Ein Hauch Vanille (German Edition)
Aufbruch.
Arm in Arm schlenderten wir in der Dämmerung den Waldweg entlang, als er
plötzlich stoppte. „Nur für den Fall, dass ich gleich
wieder verschwinde, wollte ich dir noch sagen, wie glücklich ich bin, dass du
dich für mich entschieden hast, ganz bewusst, mit allen Höhen und Tiefen!“ Ich
war verdutzt. Ich war doch diejenige, die Glück gehabt hatte im Wald auf ihn
gestoßen zu sein. Sprachlos vergrub ich meinen Kopf an seinem Hals und atmete
diesen süßlichen Duft ein, den ich nun immer mit diesem Tag verbinden würde.
Kurz
bevor wir in Kaltenbach ankamen, verschwand Shane. Ich wünschte mir nichts
sehnlicher als bei ihm zu sein, seine Haut und seine Nähe zu spüren, in seinen
Armen zu liegen. Unser erstes Mal war völlig kopflos und ungeplant gewesen,
aber ich hätte mir keinen besseren Moment dafür vorstellen können. Ich fragte
mich, ob es uns überhaupt jemals möglich wäre, Seite an Seite aufzuwachen? Ich
seufzte …
Als
ich den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte, drang lautes Gelächter
von oben zu mir hinunter. Robert feierte noch immer. Ich wunderte mich darüber,
denn Fara musste doch ebenso mit dem Portal in ihre Welt zurück katapultiert
worden sein. Hoffentlich hatte ihr Verschwinden niemand beobachtet.
Ich betrat den Flur und atmete erleichtert auf, da Michael nicht zu sehen war.
Wenigstens blieb mir diesmal sein blöder Kommentar erspart. Oben öffnete sich
Roberts Tür, der Lärm wurde lauter. Mehrere Schritte auf der Treppe waren zu
hören, unter lautem Gelächter kam Robert mit einigen Freunden hinunter. Ich
beeilte mich an ihnen vorbei zu kommen, weil ich absolut keine Lust auf ein
paar halbstarke Betrunkene hatte. Doch einer seiner Kumpels torkelte an mir
vorbei, drehte sich wieder um und tat plötzlich ganz überrascht.
„Hey, deine Schwester hat ja heute auch Geburtstag“, lallte er. Mit einem
halbherzigen Lächeln winkte ich ab.
„Blitzmerker“, flüsterte ich vorwurfsvoll. Dann packte ich mir Robert, der
gerade an mir vorbei gehen wollte.
„Ist Fara bei euch im Raum verschwunden? Es hat doch hoffentlich niemand
gesehen?“ flüsterte ich ihm zu. Suchend schaute er sich um und raufte
sich nachdenklich die Haare.
„Ja, wo ist sie denn geblieben?“
Naja, da bestand wohl nicht die geringste Gefahr, dass auch nur irgendjemand
etwas mitbekommen hatte…
Es
war Nacht, der Mond warf ein warmes Licht in mein Zimmer, als mich das Geräusch
kleiner Steinchen an meinem Fenster weckte. Ich schlug die Augen auf und folgte
den Wolken, die langsam ziehend den Mond verhüllten und ihn dann wieder frei
gaben. Abermals hörte ich Steinchen, diesmal an meiner Balkontür. Also hatte
ich es mir doch nicht eingebildet. Leise schlich ich barfuß die Treppe
hinunter, was sich als ziemlich schwierig erwies, da sie nachts lauter knarrte
als tagsüber. So kam es mir jedenfalls vor. Erst versuchte ich es seitlich, in
gebückter Haltung, dann auch rückwärts, auf allen Vieren kriechend. Irgendwie
musste ich mein Gewicht verlagern und mich leichter machen, um die
Geräuschkulisse zu verringern. Bei jedem Knarren erstarrte ich, kniff die Augen
fest zusammen und erwartete, dass sich gleich die Tür zum Wohnzimmer öffnen
würde. Denn dahinter befand sich das Schlafzimmer von Anne und Michael. Mit dem
kalten Zigarettenrauch in der Nase hastete ich auf Zehenspitzen durch die Küche
und das Esszimmer. Am Fenster schob ich die Gardine beiseite und blickte
hinaus. Ich schreckte zurück, weil Shanes Gesicht von außen direkt vor mir an
der Scheibe klebte. Durch die Hintertür ließ ich ihn hinein.
„Ich hab´s nicht mehr ausgehalten, ich musste dich sehen!“ sagte er begierig. Mit
dem Zeigefinger auf den Lippen nahm ich seine Hand und zog ihn langsam hinter mir
die Treppe hinauf.
So eng aneinander geschmiegt zu liegen, war wie ein Traum. Ihn in die Arme zu
schließen, ihn zu küssen und zu streicheln, war das, was ich mir für immer wünschte.
„So müsste es immer sein“, klagte ich, woraufhin mich Shane noch fester an sich
drückte.
Ein Geräusch schreckte uns auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als mein
Blick
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