Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Baumstumpf, der ihnen als Hackklotz diente. Sie kniete sich davor hin, beugte sich vor und hob ihre Röcke, um ihren nackten Hintern zu entblößen.
    Ohne zu zögern hob er die Ruten und schlug sie ihr fest über den Hintern, dann peitschte er sie in die andere Richtung und überzog ihre Haut mit leuchtend roten Zickzacklinien, die ich selbst aus dieser Entfernung sehen konnte. Dies wiederholte er mehrmals und schwang die elastischen Zweige mit einer zielsicheren Gemessenheit, deren Brutalität durch seine offensichtliche Emotionslosigkeit noch schockierender wirkte.
    Ich war nicht einmal auf die Idee gekommen, den Blick abzuwenden. Ich stand stocksteif im Gebüsch, zu verdattert, um auch nur die Mücken zu verscheuchen, die mein Gesicht umschwärmten.
    Christie hatte die Ruten zu Boden geworfen, auf dem Absatz kehrt gemacht und war ins Haus gegangen, bevor ich auch nur blinzeln konnte. Malva hockte sich auf die Fersen, schüttelte ihre Röcke aus und strich sie beim Aufstehen vorsichtig über ihrem Hintern glatt. Ihr Gesicht war rot, aber sie weinte nicht und schien auch nicht verstört zu sein.
    Sie ist daran gewöhnt. Der Gedanke kam mir ungebeten. Ich zögerte, weil ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Bevor ich einen Entschluss fassen konnte, hatte Malva ihre Haube zurechtgerückt, sich umgedreht, war mit entschlossener Miene in den Wald gegangen – und kam direkt auf mich zu.
    Ich duckte mich schon hinter einem großen Tulpenbaum, bevor mir überhaupt klar war, dass ich das beschlossen hatte. Sie war nicht verletzt, und ich war mir sicher, dass es ihr nicht recht gewesen wäre zu erfahren, dass jemand den Vorfall beobachtet hatte.
    Malva kam in geringem Abstand an mir vorbei. Sie schnaufte ein wenig, weil es bergauf ging, und prustete und murmelte auf eine Weise vor sich hin, die in mir den Eindruck weckte, dass sie ziemlich wütend war, aber nicht bestürzt.

    Ich lugte vorsichtig um den Baumstamm herum, sah aber nur noch ihre Haube, die sich zwischen den Bäumen auf und ab bewegte. Dort oben wohnte niemand, und sie hatte keinen Korb und keine Werkzeuge zum Pflanzensammeln dabei gehabt. Vielleicht wollte sie einfach nur allein sein, um sich wieder zu fangen.
    Das hätte mich nicht überrascht.
    Ich wartete, bis sie außer Sichtweite war, dann stieg ich langsam bergab. Obwohl ich so durstig war, machte ich nicht bei den Christies Halt, und auch mein Interesse an verirrten Bienen hatte ich verloren.
     
    Ich begegnete Jamie ein Stück von zu Hause entfernt an einem Zaunübertritt, wo er sich mit Hiram Crombie unterhielt. Ich begrüßte ihn kopfnickend und wartete ungeduldig, dass Crombie sein Gespräch beendete, damit ich Jamie erzählen konnte, was ich gerade mit angesehen hatte.
    Glücklicherweise zeigte Hiram kein Bedürfnis zu verweilen; ich machte ihn nervös.
    Ich erzählte Jamie auf der Stelle, was ich beobachtet hatte, und stellte verärgert fest, dass er meine Betroffenheit nicht teilte. Wenn es Tom Christie für nötig hielt, seine Tochter auszupeitschen, dann war das seine Sache.
    »Aber es könnte doch sein, dass er… es ist doch möglich – vielleicht ist das ja nur der Anfang. Vielleicht tut er… ihr noch andere Dinge an.«
    Er warf mir einen überraschten Blick zu.
    »Tom? Hast du irgendeinen Grund, so zu denken?«
    »Nein«, räumte ich widerstrebend ein. Bei dem Gedanken an die Christies wurde mir mulmig, aber das lag wahrscheinlich nur daran, dass ich nicht mit Tom zurechtkam. Ich war nicht so dumm zu denken, dass ein Hang zum Bibelfanatismus automatisch bedeutete, dass ein Mensch nichts Böses tun konnte – aber um fair zu sein, bedeutete es auch nicht unbedingt, dass er es tat. »Aber er sollte sie doch sicher nicht so schlagen – in ihrem Alter?«
    Er sah mich etwas entnervt an.
    »Du begreifst nicht das Geringste, oder?«, sprach er genau das aus, was ich dachte.
    »Genau das wollte ich auch gerade sagen, zu dir «, sagte ich und sah ihn unbeirrt an. Er wandte den Blick nicht ab, sondern fixierte mich mit den Augen, in die sich ein Ausdruck ironischer Belustigung stahl.
    »Dann wird es also anders sein?«, sagte er. »In deiner Welt?« Es lag gerade genug Schärfe in seiner Stimme, um mich unmissverständlich daran zu erinnern, dass wir uns nicht in meiner Welt befanden – und es auch nie tun würden. Eine Gänsehaut ließ plötzlich die feinen blonden Haare auf meinem Arm zu Berge stehen.
    »Dann würde in deiner Zeit kein Mann eine Frau schlagen? Nicht einmal mit gutem

Weitere Kostenlose Bücher