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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fügte er hinzu und schnitt damit Jemmy das Wort ab, denn dieser hatte den Mund schon zur nächsten Frage geöffnet, »ist ein großes, glänzendes Tier, das wie ein Hund bellt, so stark wie ein Ochse ist und so schön wie die schwarze Nacht. Sie leben im Meer, setzen sich aber manchmal auf die Felsen in der Nähe des Ufers.«
    »Hast du schon einmal Seehunde gesehen, Grand-père?«, fragte Germain begierig.
    »Oh, schon oft«, versicherte ihm Jamie. »An der Küste Schottlands gibt es viele Seehunde.«
    »Schottland«, wiederholte Jemmy. Seine Augen waren kugelrund.
    » Ma mère sagt, in Schottland ist es schön«, sagte Germain. »Sie weint manchmal, wenn sie davon erzählt. Aber ich bin mir nicht so sicher, dass es mir dort gefallen würde.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Brianna.
    »Es ist voller Riesen und Wasserpferde und… Wesen«, erwiderte Germain stirnrunzelnd. »Denen möchte ich nicht begegnen. Und Porridge, sagt Maman , aber Porridge haben wir ja auch hier.«
    »Das stimmt. Und ich glaube, es ist Zeit, dass wir welchen essen gehen.« Jamie stand auf und räkelte sich, stöhnend vor Vergnügen. Die untergehende Sonne tauchte Fels und Wasser in goldenes Licht, das die Wangen der Jungen und die hellen Haare auf den Armen ihres Vaters aufleuchten ließ.
    Jemmy räkelte sich ebenfalls stöhnend und ahmte Jamie so anbetungsvoll nach, dass ihr Vater lachte.
    »Dann komm, kleiner Fisch. Möchtest du nach Hause reiten?« Er bückte sich, so dass Jemmy auf seinen Rücken klettern konnte. Dann richtete er sich wieder auf, rückte den kleinen Jungen zurecht und nahm Germain bei der Hand.
    Er sah, wie sie ihre Aufmerksamkeit noch einmal kurz auf den schwarzen Fleck am Rand des Felsens richtete.
    »Lass es gut sein, Schatz«, sagte er leise. »Es ist irgendein Zauber. Fass es lieber nicht an.«

    Dann trat er von dem Felsen hinunter und hielt auf den Pfad zu. Er hatte Jemmy auf dem Rücken und hielt Germain fest am Nacken gepackt. Beide Jungen kicherten, während sie sich ihren Weg durch den rutschigen Schlamm bahnten.
    Brianna rettete ihren Spaten und Jamies Hemd von der Uferböschung und holte die Männer auf dem Pfad zum Haus ein. Ein Wind hatte sich zwischen den Bäumen erhoben und fuhr kalt durch den feuchten Stoff ihres Hemdes, doch vom Gehen war ihr so warm, dass sie nicht fror.
    Germain sang leise vor sich hin, immer noch Hand in Hand mit seinem Großvater, und sein kleiner Blondschopf nickte hin und her wie ein Metronom.
    Jemmy seufzte erschöpft und selig. Er hatte die Beine um Jamies Taille geschlungen, die Arme um seinen Hals gelegt und das sonnengerötete Gesicht an seinen narbigen Rücken gelehnt. Dann kam ihm ein Gedanke, denn er hob den Kopf und küsste seinen Großvater schmatzend zwischen die Schulterblätter.
    Ihr Vater fuhr so heftig zusammen, dass er Jem beinahe fallen ließ, und stieß einen schrillen Laut aus, der sie zum Lachen brachte.
    »Ist es jetzt besser?«, erkundigte sich Jem ernst. Er zog sich hoch und versuchte, über Jamies Schulter hinweg in sein Gesicht zu sehen.
    »Oh. Aye, Kleiner«, versicherte ihm sein Großvater mit zuckendem Gesicht. »Viel besser.«
    Es wimmelte jetzt von fliegenden Insekten. Sie verscheuchte eine ganze Wolke aus ihrem Gesicht und zerschlug eine Mücke, die auf Germains Hals landete.
    »Ak!«, sagte er und zog den Kopf ein, sang dann aber ungestört weiter »Alouette« .
    Jemmys Hemd war aus dünnem, abgetragenem Leinen, das sie aus einem von Rogers alten Hemden zurechtgeschnitten hatte. Der Stoff war ihm am Körper getrocknet, der sich kantig und solide darunter abzeichnete, und in der Spanne seiner kleinen, zarten Schultern spiegelten sich die breiteren, kräftigeren Schultern wider, an die er sich klammerte. Sie ließ den Blick von den Rotschöpfen zu Germain wandern, der dünn wie eine Spiere und anmutig durch Schatten und Licht wanderte und sang, und sie dachte, welch schmerzliche Schönheit Männer doch besaßen.
    »Wer waren die bösen Männer, Opa?«, fragte Jemmy schläfrig, und sein Kopf nickte im Rhythmus von Jamies Schritten.
    »Sassunaich« , erwiderte Jamie kurz. »Englische Soldaten.«
    »Engländer canaille «, bekräftigte Germain und brach sein Lied ab. »Sie waren es auch, die meinem Papa die Hand abgeschnitten haben.«
    »Wirklich?« Jemmy hob eine Sekunde konzentriert den Kopf, dann ließ er ihn so schwer zwischen Jamies Schulterblätter sinken, dass sein Großvater ächzte. »Hast du sie mit deinem Schwert getötet, Opa?«

    »Einige

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