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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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einmal vorbeikommt und uns graben sieht. Glauben Sie etwa, daß der Mann blöd ist und nicht im gleichen Augenblick weiß, was hier gespielt wird?«
    »Mensch, Sie machen mich ganz unsicher«, knurrte Holldorf erbittert, »aber irgendwo haben Sie natürlich recht. Schließlich können wir nicht wie die Wühlmäuse arbeiten.« Er ließ die Arme wie gebrochene Flügel hängen und starrte trübsinnig vor sich her, weil er immer mehr einsah, daß man hier vielleicht zwei oder drei Tage, aber auf die Dauer niemals heimlich schaffen konnte.
    »Verdammt noch einmal, dann wird uns nichts anderes übrigbleiben, als dem Kerl zu sagen, was los ist - und ihn am Gewinn zu beteiligen. Aber wie ich die Bauern kenne - und ich komme selber aus ‘nem kleinen Hof -, die sind beim Nehmen dabei, aber verdammt zäh im Geben.«
    »Nach dem BGB...«
    »Was ist denn das?« fragte Holldorf.
    »Bürgerliches Gesetzbuch. Also nach dem BGB gehört ein Schatz zur Hälfte dem Entdecker und zur Hälfte dem Eigentümer des Grundes, auf dem der Schatz gefunden wird.«
    Holldorf starrte Werner verdutzt an.
    »Jetzt möchte ich aber wirklich wissen, was Sie eigentlich für einer sind. BGB und so... Und reisen mit Rasierapparaten.«
    »So was liest man doch jeden Tag in der Zeitung«, sagte Werner, dem es jetzt gleich war, was sich Holldorf dabei dachte, wenn er mit seinen juristischen Viersemesterkenntnissen anrückte. »Aber die große Frage ist, ob dieses Blei überhaupt als Schatz anzusehen ist. Meiner Meinung nach ist es nichts anderes als eine glatte Fundsache. Und wenn wir auf nicht mehr als auf den gesetzlichen Finderlohn Anspruch haben, dann sind wir arme Hunde.«
    »Hören Sie auf«, sagte Holldorf, der so lange mit offenem Mund zugehört hatte, »ob das nun ein Schatz oder ein Fund ist, nach dem BGB oder nach dem ABC, das ist mir alles sch... egal! Ich hole das Zeug hier heraus!« \
    »Und ich habe eine Idee, wie wir es in aller Ruhe rausbuddeln können, ohne daß uns der Bauer in die Quere kommt«, sagte Werner grinsend.
    »Wahrhaftig?« rief Holldorf. »Und wie?«
    »Ich fahre heute nachmittag zu dem Bauern hinaus.«
    »Mann! Sie wollen ihm doch nicht etwa erzählen...«
    »Kein Wort davon«, sagte Werner und rieb sich die Nase, »und es ist eine ziemlich krumme Tour, die ich vorhabe, aber ich glaube nicht, daß ich deswegen unruhige Nächte haben werde.«
    »Also los! Nun packen Sie schon aus.«
    »Noch nicht. Ich muß mir die Sache noch genau überlegen. Und es ist doch auch nicht Ihre Art, Herr Holldorf, der Henne die ungelegten Eier herauszukitzeln.«
    Sie gingen den Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück und schoben das Motorrad bis zur Straße durch den Wald. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Erst später, als sie aus dem Gehölz herauskamen, winkten ihnen ein paar Frauen zu, die auf den Feldern Rüben hackten.
    Daheim brauchte Werner eine halbe Stunde, um etwas zu essen und um sich in Schale zu werfen; erwählte eine hellgraue Hose, eine dunkelblaue Jacke mit matten Goldknöpfen, schwarze Halbschuhe und zum weißen Hemd eine schwarze Strickkrawatte. Trotz der Hitze schlüpfte er in seinen Trenchcoat und setzte sogar den hellgrauen Hut auf. Holldorf kam aus dem Keller, als er die Treppe hinunterging, und er wäre glatt an Werner vorbeigelaufen, wenn der ihn nicht angesprochen hätte.
    »Donnerwetter«, staunte Holldorf, »Sie sehen ja aus wie’n Rittmeister, der in Zivil auf Raub ausgeht.«
    »So?« grinste Werner. »Das ist genau der Eindruck, den ich auf den Ökonomen Schuster machen möchte.«
    »Nicht unflott«, grinste Holldorf zurück, »bloß die Karre paßt nicht zu der Eleganz.«
    »Die lasse ich im Wald vor dem Dorf Bötzfeld stehen.«
    Eine knappe halbe Stunde später wanderte ein junger Herr, der den Trenchcoat flott über die Schulter geworfen hatte, aus dem Schatten des Waldes auf das Dorf Bötzfeld zu, das aus einer kleinen Kirche, die von dem Expositus der Gemeinde Rechberg betreut wurde, aus einer Kneipe und zwei Dutzend Häusern bestand. Es war Mittagszeit, und außer ein paar Hühnern, die sich im Straßenstaub einscharrten, war kein lebendiges Wesen zu erblicken. Der junge Herr blieb vor dem zweiten Haus stehen und wurde, als er die Gartentür öffnete, von dem wütenden Gebell eines Kettenhundes empfangen. Aber bald kam eine Magd, die den Hund in seine Hütte zurückscheuchte und den feschen jungen Herrn, der auf sie sichtlich Eindruck machte, nach seinem Begehren fragte.
    Der Besucher wünschte

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