Ein Haus zum Traumen
Nebenprodukt von Hollywood nicht hierherbringen.«
»Ich kann mit dem zweiten Gesicht leben, aber die Augen muss ich haben.«
Sie trank noch einen Schluck. »Genau darum geht es. Ich möchte nicht, dass Sie das zweite Gesicht verwenden. Ich komme mir zwar blöd vor, aber mir gefällt die Vorstellung, die Inspiration für eine Comicbuch-Heldin zu sein. Und ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sage.«
Innerlich vollführte Ford einen kleinen Freudentanz. »Dann liegt es also nicht am Ergebnis, sondern nur am Vorgehen. Möchten Sie etwas zu essen? Also, ich möchte etwas essen.« Er drehte sich um, öffnete einen anderen Schrank und nahm eine Tüte Doritos heraus.
»Das ist eigentlich kein Nahrungsmittel.«
»Deshalb ist es ja so gut. Mein ganzes Leben lang«, fuhr er fort und griff in die Tüte, »habe ich Menschen beobachtet. Seit ich einen Stift halten kann, habe ich Bilder gemalt. Ich habe die Leute beobachtet – ihre Bewegungen, ihre Gestik, den Aufbau ihrer Gesichter und ihrer Körper. Ihre Haltung. Für mich ist das so normal wie atmen. Ich muss es einfach tun. Ich könnte versprechen, Sie nicht zu beobachten, aber dann würde ich lügen. Ich kann jedoch versprechen, Ihnen jede Skizze, die ich von Ihnen mache, zu zeigen.«
Weil sie da waren, aß Cilla auch einen Dorito. »Und wenn ich sie schrecklich finde?«
»Das wird nicht der Fall sein, wenn Sie Geschmack haben, aber wenn sie Ihnen tatsächlich nicht gefallen, dann wäre das übel.«
Nachdenklich aß sie noch einen Chip. Seine Stimme hatte beiläufig geklungen, aber darunter spürte sie stählerne Härte. »Sie verfolgen eine harte Linie.«
»Wenn es um meine Arbeit geht, bin ich nicht besonders flexibel. Bei den meisten anderen Dingen kann ich mich arrangieren.«
»Den Typ kenne ich. Was kommt nach den Skizzen?«
»Sie müssen eine Story haben. Die Zeichnungen sind nur der halbe Comic-Roman. Aber Sie müssen … Nehmen Sie Ihr Weinglas und kommen Sie mit nach oben.«
Er nahm seinen Pinsel. »Ich habe gerade das letzte Panel von Payback geinkt, als Sie geklopft haben«, erklärte er, als sie zur Treppe gingen.
»Ist diese Treppe original?«
»Ich weiß nicht.« Stirnrunzelnd betrachtete er die Stufen. »Vielleicht. Warum?«
»Sie ist wunderschön gearbeitet. Die Pfosten, das Geländer, die Politur. Um dieses Haus hat sich jemand gekümmert. Ein großer Kontrast zu meinem.«
»Na ja, Sie kümmern sich ja jetzt darum. Und Sie haben meinen Kumpel Matt engagiert, damit er die Schreinerarbeiten für Sie macht. Er hat hier auch gearbeitet, bevor ich es gekauft habe. Und auch hinterher noch ein paar Sachen gemacht.« Er ging zu seinem Atelier.
Cilla betrachtete den prachtvollen Fußboden aus breiten Kastaniendielen, die schönen hohen Fenster und die glänzenden Zierleisten. »Was für ein wundervolles Zimmer.«
»Groß. Ursprünglich diente es als Elternschlafzimmer, aber ich brauche nicht so viel Platz zum Schlafen.«
Cilla wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu und musterte die verschiedenen Arbeitstische im Zimmer. Fünf große und sehr hässliche Aktenschränke nahmen eine Wand ein. An der anderen Wand standen Regale mit Arbeitsmaterial und verschiedenen Geräten. Dort herrschte tadellose Ordnung. Ein weiterer Bereich war voller Actionfiguren und Accessoi res. Sie erkannte ein paar der Figuren und wunderte sich, warum Darth Vader und Superman so gut zusammenpassten.
Mitten im Zimmer stand ein riesiges Zeichenbrett, auf dem wohl die Panels lagen, von denen er gesprochen hatte. Auf einer Seite waren Ablagen und Fächer mit Werkzeugen, Bleistiften, Pinseln und Papierbögen. Fotografien, Skizzen, Bilder von Leuten, Orten, Gebäuden, die er aus Zeitschriften ausgeschnitten oder -gerissen hatte. Auf der anderen Seite standen Computer, Drucker, Scanner. Und gegenüber, in einer breiten U-Form, befand sich ein lebensgroßer Spiegel.
»Das ist eine Menge Zeug.«
»Ja, man braucht auch viel dazu. Nur für die Kunst allein mache ich Millionen von Skizzen, wähle meine Personen aus, kostümiere sie, spiele mit dem Hintergrund, dem Vordergrund, den Settings – und irgendwo dazwischen schreibe ich das Drehbuch und breche es in einzelne Panels auf. Dann mache ich die kleinen Skizzen, die mir dabei helfen zu entscheiden, wie ich meinen Raum aufteile, wie ich sie zusammensetzen möchte. Danach zeichne ich die Panels mit dem Bleistift. Und dann inke ich die Zeichnungen, tusche sie.«
Cilla trat ans Zeichenbrett. »Schwarz und weiß, Licht
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