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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unten.
    »Nun, besser als du aussiehst, hoffe ich.«
    » So gut nun auch wieder nicht«, sagte ich schnippisch, und er lachte. Er legte Messer und Schleifstein beiseite und stand auf. Er war inzwischen viel größer als ich und hatte beinahe Jamies Körpergröße erreicht, wenn auch nicht sein Gewicht. Er hatte den sehnigen Körperbau seines Vaters geerbt, zusammen mit dem Humor des älteren Ian – und seiner Zähigkeit.
    Er fasste mich an den Schultern und drehte mich zum Sonnenlicht, und als er mich dann näher betrachtete, schürzte er die Lippen. Ich blinzelte zu ihm auf und malte mir aus, wie ich wohl aussehen musste. Ich hatte noch nicht die Nerven gehabt, in einen Spiegel zu schauen, aber ich wusste, dass die Prellungen gerade jetzt von ihren ursprünglichen Schwarz- und Rottönen in eine bunte Mischung aus Blau, Grün und Gelb übergehen mussten. Fügte man noch das verkrustete Schwarz der aufgeplatzten Lippe und der anderen kleinen Wunden hinzu, ergab sich bestimmt ein Bild tadelloser Gesundheit.
    Ians sanfte Haselaugen sahen mir konzentriert ins Gesicht, ohne jedoch Überraschung oder Bestürzung an den Tag zu legen. Schließlich ließ er mich los und klopfte mir sacht auf die Schulter.
    »Du machst das schon, Tante Claire«, sagte er. »Du bist es doch immer noch, oder?«
    »Ja«, sagte ich. Und ohne jede Warnung stiegen mir die Tränen in die Augen und liefen über. Ich wusste genau, was er damit gemeint und warum er es gesagt hatte – und es stimmte.
    Ich fühlte mich, als hätte sich mein Innerstes plötzlich verflüssigt und strömte aus; nicht vor Trauer, vor Erleichterung. Ich war immer noch ich. Zerbrechlich, geschunden, wund und argwöhnisch – aber ich selbst. Erst als mir das klar wurde, begriff ich, wie sehr ich mich davor gefürchtet hatte, es nicht zu sein – dass ich aus dem Schockzustand auftauchen und feststellen würde, dass ich mich unwiderruflich verändert, einen lebenswichtigen Teil meiner selbst für ewig verloren hatte.
    »Mir fehlt nichts«, versicherte ich Ian und wischte mir hastig mit der Schürze über die Augen. »Nur ein bisschen -«
    »Aye, ich weiß«, sagte er und nahm mir die Kanne ab, um das Wasser am Wegrand ins Gras zu schütten. »Es ist ein bisschen seltsam, aye? Zurückzukommen?«
    Ich nahm die Kaffeekanne wieder an mich und drückte ihm dabei fest die Hand. Er war schon zweimal aus der Gefangenschaft heimgekehrt, war aus
Geillis Duncans seltsamer Festung auf Jamaika gerettet worden, um sich später für das Exil bei den Mohawk zu entscheiden. Er war auf dieser Reise zum Mann geworden, und ich fragte mich in der Tat, welche Teile seiner selbst er unterwegs hinter sich gelassen hatte.
    »Möchtest du Frühstück, Ian?«, fragte ich schniefend und betupfte vorsichtig meine geschwollene Nase.
    »Aber natürlich«, sagte er grinsend. »Komm und setz dich, Tante Claire – ich mache es.«
    Ich folgte ihm ins Haus, goss den Kaffee auf und ließ ihn ziehen, dann setzte ich mich an den Tisch, ließ mir die Sonne durch die offene Tür auf den Rücken scheinen und sah zu, wie Ian in der Vorratskammer umherstöberte. Mein Verstand fühlte sich schwammig an, zu keinem Gedanken fähig, doch ein Gefühl des Friedens stahl sich über mich, grün und sanft wie das wogende Licht, das durch die Kastanienbäume fiel. Selbst das Pochen und Ziehen hier und dort erschien mir angenehm, denn es gab mir das Gefühl, dass im Stillen meine Heilung vor sich ging.
    Ian breitete eine Ladung zusammengesuchter Lebensmittel auf dem Tisch aus und setzte sich mir gegenüber.
    »Geht es, Tante Claire?«, fragte er erneut und zog eine seiner fedrigen Augenbrauen hoch, die er von seinem Vater geerbt hatte.
    »Ja. Allerdings ist es ein Gefühl, als säße man auf einer Seifenblase, nicht wahr?« Ich sah ihn an, während ich uns Kaffee einschenkte, aber er hielt den Blick auf das Stück Brot gesenkt, das er gerade mit Butter bestrich. Ich hatte den Eindruck, dass sich seine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen, konnte es aber nicht mit Gewissheit sagen.
    »Etwas in der Art«, sagte er leise.
    Die Hitze des Kaffees wärmte mir durch das Porzellan hindurch die Hände, sein Aroma strich wohltuend über die wunden Schleimhäute meiner Nase und meines Gaumens. Ich fühlte mich, als hätte ich stundenlang geschrien, konnte mich aber an nichts dergleichen erinnern. Hatte ich geschrien, mit Jamie in der letzten Nacht?
    Eigentlich hätte ich lieber gar nicht an letzte Nacht gedacht; sie war Teil des

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