Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
durch die dunklen, stark riechenden Tiefen des Fasses, um die Fibrinfäden abzusammeln, die sich bildeten, wenn das Blut zu verklumpen begann. Diese blieben an meinem Arm hängen und konnten dann herausgezogen und abgewaschen werden – wieder und wieder. Allerdings war das etwas weniger widerlich als die Aufgabe, die Gedärme auszuwaschen, so dass man sie als Wurstpellen benutzen konnte; Brianna und Lizzie waren gerade unten am Bach damit beschäftigt.
    Ich inspizierte kurz meinen jüngsten Fang; in der klaren, roten Flüssigkeit, die mir von den Fingern tropfte, waren keine Fasern zu sehen. Ich tauchte meinen Arm erneut in das Wasserfass, das neben dem Fass mit dem Blut unter der großen Kastanie aufgebockt stand. Jamie, Roger und Arch Bug hatten das Schwein auf den Hof gezerrt, es mit einem Holzhammer zwischen die Augen geknüppelt und es dann an den Ästen hochgezogen, ihm die Kehle durchgeschnitten und es in das Fass ausbluten lassen.
    Dann hatten Roger und Arch den ausgeweideten Rumpf mitgenommen, um ihn mit kochendem Wasser zu übergießen und die Borsten abzuschaben. Jamies Anwesenheit war anderswo gefragt: Er musste sich um Major MacDonald kümmern, der plötzlich aufgetaucht war, pustend und schnaufend von seinem Aufstieg. Hätte er wählen können, so dachte ich, hätte Jamie es vorgezogen, sich mit dem Schwein zu befassen.
    Ich wusch mir Hände und Arme – eine vergebliche Liebesmüh, die aber für meinen Seelenfrieden notwendig war – und trocknete mich mit einem Leinenhandtuch ab. Dann schaufelte ich mit beiden Händen Gerste, Hafermehl und gekochten Reis aus den bereitgestellten Schüsseln in das Fass und lächelte sacht bei der Erinnerung an das dunkelrote Gesicht des Majors und an Ronnie Sinclairs Meckereien. »Ehrwürden« hatte diesen Ort auf dem Bergkamm in weiser Voraussicht gewählt – eben weil er so schwierig zu erreichen war.
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch das Haar, holte tief Luft und tauchte meinen sauberen Arm erneut in das Fass. Das Blut kühlte sich sehr schnell ab. Jetzt, wo es mit Getreide bedeckt war, war der Geruch weniger durchdringend als die metallische Ausdünstung frischen, heißen Blutes. Doch die
Mischung war immer noch warm, und die Körner bildeten elegante weiße und braune Wirbel, die beim Umrühren in das Blut gesogen wurden.
    Ronnie hatte Recht; es war nicht nötig gewesen, mich über »die Heilerin« hinaus genauer zu bezeichnen. Es gab bis Cross Creek keine andere, es sei denn, man zählte die Shamanen der Indianer mit – was die meisten Europäer nicht tun würden.
    Ich fragte mich, wer mir die Notiz geschickt hatte und ob die Angelegenheit dringend war. Wahrscheinlich nicht – zumindest war es wohl keine unmittelbar bevorstehende Geburt oder kein schwerer Unfall. Nachrichten von solchen Vorfällen wurden normalerweise persönlich überbracht, hastig von einem Freund oder Verwandten vorgetragen. Wer einem Kesselflicker eine schriftliche Nachricht anvertraute, der konnte nicht darauf bauen, dass sie auch nur einigermaßen prompt ausgeliefert wurde; Kesselflicker zogen weiter oder blieben, je nachdem, wie viel Arbeit sie vorfanden.
    Außerdem kamen nur selten Kesselflicker oder Landstreicher nach Fraser’s Ridge, obwohl wir im Lauf des letzten Monats dreimal welche gesehen hatten. Ich wusste nicht, ob dies mit unserer wachsenden Population zusammenhing – Fraser’s Ridge brachte es inzwischen auf fast sechzig Familien, obwohl sich die Blockhäuser im Umkreis von zehn Meilen über die bewaldeten Berghänge verteilten – oder mit etwas Unheimlicherem.
    »Es ist eins der Vorzeichen, Sassenach«, hatte Jamie mir erklärt, während er unserem letzten kurzfristigen Gast beim Abschied stirnrunzelnd nachsah. »Wenn ein Krieg in der Luft liegt, zieht es die Männer auf die Straße.«
    Ich glaubte, dass er Recht hatte; ich erinnerte mich an die Wanderer auf den Straßen der Highlands, die Gerüchte über den Stuart-Aufstand mit sich trugen. Es war, als entwurzelten die Erschütterungen der Unrast all jene, die nicht durch Liebe oder eine Familie fest mit einem Ort verbunden waren, und als trügen die wirbelnden Strömungen des Konfliktes sie fort – die ersten, bruchstückhaften Vorwarnungen einer Explosion, die mit zeitlupenhafter Klarheit kommen und alles erschüttern würde. Ich erschauerte, als mich der leichte Wind durch mein Hemd hindurch berührte.
    Die schleimige Masse hatte die nötige Konsistenz erreicht, etwa so wie cremige, dunkelrote Sahne. Ich

Weitere Kostenlose Bücher