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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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doch wünschte, Robbie könnte von der Liebe eines Vaters und einer Mutter umgeben aufwachsen. Lag über ihrer Familie ein Fluch, der bedeutete, dass die Kinder der Familie keine elterliche Liebe erfahren konnten? Ihre eigenen Eltern waren jung gestorben, Emerald war kaum dem Babyalter entwachsen gewesen, als sie den liebevollen Vater, den sie in Robert gehabt hatte, verlor, und jetzt wuchs auch Emeralds Sohn ohne Vater und ohne die Liebe seiner Mutter auf. So etwas darf ich nicht denken, ermahnte Amber sich, als sie Robbie anlächelte und ihm versicherte: »Ja, ich denke nur gerade, wie sehr Großvater sich freuen wird, wenn er dich sieht.«
    »Onkel Drogo hat gesagt, er kommt mich auch besuchen.«
    Drogo – auch er ein Grund zur Sorge. Robbie liebte Drogo, und Drogo war sehr gut zu ihm, doch wenn Beth recht hatte, würde Drogo Gwendolyn bald einen Antrag machen. Und wenn sie erst einmal verheiratet waren, würde Gwendolyn zu verhindern suchen, dass Robbie so viel Platz in Drogos Leben einnahm, schließlich war er Emeralds Sohn. Amber hatte das starke Gefühl, Robbie würde der Einfluss eines Mannes in seinem Leben guttun, eines jüngeren Mannes als Jay. Die Beziehung zwischen Drogo und Robbie erinnerte sie auf gewisse Weise an die Liebe, die ihren ersten Mann Robert und ihren Sohn Luc verbunden hatte, obwohl ihre Bindung als Vater und Sohn natürlich enger gewesen war.
    Amber machte sich Sorgen um Robbie, umso mehr, da er Emeralds Sohn war und Emerald Amber nicht erlaubte, sich Sorgen um sie, Emerald, zu machen. Indem sie sich so sehr um Robbies emotionales Glück kümmerte, kümmerte Amber sich, wie sie sehr wohl wusste, indirekt auch um das emotionale Glück ihrer Tochter. Was würde aus Emerald werden, wenn die Natur sie eines Tages zwang einzusehen, dass sie keine unendliche Parade von Liebhabern mehr anziehen konnte? Wie würde sie damit zurechtkommen? Was, wenn überhaupt etwas, hatte sie in sich, um sie zu stützen, sobald sie die Befriedigung, die sie aus der äußerlichen Zurschaustellung ihrer weiblichen Macht zog, nicht mehr erfuhr? Es schmerzte Amber sehr, an ihre Tochter als an einen Menschen zu denken, der nichts hatte, was ihm Halt gab, umso mehr, da sie wusste, dass sie selbst Schuld daran trug.

37
    Rose hatte es eilig. Sie wollte mit Josh dinieren – sie hatten eine feste Verabredung einmal im Monat –, und wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch zu spät kommen.
    In den vergangenen Jahren hatte es manche Veränderung in seinem Leben gegeben, doch seine Freundschaft mit Rose und ihre Partnerschaft waren davon unberührt geblieben.
    1960 war Rose Trauzeugin bei seiner Hochzeit in Caxton Hall mit einem Mannequin gewesen, und sie hatte Mitgefühl mit ihm gehabt, als die Ehe zwei Jahre später vor dem Scheidungsrichter geendet hatte. Sie hatte mit ihm die Eröffnung seines zweiten und dann seines dritten Friseursalons gefeiert, und sie hatte wieder mit ihm gefeiert, als man ihn zu Londons Top-Friseur ernannt hatte. Sie hatte sogar so freundlich wie möglich gelächelt, als er sie vor drei Monaten seiner neuen festen Freundin vorgestellt hatte, einer Amerikanerin namens Patsy Kleinwort, die vorerst Letzte in einer Reihe hübscher Dummchen, die seit der Scheidung das Bett mit ihm geteilt hatten.
    Und die ganze Zeit hatte sie ihre Freundschaft, ihre Geschäftspartnerschaft und ihre monatliche Verabredung zum Dinner in Ehren gehalten.
    Josh war inzwischen so erfolgreich, dass er keine Geschäftspartnerin mehr brauchte, doch keiner brachte die Sprache darauf, und Rose hatte sein Schweigen zu dem Thema als Zeichen dafür genommen, dass er ihre Freundschaft ebenso schätzte wie sie. Erleichtert war sie zu dem Schluss gekommen, dass ihm wohl wirklich etwas an ihr lag.
    Ihr lag gewiss etwas an ihm. Denn Rose hatte den leisen Verdacht, dass sie sich an jenem Heiligabend vor fast zehn Jahren, als er sie ins Bett gebracht und jeden Gedanken an Arthur Russells widerlichen Vergewaltigungsversuch verscheucht hatte, in ihn verliebt hatte, auch wenn sie es damals nicht gewusst hatte. Erst viele Jahre später hatte sie es gemerkt. Es war ihr erst bewusst geworden, als es schon zu spät war. Doch sie hatte es gewusst, als sie auf den Stufen von Caxton Hall gestanden und ihn und seine Frischangetraute beobachtet hatte, und jetzt wusste sie es auch.
    Sie hatte versucht, darüber hinwegzukommen, hatte sich mit Arbeit abgelenkt, war sogar mit anderen Männern ausgegangen – und auch ins Bett, wenn sie das Gefühl

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