Ein Haus zum Traumen
es loswerden. Und Vicky will es auch langsam von ihrer Liste haben.«
Ford blickte auf den mit Unkraut überwucherten Vorgarten und die kleine braune Schachtel von Haus. »Ich weiß gar nicht warum. Könnte es daran liegen, dass es so hässlich ist?«
»Perfekte Einstellung. Behalt das bei, ernsthaft.« Sie tätschelte seine Hand. »Und lass mich reden.«
22
F ord dachte eigentlich, dass er viel Fantasie besaß. Er hielt sich für einen Mann mit Visionen. Was jedoch Cillas »kleines Cape Cod« anging, so konnte er sich nicht vorstellen, wie jemand es auch nur im Entferntesten als Haus bezeichnen konnte. Seiner Meinung nach konnte man es nur noch abreißen.
Eklige Flecken zweifelhaften Ursprungs bedeckten den Teppich in dem winzig kleinen Wohnraum. Er konnte nur froh sein, dass er Spock zu Hause gelassen hatte, denn der Hund hätte sich bestimmt bemüßigt gefühlt, den Raum zu markieren.
Eine ganze Armee von Nagetieren musste an den Fußleisten genagt haben. Die Beulen an der Decke, die in einer Ecke ebenfalls hässliche Flecken aufwies, bezeichnete Cilla als Popcorn.
Die Küche war ein scheußliches Durcheinander von Geräten, die nicht zueinander passten, kaputtem Linoleum und einer verrosteten Spüle. Die Brandringe auf der schmutzigen Theke zeugten davon, dass auf dem blau gesprenkelten, weißen Kunststoff einfach heiße Töpfe abgestellt worden waren. In den Ecken wimmelte es von Unrat und wahrscheinlich auch von Ungeziefer.
Vor Fords geistigem Auge kam eine Flut von Küchenschaben aus diesem rostigen Spülbecken und führte mit schweren Panzern und automatischen Waffen Krieg gegen die Spinnen mit ihren Schnellfeuergewehren.
Es fiel ihm leicht, Cilla das Reden zu überlassen. Er war sprachlos.
Im ersten Stock gab es zwei Schlafzimmer, in denen noch der Müll der früheren Bewohner lag, und ein Badezimmer, das er noch nicht einmal im Schutzanzug betreten hätte.
»Wie Sie sehen können, gibt es hier viel zu tun!« Vicky zeigte strahlend weiße Zähne, lächelte jedoch nur gequält. »Aber mit ein wenig Anstrengung könnte man das reinste Pup penhaus daraus machen! So ein süßes erstes Heim für ein junges Paar wie Sie.«
»Vicky, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns ein paar Minuten lang alleine umschauen und uns beraten?«
»Nein, natürlich nicht! Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich gehe nach draußen und erledige ein paar Anrufe. Meinetwegen brauchen Sie sich nicht zu beeilen!«
»Warum redet sie eigentlich nur in Ausrufezeichen?«, fragte Ford, als Vicky außer Hörweite war. »Aus Angst? Aufregung? Hat sie multiple, spontane Orgasmen?«
»Süß.«
»Cilla, ich glaube, dieser Haufen Kleider da in der Ecke hat sich gerade bewegt. Vielleicht steckt ja eine Leiche darin. Vielleicht aber auch eine Armee von Kakerlaken, die uns überfallen wollen. Wir sollten gehen. Und nie wiederkommen.«
»Wenn da eine Leiche läge, würde es viel mehr stinken.«
»Wie, viel mehr?«, murmelte er. »Hast du überhaupt schon mal eine Leiche gerochen?«
Cilla warf ihm einen zurechtweisenden Blick zu. »Kakerlaken gibt es hier aber bestimmt. Wenn der Verkäufer auch nur einen Funken Verstand hätte, hätte er diesen unglaublich stinkenden Teppich herausgerissen. Aber dass er das nicht getan hat, ist unser Vorteil.«
»Du machst Witze. Wir fangen uns hier Typhus ein. Oder die Beulenpest.« Er warf einen misstrauischen Blick auf den Lumpenhaufen. Vielleicht hatte er sich ja doch bewegt? »Cilla, dieses Haus ist absolut wertlos.«
»Weil du nicht weißt, wo du hingucken musst. Wir hatten zwar abgemacht, dass du es nur riskierst, wenn du willst, aber ich möchte dir erst einmal erläutern, wie ich es mir vorstelle. Unter diesem Teppich ist Dielenboden. Das habe ich vorhin schon überprüft.«
Sie hockte sich hin und zog eine lose Ecke hoch. »Eiche und in überraschend gutem Zustand.«
»Okay, es hat einen Fußboden.«
»Und ein gutes Fundament, ein hübsch geschnittenes Grundstück.«
»Das wie ein Minenfeld aussieht. Wahrscheinlich ist es mit Atomspinnen verseucht.«
»Neuer Rasen«, fuhr sie unbeirrt fort, »ein paar Pflanzen, hinten eine hübsche kleine Terrasse. Aus dem Badezimmer fliegt alles raus.«
»Wäre es nicht humaner, eine Bombe hineinzuwerfen?«
»Neue Wanne, neues Waschbecken, eine hübsche Keramikfliese. Für einen Raum dieser Größe ist eine neutrale Farbe wahrscheinlich am besten. Der gesamte Teppichboden muss weg. Die Schranktüren werden ersetzt, neue Regalbretter eingezogen.
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