Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
hörte sie Schritte. Ihr Kopf fuhr hoch, doch es war kein Kellner, sondern Desmond und Frank, wieder ganz adrett und mit einem Gesichtsausdruck, als wäre nichts gewesen. Sie setzten sich an ihren Tisch.
»Ich bring dich zur Toilette, dann kannst du dich frisch machen«, sagte Ray. Er half ihr in eine sitzende Position und zog ihr die Bluse an. Sie schaffte es, Rock und Schuhe selber anzuziehen. Auch an ihre Handtasche dachte sie. Aber sie war froh, sich an Ray festhalten zu können, auch aus Angst, jemand könnte ihr begegnen. Sie sah sicher erhitzt und mitgenommen aus.
Als sie dann auf der Toilette in den Spiegel sah, bestätigte sich ihre Vermutung. Sie kämmte sich die Haare, entfernte einen verräterischen Spermafleck von ihrem Kinn, puderte die Wangen. In der Kabine freute sie sich, feuchtes Toilettenpapier vorzufinden. Nachdem sie sich vorsichtig gereinigt hatte, zog sie den Slip und die Nylonstrümpfe an, die sie mitgenommen hatte. Dieses Gefühl von Schutz brauchte sie jetzt.
Sie kehrte ins Separee zurück. Die Männer hatten gründlich aufgeräumt. Alles stand wieder an seinem Fleck, die Kerzen waren durch neue ersetzt worden, keine benutzten Kondome lagen herum.
Die Desserts waren bereits serviert worden. April merkte, dass sie große Lust auf etwas Süßes, Schweres, Üppiges hatte.
Auf ihrem Tisch stand außerdem ein Teegedeck.
»Ich dachte mir, es wäre besser, wenn wir heute keinen Alkohol mehr trinken würden«, sagte Ray und schenkte ihr ein. »Assam«, sagte er. »Unsere Lieblingssorte.«
April lächelte. Unsere Lieblingssorte, Worte wie Balsam.
Frank und Desmond kamen mit ihren Tellern und Gläsern rüber, setzten sich rechts und links außen auf die Bank. Frank saß neben April. Er aß schweigend, sie spürte seine Befangenheit.
Desmond kannte keine solchen Hemmungen. »Süße«, sagte er an Ray vorbei, »du hast den geilsten Hintern, den ich je gefickt habe.«
Frank räusperte sich.
»Ähm, außer deinem natürlich«, sagte Desmond zu ihm. »Außer deinem.«
Kapitel 11
Die Töne schlichen sich sanft in Aprils Schlaf. Eine weiche Melodie, auf dem Flügel gespielt. Ray war also schon wach.
Sie drehte sich auf den Rücken und streckte sich wohlig, obwohl sie sich immer noch zurückgewiesen fühlte.
Ray hatte nach dem Restaurantbesuch ein Taxi bestellt, und sie waren zu ihm gefahren. Allerdings hatte er sie in sein Gästezimmer geschickt, und das nach allem, was an diesem Abend geschehen war. Nun gut, es gab viele Gründe, warum jemand lieber allein schlief. Vielleicht schnarchte er oder schlug im Schlaf um sich.
Nachdem sie sich angezogen hatte, tappte sie barfuß durch die Wohnung, immer der Klaviermusik nach. In dem langen Flur hingen Aktgemälde mit dickem Farbauftrag und von großer Leuchtkraft.
Im Wohnzimmer angekommen, blieb sie stehen. Ray spielte mit geschlossenen Augen, konzentriert und entspannt zugleich. Seine Wohnung war größer als Blains, aber nicht so aufgeräumt. Alles war ein wenig verspielt, lässig und doch stilsicher. Als wäre er in so einem Luxus aufgewachsen und nahm ihn kaum noch wahr. Als müsse er keinen Lifestyle inszenieren. Er lebte ihn einfach.
Ray bemerkte sie, öffnete die Augen und ließ das Stück ausklingen. »Du bist schon wach?«
Das war ernüchternd, eine ebenso sinnlose Gesprächseröffnung wie: »Na, auch beim Einkaufen?«, wenn man jemandem im Supermarkt begegnete. Hatte er Angst vor zu viel Nähe? Wusste er nicht, was er mit ihr anfangen sollte, hier in seiner Wohnung?
»Ja, und ich muss auch gleich los«, sagte sie. Bloß nicht länger in diesem emotionalen Spannungsfeld bleiben zwischen ihrer unersättlichen Lust auf ihn und seiner abweisenden Haltung.
»Ich auch«, sagte er. »Ich habe heute drei Besichtigungstermine.«
»Am Samstag?«
»Viele Leute können sich unter der Woche nicht freinehmen.«
»Ach so, klar.« Es wurde schlimmer, nicht besser. »Bestellst du mir bitte ein Taxi?«
»Möchtest du nicht wenigstens frühstücken?«
Man konnte Fragen auf verschiedene Arten stellen, je nachdem, auf welche Antwort man hoffte. Das drückte sich in Tonfall, Gestik und Mimik aus. Meist nur subtil, aber April wusste solche Zeichen zu deuten und sagte: »Nein, danke.«
Endlich stand er auf, nahm sie in den Arm und küsste sie. Jetzt, wo sie so gut wie weg war, konnte er ein wenig Nähe zulassen.
»Sehen wir uns nächste Woche?«, fragte sie und wollte hinzufügen, dass sie viel Zeit hatte. Jeden Tag. Immer. Denn ihre Praxis war
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