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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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den Henker geführt haben, hat gestrampelt und gebrüllt und die Arme nach ihr ausgestreckt.«
    Er schluckte und wandte den Kopf ab.
    »Ich habe versucht, sie zu nehmen, ihren Kopf an meine Brust zu drücken, damit sie es nicht sehen muss – aber sie haben mich nicht gelassen. Sie haben ihr das Köpfchen festgehalten und sie gezwungen zuzusehen, und Tante Darla hat ihr ins Ohr gesagt, dass so etwas mit Hexen geschieht, und sie in die Beine gekniffen, bis sie geschrien hat. Danach haben wir sechs Jahre bei Tante Darla gewohnt«, fügte er mit geistesabwesender Miene hinzu.
    »Sie war nicht besonders begeistert darüber, aber sie hat gesagt, es sei ihre Christenpflicht. Das alte Biest hat uns kaum etwas zu essen gegeben, und ich war es, der sich um Malva gekümmert hat.«
    Er schwieg eine Weile, und ich tat dasselbe, weil ich dachte, dass die Chance, sich auszusprechen, das Beste – das Einzige – war, was ich ihm anzubieten hatte. Er entzog mir seine Hand, beugte sich vor und berührte den Grabstein. Es war nur ein Granitbrocken, aber jemand hatte sich die Mühe gemacht, ihren Namen hineinzuritzen – nur das eine Wort, MALVA, in groben Blockbuchstaben. Er erinnerte mich an die Gedenksteine, die auf dem Feld von Culloden verstreut standen, die Clansteine, jeder mit einem einzelnen Namen versehen.
    »Sie war perfekt«, flüsterte er. Sein Finger wanderte über den Stein, vorsichtig, als berührte er ihre Haut. »So perfekt. Ihr kleines Geschlecht
hat ausgesehen wie eine Blütenknospe, und ihre Haut war so frisch und weich …«
    In meiner Magengrube breitete sich Kälte aus. Meinte er etwa… ja, natürlich meinte er das. Unausweichliche Verzweiflung regte sich in mir.
    »Sie war mein«, sagte er, und als er den Kopf hob und meinen Blick auf sich ruhen sah, wiederholte er es noch einmal lauter. »Sie war mein!«
    Dann blickte er auf das Grab hinunter, und sein Mund verzerrte sich vor Schmerz und Trauer.
    »Der alte Mann hat nichts davon gewusst – hatte keine Ahnung, was wir einander bedeutet haben.«
    Wirklich nicht?, dachte ich. Möglich, dass Tom Christie das Verbrechen gestanden hatte, um einen Menschen zu retten, den er liebte – doch er liebte mehr als einen Menschen. Nachdem er seine Tochter – oder besser, seine Nichte – verloren hatte, hätte er nicht alles getan, um den Sohn zu retten, der alles war, was von seinem Blut noch übrig war?
    »Ihr habt sie umgebracht«, sagte ich leise. Ich hegte nicht den geringsten Zweifel daran, und er zeigte sich nicht überrascht.
    »Er hätte sie verkauft, sie irgendeinem Bauerntrampel gegeben.« Allan ballte auf dem Oberschenkel die Faust. »Das habe ich oft gedacht, als sie älter wurde. Und manchmal, wenn ich mit ihr geschlafen habe, konnte ich es nicht ertragen und habe sie ins Gesicht geschlagen, so wütend hat mich der bloße Gedanke gemacht.«
    Er holte krampfhaft Luft.
    »Es war nicht ihre Schuld, nichts davon. Aber ich dachte, es wäre so. Und dann habe ich sie mit diesem Soldaten erwischt, und dann noch einmal, mit diesem dreckigen Henderson. Ich habe sie geschlagen, aber sie hat gesagt, es müsste sein – weil sie schwanger war.«
    »Von Euch?«
    Er nickte gequält.
    »Daran habe ich überhaupt nie gedacht. Ich hätte es natürlich tun sollen. Aber ich habe es nie getan. Sie war immer meine kleine Malva, wisst Ihr, mein kleines Mädchen. Ich habe ihre Brüste wachsen gesehen, aye, und die Haare, die ihre schöne Haut verunstaltet haben – aber ich habe einfach nie gedacht …«
    Er schüttelte den Kopf, denn er konnte den Gedanken selbst jetzt nicht fassen.
    »Sie hat gesagt, sie müsste heiraten – und der Mann müsste glauben, das Kind sei von ihm, egal, wen sie heiratete. Wenn sie den Soldaten nicht dazu bringen konnte, sie zu heiraten, musste es eben ein anderer sein. Sie hatte ganz schnell so viele Liebhaber wie möglich. Doch ich habe dem einen Riegel vorgeschoben«, versicherte er mir mit einem leicht ekelerregenden, selbstgerechten Ton in der Stimme. »Ich habe ihr gesagt, ich lasse das nicht zu – mir würde schon etwas anderes einfallen.«

    »Und so habt Ihr sie dazu angestiftet zu behaupten, das Kind sei von Jamie.« Mein Entsetzen über seine Geschichte und meine Wut über das, was er uns angetan hatte, ertranken in einer Flut der Trauer. Oh, Malva , dachte ich verzweifelt. Oh, meine liebe Malva, warum hast du mir nichts davon gesagt? Doch natürlich hätte sie es mir nie gesagt. Der Einzige, dem sie etwas anvertraute, war Allan

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