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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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siebentausend Pfund waren das, was von den ursprünglichen zehntausend noch übrig war, die wiederum ein Drittel der dreißigtausend waren, die Louis von Frankreich – zu spät, aber immerhin – geschickt hatte, um Charles Stuarts zum Scheitern verurteilten Versuch zu unterstützen, den Thron von England und Schottland an sich zu bringen.
    »Hector war vorsichtig, aye?«, erklärte Duncan. »Er hat als reicher Mann gelebt – aber immer im Rahmen dessen, was ein Ort wie dieser« – er wies mit einer ausladenden Geste seiner Hand auf die Ländereien und Gebäude von River Run – »an Mitteln abwerfen kann. Er hat tausend Pfund für den Kauf des Landes und den Bau des Hauses ausgegeben, dann im Lauf der Jahre weitere tausend für Sklaven, Vieh und Ähnliches. Und tausend Pfund hat er angelegt – Jo sagt, er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass all das Geld hier liegt und keine Zinsen einbringt.« Er sah sie mit einem kleinen, ironischen Lächeln an. »Aber er war zu schlau, um die ganze Summe anzulegen. Ich glaube zwar, dass er vorhatte, auch den Rest Stück für Stück anzulegen – aber er ist gestorben, bevor es dazu gekommen ist.«
    Und hatte Jocasta als reiche Witwe zurückgelassen – die allerdings noch vorsichtiger war als ihr Mann, wenn es darum ging, unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden. Und so hatte das Gold sicher in seinem Versteck geschlummert, bis auf den einen Barren, den Ulysses Span für Span in Umlauf brachte. Und der dann verschwunden war, wie ihr jetzt mit einem dumpfen Gefühl wieder einfiel. Irgendjemand wusste, dass es hier Gold gab.
    Vielleicht hatte derjenige, der diesen Barren an sich genommen hatte, ja erraten, dass es noch mehr gab – und im Stillen geduldig danach gesucht, bis er fündig geworden war.
    Aber jetzt -
    »Ihr habt vielleicht schon von General MacDonald gehört?«
    Sie hatte diesen Namen in letzter Zeit schon öfter in Unterhaltungen gehört
– er war ein schottischer General, mehr oder minder pensioniert, vermutete sie -, der hier und dort bei prominenten Familien zu Gast gewesen war. Von seinen Absichten hatte sie jedoch nichts gehört.
    »Er hat vor, eine Truppe – dreitausend Mann, viertausend – von Highlandern aufzustellen und zur Küste zu marschieren. Der Gouverneur hat um Hilfe gerufen; es sind Truppenschiffe unterwegs. Dann marschieren die Männer des Generals durch das Tal des Cape Fear« – er machte erneut eine elegante, ausladende Handbewegung -, »vereinigen sich mit dem Gouverneur und seinen Truppen und nehmen die Rebellenmilizen, die in der Entstehung sind, in die Zange.«
    »Und Ihr hattet vor, ihm das Gold zur Verfügung zu stellen – oder nein«, korrigierte sie sich. »Ihr hattet vor, ihm Waffen und Munition zur Verfügung zu stellen.«
    Er nickte und kaute mit unglücklicher Miene auf seinen Schnurrbartenden.
    »Ein Mann namens Dunkling; Alexander ist mit ihm bekannt. Lord Dunsmore ist dabei, in Virginia ein großes Waffenlager anzulegen, und Dunkling ist einer seiner Leutnants – und er ist bereit, einen Teil dieses Vorrats gegen Gold herauszurücken.«
    »Das jetzt aber verschwunden ist.« Sie holte tief Luft und spürte, wie ihr der Schweiß zwischen den Brüsten hinunterrann, so dass ihr Hemd noch feuchter wurde.
    »Das jetzt aber verschwunden ist«, pflichtete er ihr trostlos bei. »Und ich stehe hier und muss mich fragen, was mit diesem Gespenst ist, von dem Klein-Jemmy erzählt, aye?«
    Das Gespenst, so-so. Wenn jemand in ein Anwesen wie River Run eingedrungen war, wo es vor Menschen wimmelte, und Goldbarren davongeschafft hatte, die mehrere hundert Pfund wogen …
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören, und Duncan blickte ruckartig zur Tür, doch es war nur Josh, einer der schwarzen Stallknechte, der seinen Hut in der Hand trug.
    »Besser, wenn wir gehen, Miss Brianna«, sagte er und verbeugte sich respektvoll. »Ihr braucht doch sicher Licht?«
    Für ihre Zeichnungen, meinte er. Die Fahrt von Cross Creek zu Anwalt Forbes’ Haus dauerte eine gute Stunde, und die Sonne stieg schnell dem Zenit entgegen.
    Sie blickte auf ihre grün verschmierten Finger, und ihr fiel ein, dass ihr das Haar unordentlich aus dem improvisierten Knoten hing; sie musste sich zuerst ein wenig zurechtmachen.
    »Geht nur, Kleine.« Duncan wies mit der Hand auf die Tür. Sein hageres Gesicht war zwar noch voller Sorgenfalten, doch seine Miene hatte sich jetzt, da er diese Sorge mit jemandem geteilt hatte, erhellt.
    Sie küsste ihn herzlich auf die Stirn

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