Ein Haus zum Traumen
Lass uns hineingehen und nachsehen, ob im Haus alles in Ordnung ist.«
»Gib mir die Schlüssel. Ich möchte, dass du auf der Veranda wartest. Bitte.«
Cilla hörte die Autorität unter der höflichen Bitte. »Wir wissen doch, dass er nicht da drin ist.«
»Aber du kannst trotzdem auf der Veranda warten.« Um die Diskussion abzukürzen, öffnete er einfach ihre Tasche und holte die Schlüssel heraus.
»Ford …«
»Warte hier draußen.«
Die Tatsache, dass er die Tür offen ließ, sagte Cilla, dass er nicht daran zweifelte, dass sie seinem Befehl gehorchen würde. Achselzuckend trat sie ans Geländer. Niemand war im Haus gewesen, deshalb konnte es auch nicht schaden zu warten. Und es hatte keinen Sinn, ihm zu widersprechen.
Außerdem konnte sie von hier aus den Truck betrachten und grübeln. Sie hatte sich so verdammt gut gefühlt an dem Tag, als sie den Pickup gekauft hatte, und sie hatte ihn voller Vorfreude für die Fahrt nach Osten beladen.
Der erste Schritt zu ihrem Traum.
»Es ist alles okay«, sagte Ford hinter ihr.
»Nein, das ist es wirklich nicht.« Am liebsten hätte sie die tröstenden Hände, die sich auf ihre Schultern legten, abgeschüttelt. Aber sie rief sich zur Ordnung.
»Weißt du, wie ich mir heute vorgekommen bin? Wie in einem Film. Ich meine das gar nicht negativ, im Gegenteil. Szenen aus einem Film, in dem ich gerne mitspielen wollte. Ich war noch nicht ganz angekommen, fühlte mich noch ein bisschen neu am Set. Aber ich begann bereits, mich in meiner Haut echt wohl zu fühlen.«
Sie holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Aber das jetzt ist die Realität. Zerbrochenes Glas. Aber seltsam ist, heute, das war ich, das war wirklich ich. Und gegen wen ist das hier gerichtet? Gegen das Bild, die Illusion. Rauch und Spiegel.«
Forest Lawn Cemetery
1972
Die Luft war ganz still, und der Smog lag darüber wie ein Fleck von einem verschwitzten Finger. Ringsherum Gräber, in denen Stars und normale Sterbliche ruhten. Und unzählige Blumen, blühende Tränen von den Lebenden für die Toten.
Janet trug schwarz. In ihrer Trauer wirkte sie geschrumpft; ihre Anmut war brüchig geworden. Ein breitkrempiger schwarzer Hut und eine dunkle Sonnenbrille verbargen ihr Gesicht, aber die Trauer drang trotzdem durch den Schutzschild.
»Sie können den Stein noch nicht aufstellen. Der Boden muss sich erst senken. Aber du kannst ihn sehen, nicht wahr? Sein Name in weißen Marmor geschnitten, die kurze Zeitspanne, die ihm vergönnt war. Ich habe versucht, ein Gedicht auszusuchen, ein paar Zeilen, die auch auf dem Stein stehen sollten, aber wie hätte ich klar denken können? Also ließ ich sie eingravieren ›Die Engel weinten‹. Nur das. Das haben sie bestimmt auch getan. Sie haben bestimmt um meinen Johnnie geweint. Kannst du die Engel sehen, die weinend auf ihn herunterblicken?«
»Ja. Ich war schon einmal hier.«
»Dann weißt du ja, wie es aussieht. Wie es immer aussehen wird. Er war die Liebe meines Lebens. Alle Männer, Ehemänner, Liebhaber, sie kamen und gingen. Aber Johnnie? Er kam von mir.« Ihre Worte waren schwer vor Trauer. »Ich hätte … so vieles. Kannst du dir vorstellen, wie es für eine Mutter ist, am Grab ihres Kindes zu stehen und zu denken, hätte ich doch?«
»Nein. Es tut mir leid.«
»Es tut vielen leid. Sie überschütten mich mit ihrem Mitleid, aber es berührt mich nicht. Später hilft es mir ein wenig, aber in diesen ersten Tagen, den ersten Wochen, berührt mich nichts. Ich werde dort liegen.« Sie wies auf den Boden neben dem Grab. »Ich weiß das sogar jetzt, weil ich es so arrangiert habe. Ich und Johnnie.«
»Und deine Tochter? Meine Mutter?«
»Wenn sie will, kann sie auf der anderen Seite von mir liegen. Aber sie ist jung, und sie wird ihren eigenen Weg gehen. Sie will … alles. Du weißt das, und ich habe im Moment nichts für sie, ich kann ihr nichts geben in diesen ersten Tagen und Wochen. Aber bald schon werde ich neben Johnnie in der Erde liegen. Jetzt weiß ich noch nicht, wann, ich weiß nicht, wie schnell es geschehen wird. Aber ich denke jeden Tag daran, es zu tun. Wie kann ich ohne mein Baby leben? Ich denke darüber nach, wie. Tabletten? Eine Rasierklinge? Ins Wasser ge hen? Ich kann mich nie entscheiden. Trauer vernebelt einem die Gedanken.«
»Was ist mit Liebe?«
»Wenn sie echt ist, öffnet sie dich. Deshalb kann sie ja auch so wehtun. Du fragst dich, ob ich es hätte verhindern können, wenn ich ihn strenger erzogen hätte. Die Leute
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