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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wenn ich das gern hätte.«
    »Hättest du es denn wirklich gern?« Ich sah ihm bei dieser Frage in die Augen und las die Antwort dort. Er schüttelte den Kopf.
    »Hättest du es gern? Denn du hast ja genauso eine Wahl getroffen wie ich.«
    Ich schüttelte ebenfalls den Kopf und spürte, wie sich sein Körper ein wenig entspannte. Sein Blick traf den meinen, und seine Augen waren jetzt so klar wie der leuchtende Himmel. Für den Zeitraum eines Herzschlags standen wir gemeinsam allein im Universum. Dann kam ein Grüppchen plaudernder Mädchen in Hörweite, und ich ging zu einem weniger heiklen Thema über.
    »Hast du irgendetwas von dem armen Manfred gehört?«
    »Der arme Manfred, wie?« Er schnaubte zynisch.
    »Nun, er mag ja ein unmoralischer junger Hund sein und jede Menge Ärger verursacht haben – aber das bedeutet nicht, dass er dafür sterben sollte.«
    Er sah mich an, als teilte er diese Überzeugung nicht vorbehaltlos, ließ die Angelegenheit jedoch ruhen und berichtete nur, dass er sich umgehört hatte, bis jetzt aber ergebnislos.
    »Aber er wird schon auftauchen«, versicherte er mir. »Wahrscheinlich dort, wo es am unpassendsten ist.«
    »Oh! Oh! Oh! Dass ich das noch erleben durfte! Ich danke Euch, Sir, ich danke Euch so sehr!« Es war Mrs. Bug, rot vor Hitze, Bier und Glück. Sie fächerte sich so heftig Luft zu, dass sie fast platzte. Jamie lächelte sie an.

    »Konntet Ihr denn alles hören, mo chridhe ?«
    »O ja, das konnte ich, Sir!«, versicherte sie ihm inbrünstig. »Jedes Wort! Arch hat einen wunderbaren Platz für mich gefunden, direkt neben einem der Blumenkübel, wo ich gut hören konnte, ohne zertrampelt zu werden.« Sie war fast gestorben vor Aufregung, als Jamie ihr angeboten hatte, sie zu dem Empfang mitzunehmen. Arch war natürlich sowieso dabei, um in Cross Creek Besorgungen zu erledigen, aber Mrs. Bug hatte Fraser’s Ridge seit ihrer Ankunft vor mehreren Jahren nicht mehr verlassen.
    Trotz meiner Unruhe über die durch und durch loyalistische Atmosphäre, die uns umgab, war ihr unbändiges Entzücken ansteckend, und ich ertappte mich dabei, dass ich lächelte. Jamie und ich wechselten uns dabei ab, ihre Fragen zu beantworten – sie hatte noch nie schwarze Sklaven aus der Nähe gesehen und fand sie schön und exotisch. Waren sie sehr teuer? Und musste man ihnen beibringen, Kleider zu tragen und richtig zu sprechen? Denn sie hatte gehört, Afrika sei ein heidnischer Kontinent, wo die Menschen splitternackt herumliefen und sich gegenseitig mit Speeren umbrachten, wie man es mit einem Wildschwein machte. Und wo gerade von Nackten die Rede war – war diese Soldatenstatue auf dem Rasen nicht schockierend? Ohne einen Fetzen am Leib, hinter seinem Schild! Und warum lag nur dieser Frauenkopf zu seinen Füßen? Und hatte ich ihn mir angesehen – ihr Haar war so gemeißelt, dass es wie Schlangen aussah – ausgerechnet! Und wer war Hector Cameron, dessen Grabmal dies hier war? Und aus weißem Marmor, genau wie die Grabmäler in Holyrood, man stelle sich das vor! Oh, Mrs. Innes’ verstorbener Ehemann? Und wann hatte sie denn Duncan geheiratet, den sie bereits kennen gelernt hatte, was für ein lieber, gütiger Mann er doch war, was für eine Schande, dass er seinen Arm verloren hatte, war das in einer Schlacht geschehen? Und – oh, da! Mrs. MacDonalds Ehemann – und was für ein stattlicher Mann er war – würde ebenfalls eine Rede halten!
    Jamie warf einen gottergebenen Blick zur Terrasse. Tatsächlich, Allan MacDonald stellte sich … nur auf einen Hocker; zweifellos erschien ihm das Fass ein wenig extrem, und eine Reihe von Leuten – viel weniger, als seiner Frau zugehört hatten, aber zumindest noch eine respektable Anzahl – sammelten sich gebannt um ihn.
    »Wollt Ihr nicht mitkommen und ihm zuhören?« Mrs. Bug war bereits in Bewegung und schwebte geradezu über dem Boden wie eine Hummel.
    »Ich kann ihn von hier aus gut hören«, versicherte ihr Jamie. »Geht nur, a nighean .«
    Sie schwebte davon und summte vor Aufregung. Jamie hielt sich vorsichtig beide Hände an die Ohren, als wollte er sich überzeugen, dass sie noch fest saßen.
    »Es war lieb von dir, sie mitzunehmen«, sagte ich lachend. »Die alte Schachtel hat sich wahrscheinlich seit einem halben Jahrhundert nicht mehr so gut amüsiert.«

    »Nein«, sagte er grinsend. »Wahrscheinlich wird sie -«
    Er hielt abrupt inne und runzelte die Stirn, weil ihm hinter mir etwas ins Auge fiel. Ich drehte mich um und folgte

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