Ein Haus zum Traumen
langsam. Ich lebe so, weil ich mitten in einem gro ßen Projekt stecke, und deshalb ist auch das Haus auseinandergerissen, wenn auch sicher nicht völlig. Ich habe nur noch eine Kochplatte, weil ich die Elektrogeräte gerade überholen lasse. Ich schlafe auf einer Luftmatratze, nicht auf dem Boden, weil ich noch nicht weiß, was für ein Bett ich haben will. Und mit mir ist gar nichts los.«
»Geh nach oben und pack zusammen, was du brauchst. Du nimmst mein Gästezimmer.«
»Ich lasse mir schon lange nichts mehr vorschreiben. Weder von meiner Mutter, noch von meinen Agenten, Managern, Regisseuren, Produzenten und allen möglichen anderen Leuten, die dachten, sie wüssten, was das Beste für mich ist, was ich will und was ich tun sollte. Leider kommst du zu spät.«
»Du lebst wie eine Obdachlose.«
»Ich lebe so, wie es mir gefällt.«
Er sah die Wut in ihren eisblauen Augen, ließ aber nicht locker. »Ich habe da drüben ein Schlafzimmer mit einem hervorragenden Bett, mit Bettwäsche.«
»Oh, wenn es sogar Bettwäsche gibt … nein. Geh jetzt, Ford. Meine Pause ist vorbei.«
»Deine strenge Chefin hat bestimmt nichts dagegen, wenn du sie um zwei Minuten verlängerst. Von meinem Haus aus kannst du dieses Haus im Auge behalten, und du bist jeden Morgen in neunzig Sekunden hier drüben – nach einer Nacht, in der du in einem richtigen Bett geschlafen und ein Badezimmer benutzt hast, das nicht aussieht wie aus einem psychedelischem Traum und nicht winzig klein ist.«
Aus irgendeinem Grund erlosch ihr Zorn angesichts sei -ner offensichtlichen Wut. Sie musste lachen. »Das Badezimmer ist grässlich, da hast du recht. Aber deswegen breche ich hier doch nicht meine Zelte ab. Ich habe langsam den Eindruck, dass du viel heikler bist als ich.«
»Ich bin nicht heikel.« Er blickte sie beleidigt an. »Alte Männer in Strickjacken sind heikel. Nur weil ich in einem Bett schlafe und in eine Toilette pinkle, die irgendwann in den letzten fünfzig Jahren gebaut wurde, bin ich doch noch lange nicht heikel. Und außerdem blutet deine Hand.«
Sie blickte darauf. »Habe ich mir wahrscheinlich aufgekratzt.« Sie wischte den flachen Schnitt sorglos an ihrer Jeans ab.
Er starrte sie an. »Was zum Teufel ist bloß los mit mir ?«, fragte er und packte sie.
Er zog sie hoch. Er wollte in diesen eisblauen Augen blicken, wollte diesen wundervollen Mund direkt vor sich sehen. Weiter dachte er gar nicht, bevor er sie in die Arme zog und küsste.
Sie war verschwitzt, voller Sägemehl und hatte wahrscheinlich einige Schrauben locker. Aber er hatte noch nie in seinem ganzen Leben jemanden mehr begehrt.
Er ignorierte, dass sie erschreckt zusammenzuckte. Die Lust, die in ihm aufstieg, löschte jeden anderen Gedanken aus. Er begehrte, er nahm. So elementar.
Die Wasserflasche fiel ihr aus der Hand. Zum ersten Mal seit langer Zeit traf sie etwas völlig überraschend. Sie hatte seinen Schritt nicht vorausgesehen, und der Kuss von gestern Abend hatte sie nicht auf die leidenschaftliche Berührung heute vorbereitet.
Es war eine primitive, geile Erfahrung, die all ihre Mus -keln und Nerven zum Beben brachte. Am liebsten hätte sie ihn in einem einzigen, gierigen Schluck verschlungen, ihn sich über die Schulter geworfen und in eine dunkle Höhle verschleppt.
Um sie herum drehte sich alles, als er sich schließlich von ihr löste.
»Heikel, du liebe Güte!«
Sie starrte Ford noch fassungslos an, als Buddy, der Klempner, hinter ihr ihren Namen rief. »Ich wollte nicht stören«, sagte er, »aber Sie sollten sich das Badezimmer einmal anschauen kommen. Wenn Sie eine Minute Zeit haben.«
Sie hob die Hand und machte eine vage Geste, ohne sich umzudrehen. »Du bist ein gefährlicher Mann, Ford.«
»Danke.«
»Ich weiß nicht, wie mir das entgehen konnte. Normalerweise erkenne ich gefährliche Männer von Weitem.«
»Vermutlich kann ich es gut verbergen, da ich es bisher selber noch nicht wusste. Das Gästezimmer kann man abschließen. Ich gebe dir mein Wort, dass ich die Tür nur eintrete, wenn es brennt. Und selbst dann werde ich dich ausreichend vorwarnen, da ich noch nie eine Tür eingetreten habe.«
»Falls und wenn ich in deinem Haus schlafe, dann nicht im Gästezimmer. Aber im Moment bleibe ich noch, wo ich bin. Du bist ein gefährlicher Mann, Ford«, wiederholte sie, bevor er etwas erwidern konnte. »Und ich bin eine entschlossene Frau. Nicht nur, dass es mir hier gefällt, ich muss auch hier sein. Sonst hätte ich mir ein Zimmer
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