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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schweine durch das Unterholz krachten.
    Ich konnte nur flach und abgehackt atmen und wurde mit jedem Schritt gnadenlos durchgerüttelt – doch ich hatte keine Aufmerksamkeit für meine körperlichen Beschwerden übrig. War Marsali tot? Es hatte durchaus so ausgesehen – doch ich hatte kein Blut gesehen, und ich klammerte mich an diese winzige Tatsache und den schwachen – wenn auch vorübergehenden – Trost, den sie bot.
    Selbst, wenn sie noch nicht tot war, war es gut möglich, dass es nicht mehr lange dauerte. Ganz gleich, ob durch Verletzungen, den Schock, eine plötzliche Fehlgeburt – o Gott, o Gott, der arme Monsieur l’Œuf -
    Meine Hände klammerten sich hilflos und verzweifelt um den Steigbügelriemen. Wer mochte sie finden – und wann?

    Es war kaum noch eine Stunde bis zur Abendessenszeit gewesen, als ich zum Malzschuppen gekommen war. Wie spät war es jetzt? Ich sah Bruchstücke des Bodens, der unter mir vorüberschaukelte, doch mein Haar hatte sich gelöst und fiel mir über das Gesicht, wenn ich versuchte, den Kopf zu heben. Allerdings wurde die Luft zunehmend kühler, und das Licht hatte eine Stille an sich, die mir sagte, dass die Sonne dem Horizont nahe war. In ein paar Minuten würde es zu verblassen beginnen.
    Und was dann? Wie lange, bis eine Suchaktion begann? Fergus würde Marsalis Fehlen bemerken, wenn sie nicht auftauchte, um das Abendessen zu kochen – aber würde er sie suchen gehen, wenn er die kleinen Mädchen in seiner Obhut hatte? Nein, er würde Germain schicken. Mir fuhr das Herz in die Kehle. Die Vorstellung, dass ein fünfjähriger Junge seine Mutter fand…
    Ich konnte immer noch Brandgeruch riechen. Ich zog die Nase hoch, einmal, zweimal, noch einmal, hoffte, dass ich es mir einbildete. Doch über dem Staub und dem Pferdeschweiß, dem Geruch des Sattelzeugs und dem Hauch zertretener Pflanzen konnte ich deutlich Qualm riechen. Die Lichtung, der Schuppen oder beides stand jetzt lichterloh in Flammen. Irgendjemand würde den Rauch sehen und hinrennen. Aber rechtzeitig?
    Ich schloss fest die Augen und versuchte, die Gedanken abzustellen, mich von den Bildern in meinem Kopf abzulenken, die mir die Szene zeigten, die sich hinter mir abspielen musste.
    Die Stimmen in meiner Nähe waren immer noch nicht verstummt. Wieder der Mann, den sie Hodge nannten. Es musste sein Pferd sein, auf dem ich hing; er führte es auf der anderen Seite am Kopf. Jemand anders diskutierte jetzt mit ihm, jedoch keineswegs erfolgreicher als der erste Mann.
    »Verteile sie«, sagte er kurz angebunden. »Teile die Männer in zwei Gruppen auf – du nimmst die eine, der Rest kommt mit mir. Wir treffen uns in drei Tagen in Brownsville wieder.«
    Verflucht. Er rechnete damit, verfolgt zu werden, und hatte vor, die Verfolger zu frustrieren, indem er seine Truppe teilte und die Spur verwischte. Ich versuchte verzweifelt, mir etwas zu überlegen, das ich fallen lassen konnte; ich musste doch irgendetwas haben, das ich zurücklassen konnte, um Jamie zu sagen, wohin man mich verschleppt hatte.
    Doch ich trug nichts außer meinem Unterkleid, dem Korsett und Strümpfen – ich hatte meine Schuhe verloren, als sie mich zu dem Pferd schleiften. Die Strümpfe schienen die einzige Möglichkeit zu sein; doch die Strumpfbänder waren perverserweise diesmal ordentlich befestigt und im Moment für mich völlig unerreichbar.
    Überall ringsum hörte ich die Geräusche von Männern und Pferden, und der Trupp teilte sich unter allgemeinem Rufen und Schubsen. Hodge trieb das Pferd schnalzend an, und wir begannen, uns erheblich schneller zu bewegen.

    Mein loses Haar verfing sich an einem Zweig, als wir an einem Gebüsch vorbeistrichen, blieb eine Sekunde hängen und kam dann mit einem schmerzhaften Ping! wieder frei, als der Zweig abbrach, von meinem Wangenknochen abprallte und nur knapp mein Auge verfehlte. Ich sagte etwas sehr Rüdes, und jemand – wahrscheinlich Hodge – verpasste mir einen tadelnden Schlag auf den Hintern.
    Ich sagte etwas noch viel, viel Rüderes, allerdings leise und mit zusammengebissenen Zähnen. Mein einziger Trost war der Gedanke, dass es kein großes Kunststück sein würde, eine Bande zu verfolgen, die eine so breite Spur aus abgebrochenen Zweigen, Hufabdrücken und umgedrehten Steinen hinterließ.
    Ich hatte Jamie schon oft dabei beobachtet, wie er die Spur kleiner, schlauer Geschöpfe verfolgte, aber auch solcher, die groß und trampelig waren – und dabei gesehen, wie er im Vorübergehen die

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