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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gottes Namen, bloß nicht weinen !
    Pusten … pusten … Ich prustete mit dem letzten Rest Kraft Luft aus meinen Lungen und schaffte etwas Freiraum, genug, um sie wieder zu füllen.
    Ich hielt die Luft an und versuchte, lange genug bei Bewusstsein zu bleiben, um eine Möglichkeit zum Atmen zu finden – es musste eine Möglichkeit geben zu atmen.
    Ich würde nicht zulassen, dass ein Nichtsnutz wie Harley Boble mich schlicht aus Versehen umbrachte. Das war einfach nicht richtig; es durfte nicht sein.
    Ich schob mich halb sitzend an dem Baum hoch, um den Zug an der Halsschlinge so weit wie möglich zu verringern, und ließ den Kopf nach vorn fallen, so dass das Blut aus meiner Nase nach unten tropfte. Das half ein wenig. Allerdings nicht lange.
    Meine Augenlider spannten zunehmend; meine Nase war definitiv gebrochen, und das Gewebe in meiner oberen Gesichtshälfte quoll jetzt auf, weil Blut und Lymphe aus den geplatzten Gefäßen es anschwellen ließen, mir die Augen zudrückten und mir die Luftzufuhr weiter abschnürten.
    Ich biss in quälender Frustration auf den Knebel, dann begann ich von Verzweiflung gepackt darauf zu kauen, mahlte den Stoff zwischen meinen Zähnen, um ihn zu zermalmen, zu komprimieren, ihn irgendwie in meinem Mund zu verschieben… Ich biss mir auf die Innenseite der Wange und spürte den Schmerz, doch er machte mir nichts aus, es zählte nur das Atmen, o Gott, ich bekam keine Luft , bitte hilf mir atmen, bitte…
    Ich biss mir auf die Zunge, keuchte vor Schmerz – und merkte, dass es mir gelungen war, meine Zunge an dem Knebel vorbeizuschieben und mit der Zungenspitze an meinen Mundwinkel zu gelangen. Durch mein festes Bohren hatte ich einen winzigen Luftkanal geschaffen. Es konnte nur ein Hauch von Sauerstoff hindurchsickern – doch es war Luft, und das war alles, was zählte.
    Ich hielt den Kopf unter Schmerzen zur Seite geneigt und drückte mit der Schläfe gegen den Baum, hatte aber Angst, mich zu rühren, weil ich fürchtete, die lebenswichtige Luftleitung wieder zu verlieren, falls sich der Knebel bei einer Bewegung meines Kopfes verschob. Ich saß mit verkrampften Händen still, holte in langen, gurgelnden, flachen Zügen Luft und fragte
mich, wie lange ich es wohl so aushalten konnte; meine Halsmuskeln zitterten bereits vor Anstrengung.
    Meine Hände pochten wieder – ich ging davon aus, dass sie nie damit aufgehört hatten, sondern ich einfach keine Aufmerksamkeit dafür übrig gehabt hatte. Jetzt allerdings nahm ich sie wieder wahr, und ich begrüßte die stechenden Schmerzen, die meine Fingernägel einzeln mit flüssigem Feuer nachzeichneten, als Ablenkung von der tödlichen Steifheit, die sich durch meinen Hals allmählich in meine Schulter zog.
    Meine Halsmuskeln zuckten und verkrampften sich; ich schnappte nach Luft, bekam keine und krümmte mich wie ein Bogen, die Finger in das Seil gekrallt, während ich erneut nach Atem rang.
    Eine Hand legte sich auf meinen Arm. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Ich wandte mich blind zu ihm um und hieb mit dem Kopf nach ihm. Es war mir egal, wer er war oder was er wollte, wenn er nur den Knebel entfernte. Eine Vergewaltigung schien ein absolut vernünftiger Preis für das Überleben zu sein, zumindest im Moment.
    Ich stieß verzweifelte Geräusche aus, wimmerte und versprühte Blut und Schleim, als ich heftig den Kopf schüttelte, um zu signalisieren, dass ich im Begriff war zu ersticken – angesichts der bisher demonstrierten sexuellen Inkompetenz musste ich vermuten, dass er möglicherweise gar nicht begriff, dass ich keine Luft bekam, und einfach seinem Geschäft nachgehen würde, ohne zu merken, dass sich seine schlichte Vergewaltigung in Nekrophilie verwandelte.
    Er tastete an meinem Kopf herum. Gott sei Dank, Gott sei Dank! Ich hielt mit übermenschlicher Anstrengung still, während mein Kopf zu schwimmen begann und im Inneren meiner Augäpfel kleine Blitze explodierten. Dann verschwand der Stoffstreifen, ich schob automatisch den Ball aus meinem Mund und würgte und übergab mich, während ich gleichzeitig keuchend Luft holte.
    Ich hatte nichts gegessen; es war nicht mehr als ein Gallerinnsal, das mir die Kehle versengte und über mein Kinn lief. Ich verschluckte mich, schluckte und atmete , sog die Luft in langen, gierigen Zügen ein, die mir die Lungen zu sprengen drohten.
    Er sagte irgendetwas in drängendem Flüsterton. Es interessierte mich nicht, ich konnte nicht zuhören. Alles, was ich hörte, war das dankbare Keuchen

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