Ein Hauch von Schnee und Asche
glitzerten. »Das kann natürlich daran gelegen haben, dass ich zu diesem Zeitpunkt nichts gespürt habe, weil
ich durch den Schock in Ohnmacht gefallen bin. Als ich wieder zu mir gekommen bin, hat es mich schon gezwickt.« Er hob die Hand, betrachtete sie ungerührt, dann sah er durch die Tür in meine Richtung. »Ihr habt doch nicht vor, Euch mit einer Axt an unserem armen alten Tom zu vergreifen, oder, Ma’am? Er sagt, Ihr habt vor, nächste Woche seine Hand zu richten.«
»Wahrscheinlich nicht. Darf ich einmal sehen?« Ich trat auf die Veranda hinaus und bückte mich zu ihm hinunter, und er überließ mir die Hand, nachdem er die Pfeife zuvorkommend in die andere genommen hatte.
Zeige- und Mittelfinger waren direkt am Knöchel sauber abgetrennt. Es war eine sehr alte Verletzung; so alt, dass sie das schockierende Aussehen verloren hatte, das frische Verstümmelungen oft an sich haben, wo der Verstand immer noch sieht, was da sein sollte , und eine Sekunde lang versucht, die Wirklichkeit mit seinen Erwartungen in Einklang zu bringen. Doch der menschliche Körper ist erstaunlich plastisch und kompensiert fehlende Teile, so gut er kann; im Fall einer verstümmelten Hand durchlaufen die Überbleibsel oft eine subtile Art nützlicher Verformung, um für eine größtmögliche verbleibende Funktionalität zu sorgen.
Ich tastete die Hand vorsichtig und fasziniert ab. Die Mittelhandknochen der abgetrennten Finger waren unverletzt, doch das umliegende Gewebe hatte sich zusammengezogen und verdreht, so dass dieser Teil der Hand ein wenig zurückwich und die verbleibenden beiden Finger und der Daumen eine bessere Greifhand bilden konnten; ich hatte den alten Arch diese Hand schon mit der größten Selbstverständlichkeit benutzen sehen, um einen Trinkbecher zu halten oder einen Spaten zu schwingen.
Die Narben an den Spitzen der Fingerstümpfe waren abgeflacht und verblichen und bildeten eine glatte, schwielige Oberfläche. Die verbleibenden Fingergelenke waren vor Arthritis geschwollen, und die gesamte Hand war so verdreht, dass sie eigentlich gar keine Ähnlichkeit mehr mit einer Hand hatte – und doch war sie überhaupt nicht abstoßend. Sie fühlte sich kräftig und warm an und hatte sogar etwas seltsam Anziehendes an sich, so wie man es bei einem verwitterten Stück Treibholz empfindet.
»Es ist eine Axt gewesen, sagt Ihr?«, fragte ich, weil ich mich wunderte, wie er es fertig gebracht hatte, sich eine solche Verletzung zuzufügen, obwohl er Rechtshänder war. Ein Ausrutscher hätte einen Arm oder ein Bein verletzten können, aber sich zwei Finger derselben Hand so glatt abzuschlagen… Dann dämmerte es mir, und ich umklammerte die Hand unwillkürlich fester. Oh, nein.
»Oh, aye«, sagte er und stieß eine Rauchwolke aus. Ich blickte ihm direkt in die leuchtenden blauen Augen.
»Wer ist es gewesen?«, fragte ich.
»Die Frasers«, sagte er. Er drückte mir sanft die Hand, dann zog er die seine fort und drehte sie hin und her, um sie zu betrachten. Er richtete den Blick auf Jamie.
»Nicht die Frasers von Lovat«, versicherte er ihm. »Bobby Fraser aus Glenhelm und sein Neffe. Leslie hieß er.«
»Oh? Nun, das ist gut«, erwiderte Jamie und zog seine Augenbraue hoch. »Ich würde nicht gern hören, dass es ein naher Verwandter von mir gewesen ist.«
Arch gluckste beinahe geräuschlos vor sich hin. Seine Augen glänzten nach wie vor in ihren Netzen aus faltiger Haut, doch es lag etwas in diesem Lachen, das mich plötzlich drängte, einen kleinen Schritt zurückzutreten.
»Nein, natürlich nicht«, pflichtete er Jamie bei. »Und ich auch nicht. Aber es ist wahrscheinlich ungefähr in dem Jahr gewesen, in dem Ihr geboren seid, a Seaumais , oder etwas früher. Und es gibt keine Frasers in Glenhelm mehr.«
Der Anblick seiner Hand hatte mir keine Schwierigkeiten bereitet, doch bei der Vorstellung, wie sie so geworden war, wurde mir ein wenig schwindelig. Ich setzte mich neben Jamie, ohne eine Einladung abzuwarten.
»Warum?«, sagte ich geradeheraus. »Wie?«
Er zog an seiner Pfeife und blies noch einen Kringel. Er traf auf die Überreste des ersten, und beide lösten sich in rauchduftenden Nebel auf. Er runzelte leicht die Stirn und betrachtete die Hand, die jetzt auf seinem Knie lag.
»Ah, nun ja. Es war meine Entscheidung. Wir waren Bogenschützen«, erklärte er mir. »Alle Männer meiner Sippe sind von klein an dazu erzogen worden. Ich hatte meinen ersten Bogen mit drei, und mit sechs konnte ich aus zehn
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