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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einer Handmühle zerkleinern ließ. Sie hatte eine kleine Sickergrube ausgehoben und benutzte eines ihrer zerbrochenen Wasserrohre als Auffangbecken, um eine bequeme Wasserversorgung sicherzustellen; daneben hatte sie eine Plattform aus Steinen und Holz gebaut, auf der die gerahmten Seidensiebe standen, mit denen sie die Pulpe presste.
    In der nächsten Schüssel schwamm eine tote Motte, und er streckte die Hand aus, um sie herauszuholen, doch sie winkte ihn beiseite.
    »Es ertrinken dauernd Insekten darin, aber solange sie weich sind, macht das nichts. Genug Schwefelsäure -«, sie wies kopfnickend auf das Fläschchen, das sie mit einem Lappen verstopft hatte, »- und sie lösen sich mit in der Pulpe auf: Motten, Schmetterlinge, Ameisen, Schnaken, Florfliegen … die Flügel sind das Einzige, was sich nicht vollständig auflöst. Florfliegen sehen im Papier ganz hübsch aus, nur keine Küchenschaben.« Sie fischte eine solche aus einer Schüssel und schnippte sie ins Gebüsch, dann fügte sie mit einer Kürbiskelle noch etwas Wasser hinzu und rührte.
    »Das überrascht mich nicht. Ich bin heute Morgen auf eine Küchenschabe getreten; erst war sie geplättet, dann ist sie wieder aufgeploppt und grinsend davonmarschiert.« Er hielt einen Moment inne; er hätte sie gern etwas gefragt, das konnte sie sehen, und sie ermunterte ihn mit einem fragenden Summen.
    »Ich habe mich nur gefragt – würde es dir etwas ausmachen, Jem nach dem Abendessen zu deinen Eltern zu bringen? Könntet ihr beide vielleicht da übernachten?«
    Sie betrachtete ihn erstaunt.
    »Was hast du denn vor? Ein Junggesellenabschied für Gordon Lindsay?« Gordon, ein schüchterner Siebzehnjähriger, war mit einem Quäkermädchen aus der Ortschaft bei Woolam’s Mill verlobt; er hatte tags zuvor die Runde gemacht, um als Vorbereitung auf seine Hochzeit um kleine Haushaltsgegenstände zu bitten, wie es Tradition war.
    »Keine Damen, die aus einem Kuchen hüpfen«, versicherte er ihr, »aber
es ist definitiv eine Männergesellschaft. Es ist die erste Zusammenkunft der Loge von Fraser’s Ridge.«
    »Loge … was, Freimaurer?« Sie blinzelte ihn skeptisch an, doch er nickte. Der Wind war stärker geworden und ließ ihm das schwarze Haar zu Berge stehen. Er strich es mit einer Hand glatt.
    »Neutraler Boden«, erklärte er ihr. »Ich wollte nicht vorschlagen, die Zusammenkünfte im Haupthaus oder in Tom Christies Hütte abzuhalten – man könnte sagen, ich wollte keine Seite bevorzugen.«
    Sie verstand und nickte.
    »Okay. Aber wieso Freimaurer?« Sie wusste nicht das Geringste über Freimaurer, außer dass sie eine Art Geheimbund waren und dass Katholiken die Mitgliedschaft verboten war.
    Sie machte Roger auf diesen Punkt aufmerksam, doch er lachte nur.
    »Das stimmt«, sagte er. »Der Papst hat es ihnen vor ungefähr vierzig Jahren verboten.«
    »Warum? Was hat er denn gegen Freimaurer?«, fragte sie neugierig.
    »Sie sind ein sehr mächtiger Bund, dem viele Männer von Macht und Einfluss angehören – und er ist grenzüberschreitend. Ich vermute, dass der Papst Konkurrenz in der Machtpolitik befürchtet – obwohl er, wenn ich mich richtig erinnere, als Grund angegeben hat, dass die Freimaurerei zu viel Ähnlichkeit mit einer Religion hat. Oh, das, und sie beten den Teufel an.«
    Er lachte.
    »Du weißt doch, dass dein Vater in Ardsmuir eine Loge gegründet hat, im Gefängnis?«
    »Möglich, dass er es erwähnt hat; ich weiß es nicht mehr.«
    »Ich habe ihn auf die Sache mit den Katholiken angesprochen. Er hat mir einen von diesen Spezialblicken zugeworfen und gesagt: ›Ah, nun ja, der Papst war nicht in Ardsmuir im Gefängnis, ich aber schon.‹«
    »Klingt logisch«, sagte sie belustigt. »Aber ich bin ja auch nicht der Papst. Hat er gesagt, warum? Pa, meine ich, nicht der Papst.«
    »Natürlich – es war eine Möglichkeit, Einigkeit unter den Katholiken und den Protestanten zu schaffen, die zusammen im Gefängnis saßen. Eins der Prinzipien der Freimaurerei ist, dass sie alle Männer zu Brüdern macht, aye? Und ein anderes ist, dass in der Loge nicht über Religion oder Politik gesprochen wird.«
    »Ach, nein? Was macht man denn dann in der Loge?«
    »Das darf ich dir nicht sagen. Allerdings keine Teufelsanbetung.«
    Sie musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, und er zuckte mit den Achseln.
    »Es geht nicht«, wiederholte er. »Wenn man der Loge beitritt, legt man einen Eid ab, dass man außerhalb der Loge nicht darüber spricht, was dort vor

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