Ein Hauch von Seide - Roman
Seite trat.
»Ich glaube nicht, dass das der passende Augenblick ist, um so etwas zu diskutieren. Findest du nicht, wir sollten abwarten und schauen, was der Arzt zu sagen hat, bevor wir anfangen, Pläne zu machen?«, fragte Cathy Emerald scharf. »Schließlich haben die Eltern für den Fall, dass etwas passieren sollte, womöglich ihre eigenen Vorkehrungen getroffen.«
»Ganz im Gegenteil«, erklärte Emerald standhaft. »Ich könnte mir keinen geeigneteren Zeitpunkt vorstellen. Worüber ich reden möchte, trifft zu, was auch immer die Zukunft bringen mag, und meiner Meinung nach diskutieren wir am besten jetzt darüber, solange wir noch die Zeit dazu haben. Wir müssen über das Geschäft reden. Wir wissen alle, wie viel es Mummy bedeutet.«
Als niemand etwas dazu sagte, fuhr Emerald fort: »Mag sein, dass ihr alle zu sehr mit eurem eigenen Leben beschäftigt wart, um mitzubekommen, was in London passiert ist, und selbstverständlich habe ich mehr davon mitbekommen, schließlich lebe ich dort.«
»Was meinst du damit?«, wollte Polly wissen. »Die Fabrik läuft doch sehr gut. Ich weiß, dass Angelli sehr viele Aufträge für sie hat.«
»Die Fabrik mag gut laufen, aber ich spreche von dem Laden in der Walton Street«, führte Emerald näher aus. »Mummy ist die letzte Zeit nicht mehr so oft nach London gekommen wie früher, und ich gehe davon aus, dass sie in Zukunft überhaupt nicht mehr runterkommt, egal was passiert.«
»Na, den Laden könnte man doch schließen, oder?«, fragte Janey nach einer langen Pause, in der alle verdauten, was Emerald da gesagt hatte.
»Ja, das könnte man«, stimmte Emerald ihr zu.
Selbst wenn Emerald nicht der Typ Mensch gewesen wäre, dem es zuwider war, über seine Gefühle zu reden, standen sie einander nicht so nah, dass sie ihr hätte erklären können, was sie empfunden hatte, als sie das Gesicht ihrer Mutter beim Anblick ihrer Designers-Guild -Schlafzimmerausstattung gesehen hatte: So viel Traurigkeit und Verlust in der Miene ihrer Mutter hatten Emerald daran erinnert, wie wichtig Amber das Innenausstattungs-Geschäft war. Damals war ihr das nicht besonders wichtig erschienen, jetzt dagegen schon.
»Das Haus könnte man vermutlich leicht verkaufen«, fuhr Janey fort.
»Sehr leicht«, pflichtete Emerald ihr bei, »aber ich finde nicht, dass wir das tun sollten.«
»Was meinst du damit?« Das war Cathy, die Rebellin, die immer schon lieber das Gegenteil von dem getan hatte, was von ihr erwartet wurde.
»Wir wissen alle, wie viel Seide und alles, was damit zu tun hat, Mummy bedeuten, sowohl durch Denby Mill als auch durch den Laden in der Walton Street, wie leidenschaftlich sie seit jeher mit den Entwürfen ihres Vaters arbeitet. Mehr als alles andere wollte sie, dass dieses Familienerbe bewahrt und in eine Zukunft eingewoben wird.«
»Ja, klar, das wissen wir, Emerald. Deswegen hat sie Polly und mich ja auch nach Italien geschickt, um bei Angelli zu lernen.«
»Das war sicher ein Grund«, stimmte Emerald ihr zu. »Ein anderer Grund war, dass sie hoffte, ihr würdet Denby Mill und dem Laden in der Walton Street etwas von dem zurückgeben, was sie euch gegeben hat.«
Es entstand ein kurzes angespanntes Schweigen, und dann widersprach Polly: »Oh, und das ausgerechnet aus deinem Mund, Emerald. Du versuchst uns Schuldgefühle wegen des Ladens einzureden, damit wir Opfer bringen, weil wir bei Angelli lernen durften, während du ungeschoren davonkommst, weil alles, was du je zustande gebracht hast, eine Saison als Debütantin und die Heirat mit Drogo war.«
»Ich hatte nicht die Absicht, euch Schuldgefühle einzureden. Ich wollte nur, dass wir darüber sprechen, was jede von uns dazu beitragen kann, um das Geschäft wieder flottzumachen. Und was Opfer angeht, also, es gibt nur eine von uns, die ein Opfer bringen müsste.«
Alle Augen waren auf Emerald gerichtet.
»Wer?«, fragte Janey.
»Rose«, erklärte Emerald. »Mummy hat sich immer gewünscht, Rose sollte den Laden von ihr übernehmen.«
»Das ist lange her, Emerald. Ich muss jetzt an Pete denken, und es ist Jahre her, dass ich als Innenausstatterin gearbeitet habe«, protestierte Rose.
»Wir wissen alle, wie viel der Laden in der Walton Street und die Innenausstattungs-Firma Mummy bedeutet haben«, fuhr Emerald fort, ohne auf Roses Einwand zu achten. »Sie wollte, dass ihr alle in seine Zukunft involviert seid, und dafür hat sie Vorkehrungen getroffen.«
Allseits unbehagliches und mit Schuldgefühlen
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