Ein Hauch von Schnee und Asche
übrig, weil einige Unbekannte, die sich als Wilde ver-
kleidet hatten, in den frühen Morgenstunden in seine Werkstatt einge-
drungen sind, ihn aus dem Bett gezerrt und zum Hafen geschleppt
haben, wo sie ihn im Nachthemd auf ein Schiff steckten.
Der Kapitän hat prompt den Anker gelichtet, die Segel gesetzt und die Stadt verlassen – unter großem Aufruhr, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt.
Innerhalb eines Tages nach Mr. Robinsons Abreise jedoch haben uns zwei unterschiedliche Verhandlungspartner aufgesucht (ich kann ihre Namen nicht niederschreiben, da ihr ja sicherlich zu schätzen wisst, dass ich diskret sein muss). Einer war ein Mitglied des hiesigen Komitees für die Sicherheit – welches, wie jeder weiß, hinter Mr. Robinsons Verschleppung steckt, auch wenn es niemand sagt. Seine Worte waren höflich, sein Au ftreten nicht. Er wünschte, so hat er gesagt, sich zu vergewissern, dass Fergus nicht die mutwillig falschen Meinungen teile, die Mr. Robinson so oft in Bezug auf die jüngsten Ereignisse und Entwicklungen zum Ausdruck gebracht habe.
Ohne eine Miene zu verziehen, hat ihm Fergus gesagt, dass er mit Mr. Robinson nicht einmal ein Glas Wein teilen würde (was auch nicht möglich gewesen wäre, da Mr. Robinson Methodist und damit Abstinenzler ist), und der Gentleman hat dies so verstanden, wie es ihm gefiel, und ist zufrieden gestellt wieder gegangen, nachdem er Fergus eine Börse mit Geld gegeben hatte.
Als Nächstes kommt ein anderer Herr, ein fetter Wichtigtuer und Mitglied des Königlichen Rats, obwohl ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste. Sein Anliegen war das Gleiche – oder vielmehr das Gegenteil; er wünschte sich zu erkundigen, ob Fergus Interesse daran hätte, Mr. Robinsons Betrieb zu erwerben, um seine Arbeit für den König fortzusetzen – nämlich den Druck einiger Briefe und die Nichtveröffentlichung anderer.
Fergus sagt sehr ernst zu diesem Herrn, dass er immer schon vieles an Mr. Robinson bewundert hat (hauptsächlich sein Pferd, einen braven Schimmel, und die merkwürdigen Schnallen an seinen Schuhen), fügt aber hinzu, dass wir ja kaum die Mittel haben, um Papier und Tinte zu kau fen, und uns daher damit abfinden müssen, dass Mr. Robinsons Druckerei in die Hände einer Person ohne großen Politikverstand übergehen wird.
Ich hatte Todesangst, ein Zustand, der sich nicht besserte, als der Herr gelacht und eine fette Geldbörse aus seiner Tasche gezogen hat, mit der Bemerkung, man dürfe »das Schiff nicht vor die Hunde gehen lassen, weil man den halben Penny für den Teer nicht ausgeben will«. Dies schien er höchst amüsant zu finden und hat maßlos gelacht, dann hat er Henri-Christians Kopf getätschelt und ist gegangen.
Damit sind unsere Möglichkeiten zugleich gewachsen und alarmierender geworden. Ich kann kaum noch schlafen, wenn ich an die Zukunft denke, doch Fergus ist so guter Laune, dass ich es nicht bedauern kann.
Betet für uns, so wie wir stets für euch beten, meine lieben Eltern.
Eure gehorsame, euch liebende Tochter
Marsali
»Du bist ihm ein guter Lehrer gewesen«, stellte ich fest, um einen beiläufigen Tonfall bemüht.
»Offensichtlich.« Jamies Miene war leicht sorgenvoll, doch die Belustigung überwog. »Mach dir keine Sorgen, Sassenach, Fergus hat großes Geschick bei diesem Spiel.«
»Es ist kein Spiel«, sagte ich so heftig, dass er mich überrascht ansah.
»Wirklich nicht«, wiederholte ich etwas ruhiger.
Er sah mich mit gewölbten Augenbrauen an, zog ein kleines Papierbündel aus dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch und reichte es mir.
Mittwochmorgen gegen zehn Uhr – Watertown
Allen Freunden der amerikanischen Freiheit sei bekannt gegeben, dass heute Morgen vor Tagesanbruch eine Brigade von etwa 1000 bis 1200 Männern bei Phip’s Farm in Cambridge gelandet ist und nach Lexington marschiert ist, wo sie eine bewaffnete Kompanie unserer Kolonialmiliz antrafen, auf welche sie ohne Vorwarnung feuerten und sechs Männer töteten und vier weitere verwundeten. Per Express aus Boston erfahren wir, dass sich jetzt eine weitere Brigade von wahrscheinlich 1000 Mann auf dem Anmarsch aus Boston befindet. Der Überbringer, Israel Bissell, hat den Auftrag, das ganze Land bis Connecticut zu alarmieren, und jedermann ist aufgerufen, ihm nötigenfalls frische Pferde zur Verfügung zu stellen. Ich habe mit mehreren Zeugen gesprochen, die die Toten und Verwundeten gesehen haben. Bitte sorgt dafür, dass die Delegierten von hier
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