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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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vielleicht war es gar nicht Mama, die sie braucht – vielleicht bist du es.«
    Das holte Jamie und mich auf den Boden zurück, und wir sahen uns an. Das war definitiv eine Möglichkeit, und zwar eine, auf die wir beide nicht gekommen waren.
    »Sie konnte dir nicht direkt schreiben, ohne Neugier zu erregen«, fuhr Brianna mit einem stirnrunzelnden Blick auf den Zettel fort. »Aber sie konnte ›die Heilerin‹ sagen, ohne diese beim Namen nennen zu müssen. Und wenn Mama kommen würde, so wusste sie, dass du sie um diese Jahreszeit wahrscheinlich begleiten würdest. Oder wenn nicht, könnte Mama dich offen herbeirufen.«
    »Das ist ein Gedanke«, sagte Jamie langsam. »Aber was in Gottes Namen könnte sie von mir wollen?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte Roger ohne Umschweife. Er sah Jamie an. »Der Großteil der Arbeit im Freien ist getan; die Ernte und das Heu sind unter Dach und Fach, wir sind mit dem Schlachten fertig. Wir kommen hier zurecht, wenn du gehen möchtest.«
    Jamie blieb einen Moment reglos stehen und dachte stirnrunzelnd nach, dann ging er zum Fenster und schob es hoch. Ein kalter Wind wehte ins Zimmer, und Brianna hielt den flatternden Zettel auf dem Tisch fest, damit er nicht davonflog. Die Kohlen in dem kleinen Becken rauchten und schlugen Flammen, und die Kräuterbündel über unseren Köpfen raschelten unruhig.
    Jamie steckte den Kopf aus dem Fenster und atmete mit geschlossenen Augen tief ein wie ein Weinkenner, der ein feines Bouquet genießt.
    »Kalt und klar«, verkündete er, zog den Kopf ein und schloss das Fenster. »Schönes Wetter für mindestens drei Tage. Wenn wir uns beeilen, könnten wir die Berge bis zum ersten Schneefalll hinter uns haben.« Er lächelte mich an, und seine Nasenspitze war rot vor Kälte. »Aber vorerst: Meinst du, die Würstchen könnten fertig sein?

72
    Lug …
    Eine Sklavin, die ich nicht kannte, öffnete uns die Tür, eine kräftig gebaute Frau mit einem gelben Turban. Sie betrachtete uns streng, doch Jamie ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen, sondern schob sich unwirsch an ihr vorbei in den Flur.
    »Er ist Mrs. Camerons Neffe«, fühlte ich mich verpflichtet, ihr zu erklären, während ich ihm folgte.

    » Das kann ich sehen«, murmelte sie in einem Singsang, der seinen Ursprung in Barbados hatte. Sie funkelte ihm auf eine Weise nach, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie die Familienähnlichkeit auch in seiner Arroganz, nicht nur an seinem Aussehen erkannte.
    »Ich bin seine Frau«, sagte ich. Ich unterdrückte das automatische Bedürfnis, ihr die Hand zu schütteln, und machte stattdessen eine kleine Verbeugung. »Claire Fraser. Erfreut, Euch kennen zu lernen.«
    Sie blinzelte verblüfft, doch bevor sie antworten konnte, war ich schon an ihr vorbei und folgte Jamie zu dem kleinen Salon, in dem Jocasta nachmittags oft saß.
    Die Tür zu diesem Zimmer war verschlossen, und als Jamie die Hand auf die Klinke legte, erscholl innen ein scharfes Kläffen – der Auftakt zu einer Salve hektischen Gebells, als die Tür aufschwang.
    Jamie hielt abrupt inne, die Hand an der Tür, und betrachtete stirnrunzelnd das kleine braune Fellbündel, das zu seinen Füßen hin und her hüpfte und dem die Augen hysterisch aus dem Kopf quollen, während es sich die Seele aus dem Leib bellte.
    »Was ist das?«, sagte er und schob sich in das Zimmer, während die kläffende Kreatur vergeblich auf seine Schuhe losging.
    »Es ist ein Hund, was glaubst du denn?«, antwortete Jocasta schneidend. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und neigte das Gesicht lauschend dem Lärm zu. » Sheas , Samson!«
    »Samson? Oh, natürlich. Die Haare.« Jamie lächelte unwillkürlich. Er hockte sich hin und hielt dem Hund die geballte Faust entgegen. Der Hund drosselte seinen Lärm zu einem leisen Knurren und streckte argwöhnisch die Nase nach seinen Fingerknöcheln aus.
    »Wo ist denn Delilah?«, fragte ich und schob mich hinter ihm ins Zimmer.
    »Ah, du bist auch da, Claire?« Jocastas Gesicht fuhr zu mir herum und wurde von einem Lächeln erhellt. »Was für eine seltene Freude, euch beide hier zu haben. Ich nehme nicht an, dass Brianna und der Kleine auch dabei sind – nein, ich hätte sie gehört.« Sie verwarf diesen Gedanken, setzte sich wieder und wies auf den Kamin.
    »Was Delilah betrifft, das faule Tier schläft am Feuer; ich kann sie schnarchen hören.«
    Delilah war ein großer, weißlicher Hund, dessen Rasse undefinierbar war, der aber ein Übermaß an

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