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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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an seine Seite gepresst.
    »Nein, mir fehlt nichts«, sagte er, aber ich schloss aus seiner Atemlosigkeit, dass er sich wahrscheinlich mehrere Rippen angeknackst hatte. »Dir, Sassenach?«
    »Alles gut.« Es gelang mir, mich zitternd aufzurappeln. Browns Männer hatten sich zerstreut, einige jagten den Pferden nach, die in dem Durcheinander die Flucht ergriffen hatten, andere sammelten fluchend ihre Habseligkeiten von der Straße auf. Tom Christie übergab sich am Straßenrand ins Gebüsch. Richard Brown stand unter einem Baum und betrachtete die Szene mit weißem Gesicht. Er sah mich scharf an, dann wandte er den Kopf ab.
    Wir machten unterwegs in keinem Wirtshaus mehr Halt.

89
    Der Mond ist aufgegangen
    »Wenn du auf jemanden einschlägst, Sassenach, nimm besser die Weichteile. Gesichter haben zu viele Knochen, die Zähne nicht zu vergessen.«
    Jamie spreizte ihre Finger mit sanftem Druck auf die aufgeschürften, geschwollenen Knöchel, und die Luft zischte durch ihre Zähne.
    »Danke für den guten Rat. Wie oft hast du dir schon die Hand gebrochen, während du irgendwelche Leute verprügelt hast?«
    Er hätte am liebsten gelacht; dieses Bild von Claire, die außer sich vor Rage auf diesen kleinen Jungen einhieb, mit wehendem Haar und Blutdurst im Blick, würde er bewahren wie einen Schatz. Doch er lachte nicht.
    »Deine Hand ist nicht gebrochen, a nighean .« Er krümmte ihr die Finger und nahm ihre lose Faust in beide Hände.
    »Woher willst du das wissen?«, fuhr sie ihn an. »Ich bin hier der Arzt.«
    Er versuchte nicht länger, sein Lächeln zu verbergen.
    »Wenn sie gebrochen wäre«, sagte er, »wärst du bleich und würdest dich übergeben. Du bist aber rot und schimpfst wie ein Rohrspatz.«
    »Rohrspatz, haha!« Sie zog ihre Hand fort und funkelte ihn an, während sie sie an ihre Brust drückte. Eigentlich war sie nur schwach errötet, und mit ihrem Haar, das sich als wilde Masse um ihren Kopf ringelte, sah sie sehr attraktiv aus. Einer von Browns Männern hatte nach der Attacke ihre Haube vom Boden aufgelesen und sie ihr zaghaft hingehalten. Sie hatte sie ihm aufgebracht entrissen und sie brutal in eine Satteltasche gestopft.
    »Hast du Hunger, Claire?«

    »Ja«, gab sie widerstrebend zu, denn sie wusste genauso gut wie er, dass Menschen mit Knochenbrüchen im Allgemeinen zunächst keinen großen Appetit hatten, obwohl sie Erstaunliches vertilgten, sobald der Schmerz ein wenig nachgelassen hatte.
    Er kramte in der Satteltasche herum und segnete im Geiste Mrs. Bug, während er eine Hand voll getrockneter Aprikosen und ein großes Stück eingewickelten Ziegenkäse zum Vorschein brachte. Browns Männer kochten irgendetwas über ihrem Feuer, doch er und Claire hatten seit dem ersten Abend nur noch ihr eigenes Essen angerührt.
    Wie viel länger mochte diese Farce noch andauern?, fragte er sich, während er ein Stück Käse abbrach und es seiner Frau reichte. Wenn sie gut aufpassten, hatten sie vielleicht noch Lebensmittel für eine Woche. Lange genug, um eventuell die Küste zu erreichen, wenn das Wetter gut blieb. Und was dann?
    Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass Brown keinen Plan hatte und jetzt versuchte, mit einer Situation fertig zu werden, die vom ersten Moment an unkontrollierbar gewesen war. Brown war ehrgeizig, habgierig und rachsüchtig, doch er war so gut wie überhaupt nicht in der Lage, vorausschauend zu denken, so viel stand fest.
    Hier stand er nun und hatte sie beide am Hals, gezwungen, ebenfalls weiterzureisen und die unerwünschte Verantwortung hinter sich herzuschleifen wie einen zerschlissenen Schuh, der an einem Hundeschwanz baumelte. Und Brown war der Hund, der sich knurrend um sich selbst drehte und versuchte, nach dem störenden Gegenstand zu schnappen, so dass er sich selbst in den Schwanz biss. Die Hälfte seiner Männer war von fliegenden Steinen verletzt worden. Jamie berührte nachdenklich eine große, schmerzhafte Prellung an der Spitze seines Ellbogens.
    Er selbst hatte keine Wahl gehabt; jetzt hatte Brown ebenfalls keine mehr. Seine Männer wurden allmählich unruhig; sie mussten sich um ihre Ernte kümmern und waren nicht auf etwas gefasst gewesen, was ihnen inzwischen wie Narretei erscheinen musste.
    Es wäre einfach für ihn gewesen, allein zu flüchten. Doch was dann? Er konnte Claire nicht in Browns Händen zurücklassen, und selbst wenn es ihm gelungen wäre, sie in Sicherheit zu bringen, konnten sie so, wie die Dinge standen, nicht nach Fraser’s Ridge

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