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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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dieser Hinsicht können Sie ganz unbesorgt sein. Im Augenblick geht es mir um etwas anderes. War bei Ihnen im Verlaufe der letzten Wochen ein junger Mann, der Ihnen eine Kassette mit Büchern angeboten hat?«
    »Bücher... Bücher... Ja, warten Sie einmal, da war doch so etwas... Richtig, jetzt besinne ich mich. Es ist ein paar Wochen her, daß bei uns ein junger Mann vorsprach, der Bücher zum Kauf an-bot. Frauenromane. Einen furchtbaren Kitsch. Was war das doch gleich? Ach ja, das Leben der Cleopatra. Und die Dubarry war wohl auch dabei.«
    »Und die Kaiserin Messalina?«
    »Ja, die auch. Aber sagen Sie mir doch, was hat die Kaiserin Messalina mit der Schließung des Milchladens zu tun?«
    »Leider sehr viel, gnädige Frau«, sagte Inspektor Vorndran seufzend, »sozusagen alles! Frau Brieskorn hat nämlich bei ihrer Vernehmung angegeben, sie hätte von dem Reisevertreter eines Verlages ein paar Bücher gekauft. Unter anderem, wie gesagt, ein Buch mit dem Titel >Messalina - eine Kurtisane auf dem Cäsarenthron<.«
    »Ja, genauso war der Titel.«
    »Ja, und dann gab Frau Brieskorn an, in diesem Buch gelesen zu haben, die Kaiserin Messalina hätte, um sich ihre Jugend und Schönheit zu erhalten, täglich in Eselsmilch gebadet.«
    »So?« sagte Frau Lindberg interessiert. »Nun ja, Herr Kommissar, man erzählt sich ja von der Madame Pompadour ähnliche Dinge; sie habe, um immer blühend und frisch auszusehen, nachts über rohe Koteletts auf ihre Wangen gelegt. Eine Verschwendung, die sicherlich zum Staatsbankrott beigetragen hat.«
    »Ich fürchte, Sie verstehen mich nicht recht, gnädige Frau«, sagte Inspektor Vorndran bekümmert. »Frau Brieskorn hat nämlich auch in Milch gebadet. Aber da ihr keine Eselsmilch zur Verfügung stand, hat sie zu ihren Bädern Kuhmilch benutzt.«
    »Das ist aber ein teurer Spaß, Herr Kommissar!«
    »Inspektor. Aber eben nicht teuer, gnädige Frau, das ist es ja eben. Die drei Kannen, die sie sich täglich in die Wohnung tragen ließ, um eine Vollbad zu nehmen, wurden wieder aus der Badewanne in die Kannen zurückgeschöpft und im Laden verkauft.«
    »Nein!!!« schrie Frau Lindberg auf.
    »Doch, doch«, nickte Inspektor Vorndran traurig, »wir haben heute früh Frau Brieskorn dabei überrascht, wie sie nach gehabtem Bade die Milch in die Kannen zurückschöpfte.«
    »Verzeihen Sie, Herr Inspektor«, sagte Frau Lindberg ein wenig bleich und schluckte schwer, »ich bin keine Trinkerin. Und am wenigsten am Vormittag. Aber jetzt brauche ich einen Schluck Cognac! Darf ich Ihnen auch einen anbieten?«
    »Komisch«, murmelte Inspektor Vorndran, »ich bin ja vom Dienst her Kummer und einiges mehr gewöhnt. Aber wo ich es jetzt so erzähle, kommt mir auch das Frühstück hoch. Wenn ich also bitten darf...« Und er kippte, nachdem er Frau Lindberg höflich zugeprostet hatte, das randvolle Glas mit einem Übung verratenden, eleganten Schwung in die Kehle.
    »Sie haben also nichts bemerkt, gnädige Frau, was man zu Protokoll nehmen könnte?«
    »Nichts, Herr Inspektor, wirklich nichts«, antwortete Frau Lindberg und preßte die Hand auf den Magen, »aber Sie können sich darauf verlassen, wenn ich etwas von dieser Schweinerei geahnt hätte, dann hätte ich die Anzeige nicht anonym losgelassen! Aber ich kann es mir auch gar nicht denken, daß jemand aus dem Hause etwas bemerkt haben sollte.«
    Inspektor Vorndran holte ein Schreiben aus seiner Brusttasche und glättete es aus: »Das ist einer von den beiden Briefen, die bei mir eingingen. Wenn Sie sich die Handschrift einmal anschauen würden, gnädige Frau.«
    Frau Lindberg starrte lange auf die Zeilen.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich kopfschüttelnd, »aber irgendwie kommt mir diese Handschrift bekannt vor. Dieses B... und das verschlungene M... Moment mal!«
    Sie lief in ihre Küche hinüber und kam mit einem in schwarzes Wachstuch gebundenen Diarium zurück.
    »Mein Haushaltsbuch«, murmelte sie und blätterte in dem Heft. Zwischen den Seiten lag hier und dort ein Zettel, aus schmalen Blöcken gerissen, wie sie Kaufleute benutzen, um ihren Kunden einen Beleg für den Einkauf mitzugeben. Auf einem dieser Zettel, die Frau Lindberg als Merkzeichen zufällig aufbewahrt hatte, stand zu lesen:

B... 0,91
M... 0,86
K... 1,28
    »Was bedeutet das?« fragte Inspektor Vorndran.
    »Butter, Milch und Käse!« antwortete Frau Lindberg.
    Der Inspektor verglich den Zettel mit dem Brief.
    »Wahrhaftig«, sagte er nach einer kleinen Weile, »es ist

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