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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Augen sehen.
    »Genau.« Ich hatte die Theorie, dass Krankheiten durch Keime ausgelöst werden, schon einer ganzen Reihe ungläubiger Zuhörer aus dem achtzehnten Jahrhundert vorgetragen, und im Licht dieser Erfahrung hatte ich keine großen Erwartungen mehr auf eine positive Aufnahme. Die normalen Reaktionen waren entweder verständnislose Blicke, nachsichtiges Gelächter
oder verächtlich gerümpfte Nasen. Auch von Malva erwartete ich eine höfliche Version einer dieser Reaktionen.
    Zu meiner Überraschung schien sie diese Vorstellung jedoch sofort zu begreifen – zumindest gab sie vor, es zu tun.
    »Aha.« Sie stützte sich mit beiden Händen auf die Arbeitsplatte und linste erneut auf die Spirochäten. »Diese kleinen Tierchen verursachen also die Syphilis. Wie machen sie das? Und wie kommt es, dass die kleinen Wesen aus meinen Zähnen, die Ihr mir gezeigt habt, mich nicht krank machen?«
    So gut ich konnte, erklärte ich ihr von »guten Keimen« oder »wirkungslosen Keimen« im Gegensatz zu »bösen Keimen«. Auch das schien sie problemlos zu begreifen. Doch nachdem ich ihr erklärt hatte, was Zellen waren und dass der ganze Körper daraus bestand, blickte sie mit einem verwirrten Stirnrunzeln auf ihre Hand und versuchte, die einzelnen Zellen auszumachen. Doch dann schüttelte sie ihren Zweifel ab, wickelte die Hand in ihre Schürze und fragte mich weiter aus.
    Verursachten alle Keime Krankheiten? Das Penizillin -warum bekämpfte es einige Keime, aber nicht alle? Und wie gelangten sie von einer Person zur nächsten?
    »Manche werden durch die Luft übertragen – weshalb man versuchen muss zu vermeiden, dass man angehustet oder angeniest wird – und manche durch Wasser – weshalb man nicht aus Bächen trinken darf, die von anderen als Abort benutzt werden, und manche… nun, auf anderen Wegen.« Mir war nicht klar, wie viel sie über den menschlichen Geschlechtsverkehr wusste – sie lebte auf einer Farm und musste ja wissen, wie sich Schweine, Hühner und Pferde verhielten -, und es widerstrebte mir, sie aufzuklären, bevor am Ende ihr Vater davon hörte. Ich hatte das Gefühl, dass er sie lieber mit Äther umgehen lassen würde.
    Natürlich nagelte sie mich auf meiner ausweichenden Antwort fest.
    »Andere Wege? Was gibt es denn für andere Wege?« Mit einem innerlichen Seufzer erklärte ich es ihr.
    »Sie tun was ?«, sagte sie ungläubig. »Männer, meine ich. Wie ein Tier! Warum in aller Welt sollte eine Frau zulassen, dass ein Mann ihr so etwas antut?«
    »Nun, sie sind schließlich Tiere«, sagte ich und unterdrückte den Drang zu lachen. »Genau wie Frauen. Was den Grund dafür angeht…« Ich rieb mir die Nase, während ich nach einer taktvollen Formulierung suchte. Sie war mir jedoch schon meilenweit voraus und machte sich ihren eigenen Reim darauf.
    »Gegen Geld«, sagte sie, und ihr Gesicht war wie vom Donner gerührt. » Das ist es, was eine Hure tut! Sie lässt es gegen Geld mit sich machen.«
    »Nun, ja – aber Frauen, die keine Huren sind …«
    »Die Kinder, aye, das habt Ihr ja gesagt.« Sie nickte, dachte aber eindeutig an andere Dinge und hatte ihre kleine, glatte Stirn konzentriert gerunzelt.

    »Wie viel Geld bekommen sie?«, fragte sie. »Ich glaube, ich würde eine Menge verlangen, damit ein Mann -«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich ein wenig überrumpelt. »Es ist unterschiedlich, nehme ich an. Je nachdem.«
    »Je nachdem… Oh, wenn er vielleicht hässlich ist, meint er, könnte man sich mehr bezahlen lassen? Oder wenn sie hässlich ist …« Sie warf mir einen raschen, neugierigen Blick zu. »Bobby Higgins hat mir von einer Hure erzählt, der er in London begegnet ist und deren Gesicht von Vitriol zerstört war.« Sie hob den Blick zum Schrank, in dem ich die Schwefelsäure unter Schloss und Riegel aufbewahrte, und erschauerte, so dass ihre zarten Schultern bei der Vorstellung erbebten.
    »Ja, das hat er mir auch erzählt. Vitriol ist das, was wir eine ätzende Flüssigkeit nennen. Das ist der Grund -«
    Aber ihre Gedanken waren schon wieder zum Gegenstand ihrer Faszination zurückgekehrt.
    »Sich vorzustellen, dass Manfred McGillivray so etwas tut!« Sie sah mich mit großen Augen an. »Nun, und Bobby. Er muss es doch getan haben, oder nicht?«
    »Ich glaube schon, dass Soldaten öfter -«
    »Aber die Bibel«, sagte sie und blinzelte nachdenklich. »Dort steht, man darf keinem Götzenbild hinterherhuren. Heißt das, die Männer haben ihre Glieder in – meint Ihr, die

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