Ein Hauch von Schnee und Asche
Kommandeur der anderen Miliz, Robert Borthy, zu, wie er Jamie – nicht besonders ernst – über den Zustand des Highland-Emigranten-Regiments berichtete. So lautete die offizielle Bezeichnung unserer Gegner.
»Alles in allem können es nicht mehr als fünf- oder sechshundert sein«, sagte er gerade ebenso belustigt wie verächtlich. »Der alte MacDonald und seine Helfershelfer versuchen seit Monaten überall, sie zu rekrutieren, und wie ich höre, ist es so mühsam, als wollte man Wasser mit einem Sieb schöpfen.«
Bei einer Gelegenheit hatte Alexander McLean, einer der Helfer des Generals, alle Highlander und Irland-Schotten der Gegend zu einem Stelldichein gerufen – und sie klugerweise mit einem Fass Schnaps gelockt. Es waren tatsächlich etwa fünfhundert Mann aufgekreuzt – doch sobald das Fass leer war, hatten sie sich wieder verdrückt, und McLean war allein zurückgeblieben – und völlig orientierungslos.
»Der arme Kerl ist fast zwei Tage umhergewandert und hat nach der Straße gesucht, bis jemand Erbarmen mit ihm hatte und ihn in die Zivilisation zurückgeführt hat.« Borthy, eine joviale Seele aus dem Hinterland mit einem dichten braunen Bart, grinste breit über diese Geschichte und nahm dankbar einen Becher Bier entgegen, bevor er fortfuhr.
»Weiß Gott, wo die anderen jetzt sind. Ich habe gehört, dass MacDonalds Truppen zum Großteil aus frisch gebackenen Emigranten bestehen – der Gouverneur hat sie schwören lassen, dass sie zur Verteidigung der Kolonie zu den Waffen greifen würden, bevor er ihnen Land zur Verfügung gestellt hat. Die meisten der armen Kerle kommen direkt vom Schiff aus Schottland – sie können Norden und Süden nicht auseinander halten, geschweige denn, dass sie wüssten, wo sie sind.«
»Oh, ich weiß, wo sie sind, auch wenn sie es nicht tun.« Ian trat schmutzig, aber fröhlich in den Schein des Feuers. Er hatte zu Pferd Depeschen zwischen den diversen Milizkompanien hin und her getragen, die nach Wilmington unterwegs waren, und diese Aussage stieß auf reges Interesse.
»Wo denn?« Richard Brown beugte sich im Feuerschein vor, und sein schmales Gesicht leuchtete neugierig und schlau wie das eines Fuchses.
»Sie kommen über die Negro Head Point Road marschiert wie ein richtiges Regiment«, sagte Ian, der sich mit einem leisen Stöhnlaut auf den Baumstamm sinken ließ, den man ihm anbot. »Gibt es vielleicht etwas Heißes zu trinken, Tante Claire? Ich bin durchgefroren und ausgetrocknet.«
Es gab eine widerliche dunkle Flüssigkeit, die aus Höflichkeitsgründen »Kaffee« genannt und hergestellt wurde, indem man angebrannte Eicheln
aufkochte. Ich schenkte ihm sehr skeptisch eine Tasse ein, doch er trank sie mit offensichtlichem Genuss, während er die Ergebnisse seiner Expedition Revue passieren ließ.
»Sie hatte vor, im Halbkreis nach Westen zu gehen, doch Oberst Howes Männer waren zuerst da und haben ihnen den Weg abgeschnitten. Also sind sie abgebogen und wollten durch die Furt – aber Oberst Moore hat seine Männer die ganze Nacht im Laufschritt marschieren lassen, um ihnen zuvorzukommen.«
»Sie haben nicht versucht, Howe oder Moore anzugreifen?«, fragte Jamie zweifelnd. Ian schüttelte den Kopf und trank den Rest seines Eichelkaffees.
»Nicht die Spur. Oberst Moore sagt, sie wollen nicht angreifen, bevor sie Wilmington erreichen – sie rechnen dort mit Verstärkung.«
Ich wechselte einen Blick mit Jamie. Die erwartete Verstärkung bestand wahrscheinlich in den britischen Regierungstruppen, die General Gage versprochen hatte. Doch ein Reiter aus Brunswick, dem wir tags zuvor begegnet waren, hatte uns gesagt, dass noch keine Schiffe eingetroffen waren, als er vor vier Tagen an der Küste aufgebrochen war. Wenn Verstärkung auf sie wartete, würde sie von den Königstreuen vor Ort kommen müssen – und den Gerüchten und Berichten nach, die uns bis jetzt zu Ohren gekommen waren, waren die ortsansässigen Loyalisten nur ein schwacher Strohhalm, auf den man sich nicht stützen konnte.
»Nun denn. Sie sind zu beiden Seiten isoliert, aye? Folgen immer dem Lauf der Straße – wahrscheinlich erreichen sie die Brücke morgen Nachmittag.«
»Wie weit ist das, Ian?«, fragte Jamie, der blinzelnd zwischen den Sumpfkiefern hindurchblickte. Die Bäume waren ziemlich hoch, und das Grasland darunter offen – zum Reiten bestens geeignet.
»Zu Pferd vielleicht einen halben Tag.«
»Aye, nun denn.« Jamie entspannte sich ein wenig und griff nach seinem
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