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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sich geht.«
    Das ärgerte sie ein wenig, doch sie tat es achselzuckend ab und widmete
sich wieder ihrer Schüssel, die sie mit Wasser nachfüllte. Es sah aus, als hätte sich jemand übergeben, dachte sie kritisch und griff nach dem Säurefläschchen.
    »Das klingt aber ziemlich fragwürdig«, murrte sie. »Und ein bisschen albern. Gibt es nicht auch geheime Händedrücke und so weiter?«
    Er lächelte, ohne sich an ihrem Ton zu stören.
    »Ich sage ja nicht, dass es nicht auch ein wenig theatralisch zugeht. Der Ursprung ist mehr oder weniger mittelalterlich, und sie haben sich eine Menge der ursprünglichen Symbolik bewahrt – genau wie die katholische Kirche.«
    »Überzeugt«, sagte sie trocken und ergriff eine Schüssel mit fertiger Pulpe. »Okay. Und ist es Pas Idee, hier eine Loge zu gründen?«
    »Nein, meine.« Seine Stimme hatte den humorvollen Unterton verloren, und sie sah ihn scharf an.
    »Ich brauche eine Möglichkeit, Gemeinsamkeit unter ihnen zu stiften, Brianna«, erklärte er. »Bei den Frauen gibt es das doch ebenso – die Fischersfrauen nähen und spinnen und stricken und quilten zusammen mit den anderen, und selbst wenn sie insgeheim glauben, dass du oder deine Mutter oder Mrs. Bug zur Hölle verurteilte Ungläubige oder gottverdammte Whigs oder was auch immer seid, scheint es doch keine große Rolle zu spielen. Die Männer haben so etwas nicht.«
    Sie dachte daran, ein paar Worte über das relative Maß an Intelligenz und gesundem Menschenverstand bei den beiden Geschlechtern zu sagen, hatte aber das Gefühl, dass es im Moment kontraproduktiv sein könnte, und nickte verständnisvoll. Außerdem hatte er offensichtlich keine Ahnung von dem Gewäsch, das bei Nähkränzchen die Runde machte.
    »Kannst du das Sieb für mich halten?«
    Er packte gehorsam den Holzrahmen und zog nach ihrer Anleitung die Enden der Fäden stramm.
    »Also«, sagte sie und löffelte den dünnen Pulpebrei auf die Seide, »möchtest du, dass ich euch heute Abend mit Milch und Plätzchen versorge?«
    Sie fragte mit beträchtlicher Ironie, und er lächelte sie über das Sieb hinweg an.
    »Das wäre schön, aye.«
    »Es war ein Scherz!«
    »Bei mir nicht.« Er lächelte immer noch, doch sein Blick war völlig ernst, und sie begriff plötzlich, dass dies keine Laune war. Mit einem seltsamen kleinen Stich im Herzen sah sie ihren Vater vor sich stehen.
    Der eine hatte von Kindesbeinen an die Verantwortung für andere getragen, als Teil der Verpflichtung, die sein Geburtsrecht mit sich brachte; der andere hatte sie erst später übernommen, doch beide hielten diese Bürde für gottgewollt, daran hatte sie keinen Zweifel – beide übernahmen diese Pflicht, ohne zu fragen, und würden sie erfüllen oder bei dem Versuch sterben. Sie hoffte nur, dass es dazu nicht kommen würde – für keinen von ihnen.

    »Gib mir eins von deinen Haaren«, sagte sie und senkte den Blick, um ihre Gefühle zu verbergen.
    »Warum?«, fragte er, zupfte sich aber schon ein Haar vom Kopf.
    »Das Papier. Die Pulpe sollte nicht dicker ausgestrichen sein als ein Haar.« Sie legte das schwarze Haar an den Rand des Seidensiebs, dann verstrich sie die cremige Flüssigkeit immer dünner, so dass sie an dem Haar vorbeilief, es aber nicht bedeckte. Es trieb in der Flüssigkeit, eine dunkle Linie auf weißem Untergrund wie der winzige Riss an der Oberfläche ihres Herzens.

79
    Alarm
    L’OIGNON – INTELLIGENCER
    EINE VERMÄHLUNGSANZEIGE. Der NEW BERN INTELLIGENCER, gegründet von Jno. Robinson, hat mit dem Umzug seines Begründers nach Großbritannien sein Erscheinen eingestellt, doch wir versichern seinen Kunden, dass diese Zeitung nicht völlig verschwinden wird, da ihre Räumlichkeiten, ihr Lager und ihr Abonnentenverzeichnis durch die Herausgeber des LE OIGNON erworben wurden, jenes geschätzten, beliebten und hervorragenden Journals. Das neue Periodikum wird von nun an deutlich verbessert und erweitert als L’OIGNON – INTELLIGENCER erscheinen und wöchentlich herauskommen, mit Extrablättern, sowie es die Ereignisse erfordern, zum bescheidenen Preis von einem Penny.
    An Mr. und Mrs. James Fraser in Fraser’s Ridge,
North Carolina
Von Mr. und Mrs. Fergus Fraser,
Thorpe Street, New Bern
     
    Lieber Vater, liebe Mutter Claire,
ich schreibe euch, um euch über die jüngsten Veränderungen unseres
Schicksals zu unterrichten. Mr. Robinson, dem die andere Zeitung im
Ort gehörte, musste nach Großbritannien umziehen. Ihm blieb gar
nichts anderes

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