Ein gutes Omen
die Zettel ihres Karteikastens.
»Ich wollte
alles in einem Computer speichern«, sagte sie. »Um die einzelnen Einträge
besser und schneller miteinander vergleichen zu können. Wortsuche und so. Sie
wissen schon. Die Weissagungen sind numeriert, aber von einer chronologischen
Reihenfolge kann leider keine Rede sein. Allerdings gibt es aufschlußreiche
handschriftliche Hinweise.«
»Das Buch ist
ein Karteikasten?« fragte Newt.
»Nein, das Buch
ist ein Buch. Ich habe es leider, äh, verlegt. Glücklicherweise stehen mir
Kopien der Prophezeiungen zur Verfügung.«
»Verlegt?«
wiederholte Newt und lächelte triumphierend. »Sie haben es verloren. Und das hat Agnes nicht vorausgesehen, oder?«
Anathema
starrte ihn finster an. Wenn Blicke töten könnten, hätte sich jetzt der
Sargdeckel über Newt geschlossen.
»Im Laufe der
Jahre entstand ein einheitliches Bezugssystem, und mein Großvater stellte
Hunderte von Querverweisen her … Ah, hier ist es.«
Die junge Frau
reichte Newt ein Blatt.
3988: Wenn Krokus-Männer aus
Krokus = Safran (s. 2003)
der Erde kletterigen und grüne
Außerirdische …??
Männer vom Himmel kommigen,
… Fallschirmjäger?
um zu sprechen seltsame Worte,
… Atomkraftwerke
wenn Plutostäbe in den Häusern
(s. Zeitungsausschnitte
des Lichts fehligen und versun-
Nr. 798-806)
kige Inseln wieder ragen aus dem
… Atlantis, Ausschnitte
Meere, wenn der Leviathan frei
Nr. 812-819
schwimmet, wenn Brasil grün
…
werdet, dann treffigen sich Drei,
…
und Vier steiget auf, mit eisernen
Leviathan = Wale?
Rössern. Und ich sage euch: Dann
(s. 1981)?
rücket das Ende der Welt nähiger.
… Südamerika ist grün?
… 3 = 4? Eisenbahn?
… (›eiserne Straße‹,
s. 2675)
»Einige der Anmerkungen
habe ich später hinzugefügt«, gestand Anathema ein. »Im Anschluß an die
Radionachrichten.«
»Den
Angehörigen Ihrer Familie müßte es doch leichtfallen, Kreuzworträtsel zu
lösen«, murmelte Newt.
»Ich glaube,
hier hat es Agnes ein wenig übertrieben. Ich meine, die Hinweise auf den
Leviathan, Südamerika sowie Drei und Vier könnten praktisch alles bedeuten.«
Anathema seufzte. »Das Problem sind die Zeitungen. Man kann nie wissen, ob sich
Agnes auf irgendein eher unwichtiges Ereignis bezieht. Wissen Sie, wie lange es
dauert, jeden Morgen alle Zeitungen gründlich durchzugehen?«
»Drei Stunden
und zehn Minuten«, antwortete Newt sofort.
»Ich schätze, wir bekommen
eine Medaille oder so was«, sagte Adam optimistisch. »Weil wir so mutig waren,
jemanden aus einem lodernden Auto zu retten.«
»Der Wagen
brannte überhaupt nicht«, wandte Pepper ein. »Er hatte nicht mal viele Beulen,
als wir ihn wieder auf die Räder stellten.«
»Aber er hätte
brennen können «,beharrte Adam. »Sollen wir etwa auf eine
Medaille verzichten, bloß weil irgend so ein blöder Wagen nicht zum richtigen
Zeitpunkt in Flammen aufging?«
Fasziniert
beobachteten die Sie das Loch in der Straße. Die von Anathema verständigte
Polizei führte es auf ein plötzliches Absenken des Bodens zurück und hatte
gestreifte Kegel am Rand aufgestellt.
Der Schacht war
dunkel. Und tief.
»Es würde
bestimmt viel Spaß machen, nach Tibet zu gehen«, sagte Brian. »Wir könnten dort
Kung Fu und so lernen. Ich habe mal einen Film gesehen, der zeigte ein Tal in
Tibet, wo die Bewohner viele hundert Jahre lang leben. Es heißt Shangri-La.«
»So nennt man
auch den Bungalow meiner Tante«, warf Wensleydale ein.
Adam schnaufte
verächtlich.
»Nicht sehr
einfallsreich, ein Tal nach einem Bungalow zu benennen«, sagte er. »Genausogut
könnte es Hier-wohne-ich oder … oder Rhododendronplatz heißen.«
»Wäre immer
noch besser als Schamane«, bemerkte Wensleydale.
»Schambala«,
berichtigte Adam.
»Wahrscheinlich
handelt es sich um den gleichen Ort«, kommentierte Pepper mit völlig
untypischer Diplomatie. »Wahrscheinlich sind beide Namen richtig. So wie bei
unserem Haus. Erst hieß es ›Die Hütte‹, aber wir nannten es ›Norton-Blick‹, als
wir einzogen. Trotzdem bekommen wir noch immer Briefe, die an ›Theo C. Cupier,
Die Hütte‹ gerichtet sind. Vielleicht heißt das Tal jetzt Schambala, aber die
Leute nennen es noch immer Rhododendronplatz. Oder so.«
Adam warf einen
kleinen Stein ins Loch. Tibetaner begannen ihn zu langweilen.
»Was machen wir
jetzt?« fragte Pepper. »Drüben auf der Norton-Bottom-Farm werden die Schafe
gewaschen. Wir könnten dabei helfen.«
Adam warf einen
größeren Stein
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