Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
Vom Netzwerk:
gewesen.
    »Wenigstens bin ich froh, dass der Unfall erst auf der Rückfahrt geschehen ist. So kann Jeff wenigstens nicht meine Gründe dafür infrage stellen, wieder zu Hause einzuziehen.«
    »Also habt ihr es getan.«
    Rachel starrte sie an. »Mehr als einmal«, antwortete sie in einem dieser Anflüge von Verrücktheit, die manchmal im Gefolge von Tragödien auftreten.
    Ginger runzelte offensichtlich verwirrt die Stirn. Dann brach sie in Gelächter aus. »Schäm dich.«
    Angesteckt von ihrem Wiehern, brachen bei Rachel alle Dämme, die sich errichtet hatte, um sich vor den Unfallfolgen zu schützen. Fast sofort schlug das Lachen in Schluchzen um. Sie hielt sich die Seiten, weil beides schmerzte.
    »Tut mir leid. Das war dumm.« Ginger reichte Rachel ein Taschentuch, kroch dann neben sie ins Bett und lehnte ihren Rücken an das Kopfteil. Sie nahm Rachel Finger und verschränkte sie mit ihren.
    »Ich muss jetzt mal für eine Minute ganz entspannt und gefühlvoll werden«, sagte Rachel. »Mir wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass ich dich beinahe nie kennengelernt hätte. Ich wollte schon immer eine Schwester haben. Und jetzt habe ich dich, Elizabeth und Christina. Mein Leben fühlt sich nicht nur erfüllter an, ich glaube auch, dass es zwischen uns eine wundervolle Verbindung gibt, die ewig halten wird.«
    »Ich habe auch immer von einer Schwester geträumt«, gab Ginger zu. »Mit der ich reden und meine Geheimnisse teilen kann. Und die mir ihre erzählt, die mit mir lacht und weint. Die …«
    »… mir ihre tollen Klamotten leiht«, ergänzte Rachel.
    »Mein Schrank gehört dir«, sagte Ginger. Sie lachte. »Das ist nicht schwierig, weil da wahrscheinlich nichts drin ist, was dir gefällt.«
    »Ich weiß nicht. Der bauchfreie Pulli, den du letzte Woche anhattest, war ziemlich hübsch.«
    »Kannst du haben, einschließlich der Tomatensoßenflecken.«
    Rachel wusste Gingers Anstrengungen zu schätzen, sie abzulenken. Aber es funktionierte nicht. Sie musste dauernd an Jeff denken und wie er den Verlust seines Beins verkraften würde.
    »Ich muss zu Jeff«, sagte sie. »Kannst du mich dorthin begleiten?«
    Ginger schwang ihre Beine vom Bett. »Ich besorge einen Rollstuhl.«
    Rachel saß neben Jeffs Bett. Ihr Kopf ruhte auf dem Kissen, das seinen Arm stützte. Er war kurz wach gewesen, hatte sie erkannt und gefragt, ob sie okay wäre. Dann war er sofort wieder eingeschlafen.
    Die Krankenschwester hatte ihr gesagt, dass das Stunden dauern könnte, und sie aufgefordert, wieder in ihr Zimmer zu gehen. Doch sie wollte nicht. Sie wollte, dass ihr Gesicht das Erste war, was Jeff sah, wenn er aufwachte.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte er heiser und schreckt sie aus ihren kreisenden Gedanken.
    Mit einiger Mühe richtete sie sich auf und lehnte sich zu ihm hinüber. Sie küsste ihn und unterdrückte ein Stöhnen wegen der Schmerzen an den Rippen. Sie brauchte wieder eine Spritze.
    »Seit sie dich aufs Zimmer verlegt haben.«
    »Du siehst schrecklich aus.«
    Sie musste sich anstrengen, dass sie sein raues Flüstern verstand. »Das ist alles nur oberflächlich.«
    »Bestimmt?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Warum weinst du?«
    »Freudentränen.« Sie wischte sich mit der Hand über die Wangen. »Wir haben es geschafft, Jeff.«
    »Ich weiß von dem Bein, Rachel.« Er berührte ihr Kinn mit seiner guten Hand, die voller Kanülen steckte. »Sie haben es mir im Aufwachraum erzählt.«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Ich weiß«, sagte er leise. »Es wird nur ein bisschen dauern, bis ich mich daran gewöhne.«
    »Ich hatte solche Angst.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf. »Ich wünschte, ich hätte auch dein Bein gerettet.«
    »Ich habe vor Kurzem in so einer blöden Show einen Hund mit zwei Beinen gesehen. Dem war es völlig egal, wie das aussah, wenn er auf zwei Beinen herumrannte. Ich weiß noch, dass ich mich gefragt habe, ob man ein besonderer Mensch sein müsste, um so ein hässliches Tier zu mögen.«
    Der Schmerz sprang von ihren Rippen auf ihr Herz über. Sie drehte seine Hand um und legte ihre Wange in seine Handfläche. »Ich liebe dich nicht wegen deines Aussehens, ich liebe dich, weil du du bist.«
    Seine Finger strichen über ihre Stirn. »Als das Wasser anfing, ins Auto zu laufen, habe ich gedacht, ich würde es nicht schaffen. Ich habe nach etwas zum Schreiben gesucht, um dir zu sagen, wie viel du mir bedeutest. Aber am Ende hat es keine Rolle gespielt, weil ich

Weitere Kostenlose Bücher