern verschiedener Stofftiere.
    Er drehte den
Kopf und sah jemanden, der ihn mit durchdringendem Blick musterte. Er erkannte
sich selbst.
    Ach
du lieber Himmel! dachte er ohne
Akzent. Ich habe eine dieser komischen
Sphären-Erfahrungen, ich meine, ich bin gerade ohne meinen Körper unterwegs,
ich sehe mich selbst, jawohl, und das bedeutet, diesmal bin ich wirklich
ausgerastet, oh-oh …
    Er machte hastige Schwimmbewegungen, um seinen Leib zu erreichen, und
dann erfolgte die in solchen Fällen typische perspektivische Rückverschiebung,
wodurch alles wieder ins Lot kam.
    Shadwell
entspannte sich und überlegte, warum jemandem daran gelegen sein sollte, einen
Spiegel an der Schlafzimmerdecke zu befestigen. Verwirrt schüttelte er den
Kopf.
    Er kletterte
aus dem Bett, zog die Stiefel an und stand unsicher auf. Irgend etwas fehlte.
Eine Zigarette. Er grub mit den Händen tief in den Hosentaschen, fand eine
Büchse und griff nach Tabak und Papier.
    Undeutlich
erinnerte er sich an einen Traum. Shadwell entsann sich an keine Einzelheiten,
aber trotzdem verharrte ein verschwommenes Unbehagen in ihm.
    Er entzündete
die fertige Zigarette. Und sah dabei seine rechte Hand, die wirksamste Waffe
der Hexensucher-Armee. Den Dämonenzerstörer und Höllenfeind. Shadwell lächelte
grimmig, zielte mit dem Zeigefinger auf den einäugigen Teddybär und betätigte
einen imaginären Abzug.
    »Peng«, sagte
er und kicherte heiser. Unglücklicherweise war er nicht ans Kichern gewöhnt und
hustete prompt, was ihn in die vertraute Wirklichkeit zurückbrachte. Er sehnte
sich nach etwas Trinkbarem. Zum Beispiel nach einer Dose Kondensmilch.
    Madame Tracy
besaß bestimmt so etwas.
    Mit langen
Schritten verließ Shadwell das Boudoir und ging zur Küche.
    Außerhalb der
kleinen Nische blieb er stehen. Die lasterhafte Isebel sprach mit jemandem.
    Mit einem Mann.
    »Und wie soll
ich mich jetzt verhalten?« fragte sie.
    »Ach, du
frefliges Feib«, murmelte Shadwell und ging davon aus, daß Madame Tracy einem
ihrer Kunden sündige Gesellschaft leistete.
    »Um
ganz ehrlich zu sein, werte Dame: Eigentlich weiß ich nicht genau, was es jetzt
zu unternehmen gilt.«
    Es lief Shadwell eiskalt über den Rücken. Er zögerte nur eine Sekunde
lang, strich den Perlenschnurvorhang beiseite und rief: »Bei den Schünden fon
Sodom und Gomorrha! Eine arme hilflosche Hure auszunutzen! Dasch ferde ich
nicht zulassen!«
    Madame Tracy
sah auf und lächelte. Außer ihr befand sich niemand im Zimmer.
    »Woschteckta?«
fragte Shadwell.
    »Wer?«
erwiderte Madame Tracy.
    »Ein blöder
Südler«, zischte Shadwell. »Ich habe ihn gehört. Er ischt hier irgendwo und hat
dir … Dinge forgeschlagen. Habsch ganz deutlich gehört.«
    Madame Tracys
Mund öffnete sich, und eine andere Stimme erklang. »Nicht nur irgend ein blöder Südler, Feldwebel, sondern der blöde Südler.«
    Shadwell ließ
seine Zigarette fallen. Er streckte den Arm aus, richtete die zitternde rechte
Hand auf Madame Tracy.
    »Dämon!«
krächzte er.
    »Nein«, entgegnete die Frau mit dämonischer Stimme. »Oh,
ich weiß, was Sie denken, Feldwebel. Sie denken, daß sich

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