Ein Haus zum Traumen
hinter alldem stecken könnte, weil es zu offensichtlich ist. Aber …«
»Wir gehen zu ihm und reden mit ihm.«
»Und was sollen wir sagen?«
»Es wird uns schon etwas einfallen, aber er wird auf jeden Fall erfahren, dass du hierbleibst und dir hier ein Zuhause schaffen willst und dass weder du noch das Haus für etwas verantwortlich ist, was vor über dreißig Jahren passiert ist. Und ich werde auch Kopien von den Briefen machen, die du gefunden hast. Ich werde sie mir noch einmal genauer anschauen, und du solltest das auch tun. Du solltest sie vielleicht auch der Polizei übergeben. Wenn es nämlich nicht Hennessy ist, muss es jemand sein, der etwas mit den Briefen zu tun hat. Vielleicht hat ja jemand Wind davon bekommen, dass du sie gefunden hast, und das wäre doch ein richtiger Skandal: Janet Hardys verheirateter Liebhaber entdeckt!«
Daran hatte sie auch schon gedacht. Aber … »Sie sind nicht unterschrieben.«
»Vielleicht gibt es ja irgendwelche Hinweise auf seine Identität. Vielleicht auch nicht, aber es ist fünfunddreißig Jahre her. Kannst du dich an alles erinnern, was du vor fünfund -drei ßig Jahren geschrieben hast?«
»Ich bin erst achtundzwanzig, aber ich verstehe, was du meinst.« Cilla blickte ihn nachdenklich an. »Du hast viel darüber nachgedacht.«
»Ja. Der Erste, der in deiner Scheune herumgewühlt hat, könnte natürlich jemand gewesen sein, der gehofft hat, Souvenirs von Janet Hardy zu finden. Das Haus hat jahrelang leer gestanden, und natürlich habe ich hier ab und zu Leute herumschnüffeln sehen. Aber die meisten Leute wussten ja gar nicht, ob im Haus überhaupt noch etwas zu holen war. Und wenn, dann hielten sie es für wertlosen Schrott von den Mietern. Aber dann kamst du.«
»Ich räume alles aus, lagere es in der Scheune, und es ist offensichtlich, dass ich die Sachen durchsehe und das herausnehme, was meiner Großmutter gehört hat.«
»Jemand wird neugierig, ein bisschen gierig. Möglich. Das zweite Mal, als Steve angegriffen wurde, könnte auch damit zu tun haben. Jemand stöbert herum, es kommt einer. Panik. Aber der Überfall hat natürlich nichts mehr mit einem harmlosen, ärgerlichen Übergriff zu tun. Und wenn jemand die Briefe sucht, dann kann man das als versuchten Totschlag, vielleicht sogar versuchten Mord werten.«
Cilla lief ein Schauer über den Rücken. »Jetzt kriege ich aber langsam richtig Angst.«
»Gut, weil du dann vorsichtiger bist. Dann deine Autotür. Das gilt ganz persönlich nur dir. Ebenso wie die Schmiererei auf der Mauer. Vielleicht sind es ja zwei verschiedene Personen.«
»Oh, das ist echt hilfreich. Zwei Personen, die mich hassen.«
»Wie gesagt, es ist möglich. Zuletzt schließlich die Zerstö-rung in deinem Haus. Es ist persönlicher, direkter und aggressiver. Als Erstes kaufst du dir heute eine Alarmanlage.«
»Ach ja?«
Er zuckte nicht mit der Wimper bei ihrem kühlen Tonfall. »Einer von uns wird sie kaufen. Da es dein Haus ist, gehe ich davon aus, dass du es lieber selber machen möchtest. Aber wenn du es heute nicht machst, dann mache ich es. Ich darf das jetzt, da du nackt auf meiner Küchentheke gesessen hast. Wenn du dir nicht die Mühe gemacht hast, das Klein -ge druckte zu lesen, brauchst du mir jetzt auch nichts vorzujammern.«
Cilla schwieg einen Moment lang und kämpfte gegen den Drang an, sich aufzuregen. »Ich wollte mich sowieso entscheiden – bleiben oder gehen.«
»Gut. Und du hast für Ultimaten nichts übrig. Ich normalerweise auch nicht, aber in diesem speziellen Fall mache ich eine Ausnahme. Ich kann drüben im Haus mit dir schlafen, freue mich sogar darauf. Aber irgendwann muss man tatsächlich einmal schlafen, so wie es irgendwann unvermeidlich ist, dass das Haus einmal leer steht. Du musst dich sicher fühlen, und du musst deinen Besitz schützen.
Und, Cilla, gehen kommt nicht in Frage. Du hast dich schon entschieden zu bleiben.«
Es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben. »Du benimmst dich zwar wie ein Macho, indem du mir einfach so ein Ultimatum stellst, aber so weit, dass du mir rätst, mich in Sicherheit zu bringen, während du den Drachen tötest, gehst du auch nicht.«
»Meine glänzende Rüstung wird gerade poliert. Und vielleicht liebe ich den Sex zu sehr, als dass ich dir empfehlen würde zu fliehen. Vielleicht möchte ich auch einfach nicht, dass du etwas aufgibst, was du liebst.«
Ja, er machte es ihr wirklich schwer. »Als ich hier heraus kam, sagte ich mir, es ist ja nur ein Haus. Ich
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