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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Herrn Schuster zu sprechen, und da er keinesfalls wie ein Vertreter für Landmaschinen oder Motorenöl aussah, hatte die Magd keine Bedenken, ihn in die gute Stube zu führen. Der junge Herr nickte dem Mädchen huldvoll zu, worauf es kichernd entschwand. Und nach einer kleinen Weile kam Herr Schuster ins Zimmer; ein groß gewachsener, älterer Mann mit einem grauen Schnurrbart und hellen Augen, die in dem braungegerbten Gesicht ein wenig hart wirkten und den jungen Herrn mißtrauisch musterten, der sich wohlerzogen mit dem Namen Fröling oder Gröning vorstellte - aber so genau verstand man das bei solchen Vorstellungen ja nie.
    Nun, es war ein sehr diskreter, wenn nicht sogar geheimer Auftrag, der den Besucher zu Herrn Schuster führte. Fast eine Geheime Kommandosache, die unter allen Umständen - wenigstens zunächst - nur unter vier Augen verhandelt werden durfte. Herr Schuster erklärte, kein Schwätzer zu sein, und wer ihn ansah, konnte das auch glauben.
    Um es also jetzt, nachdem dieser Punkt geklärt war, rundheraus zu sagen: es handelte sich um den alten, ehemaligen Schießplatz. Die Bundeswehr suchte nach geeignetem Gelände, um neue Anlagen dieser Art einzurichten. Bei der Suche nach geeignetem Gelände sei man in den alten Plänen auf den Schießstand >Am Kugelfang< gestoßen, den Herr Schuster seinerzeit erworben habe. Höheren Orts sei man bereit, diesen verhältnismäßig günstig gelegenen Platz gegen Land oder Forst aus dem Staatsbesitz auf dem Tauschwege wieder zu erwerben.
    Das war der Augenblick, in dem Herr Schuster sehr munter und wach wurde. Sein Waldbesitz bestand aus etwa zwanzig Tagwerk Mischwald, Jungholz und eben dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes, das er zwar billig erworben hatte, das aber für eine Aufforstung kaum in Frage kam und landwirtschaftlich überhaupt nicht nutzbar zu machen war. Diese fünf Tagwerk gegen fünf Tagwerk Staatsforst einzutauschen war ein Geschäft, das einem wahrhaftig nicht alle Tage geboten wurde. Das gab er zwar nicht zu, aber er ließ es sich anmerken, daß er wenigstens darüber nachzudenken bereit sei.
    Nun, das wurde ihm auch nicht verwehrt. Bevor man jedoch von >höherer Stelle< mit ihm in direkte Verhandlungen eintreten werde, sei es vonnöten, den alten Kugelfang gründlich zu untersuchen, nicht nur nach militärischen, sondern vor allem nach baulichen Gesichtspunkten. Es handelte sich dabei darum, die Fundamente der vorhandenen, aber im Verlauf der Jahre doch wohl stark verwitterten Anzeigerstände, Kugelfänge und Seitensicherungen zu prüfen, um festzustellen, welche baulichen Veränderungen vorgenommen werden müßten. Es war jedoch anzunehmen, daß diese Prüfung nicht länger als vierzehn Tage in Anspruch nehmen werde. Das aber setze natürlich das Einverständnis des Eigentümers voraus. Herr Schuster hatte gegen die Untersuchung nichts einzuwenden. Der junge Herr nahm diese Erklärung als Selbstverständlichkeit entgegen. Er nickte leicht mit dem Kopf und hatte nur noch folgendes kurz zu erwähnen: Es bewarben sich natürlich viele Gemeinden darum, mit dem Staat ins Geschäft zu kommen und wertlose, nur für militärische Zwecke verwendbare Gründe auf dem Tauschwege loszuwerden. Zwar nicht aus der Gemeinde Bötzfeld selber, wohl aber aus den Nachbargemeinden lägen entsprechende Angebote vor, die jedoch keine Berücksichtigung fänden - höheren Orts selbstverständlich -, solange die Angelegenheit mit dem alten Schießplatz am Kugelfang nicht geklärt sei. Um jedoch jeden Konkurrenzneid zu vermeiden, sei es wichtig, daß die Untersuchung des ehemaligen Schießplatzes möglichst geheim und unbemerkt durchgeführt werde.
    Und ob Herr Schuster das verstand. Er versicherte dem jungen, feschen Offizier zwischen guter Stube und Gartentür wenigstens fünfmal, daß ihn und seine Leute kein Mensch am Kugelfang stören werde, nicht einmal er selber; denn er hätte jetzt mit der Roggenernte alle Hände voll zu tun.

    Friedrich Holldorf verbrachte zwei unruhige Stunden, bevor er Werner Fröhlich an der Wohnungstür abfing.
    Er wieherte vor Vergnügen, als Werner ihm die Geschichte in Holldorfs Küche haargenau erzählte.
    »Sie sind ein Hund, Herr Fröhlich«, sagte er schließlich und versetzte Werner vor lauter Bewunderung einen Schlag gegen die Brust.
    »Wie kannst du so etwas sagen, Fritz«, rief Frau Holldorf.
    »Der junge Fröhlich weiß schon, wie’s gemeint ist, wie?« sagte Holldorf und blinzelte Werner zu. »Dann fangen wir also morgen

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