Ein Haus zum Traumen
aber fleißig gearbeitet!«
Cilla verdrehte zwar die Augen, trat aber gehorsam an die Theke, weil Charlie bereits das Fotoalbum aufgeschlagen hatte.
»Die sind ja wundervoll!«
Schon beim ersten Blick vergaß sie, dass sie nur ein Handtuch trug und rückte näher. »Ich habe sie noch nie gesehen.«
»Meine private Sammlung«, erwiderte er mit einem wehmütigen Lächeln. »Das hier zum Beispiel.« Er tippte mit dem Finger auf eins der Bilder. »Das ist das erste Foto, das ich je von ihr gemacht habe.«
Janet saß auf den Stufen zur Veranda, entspannt und lächelnd in aufgekrempelter Latzhose und karierter Bluse.
»Sie sieht so glücklich aus. Sie scheint sich ganz wohl zu fühlen.«
»Sie hatte gerade mit den Gärtnern gearbeitet – hatte ihnen gezeigt, wo sie ihre Rosen haben wollte und so. Sie hatte gehört, dass ich fotografiere und fragte mich, ob ich vorbeikommen und Aufnahmen von Haus und Garten machen könnte. Und sie selber ließ sich auch von mir fotografieren. Hier ist sie mit den Kindern. Das müsste Ihre Mutter sein.«
»Ja.« Auch sie sah glücklich aus, dachte Cilla, neben ihrem Bruder. »Sie sind alle so schön, nicht wahr? Es tut beinahe in den Augen weh.«
»Sie hat geleuchtet. Ja, wirklich.«
Cilla blätterte das Album um. Janet, golden und strahlend auf einem Palomino, Janet, die sich mit ihren Kindern am Boden wälzte, Janet lachend mit einem Fuß im Teich. Janet alleine, Janet mit anderen. Bei Partys auf der Farm. Mit den Reichen und Berühmten und mit den Alltäglichen.
»Und Sie haben nie eins davon verkauft?«
»Das ist doch nur Geld.« Charlie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich sie verkaufen würde, würden sie nicht mehr mir gehören. Natürlich hat sie von den Fotos, die sie wollte, Abzüge bekommen.«
»Ja, es kann sein, dass ich ein paar davon gesehen habe. Meine Mutter hat ganze Kisten voller Fotos, und alle habe ich bestimmt noch nicht gesehen. Die Kamera liebte sie. Oh, das hier! Das ist bis jetzt mein Lieblingsbild!«
Janet lehnte in der Tür des Farmhauses, den Kopf schräg, die Arme verschränkt. Sie trug eine schlichte dunkle Hose und eine weiße Bluse. Ihre Füße waren nackt, und ihre Haare fielen offen herunter. Blumen blühten üppig in den Töpfen auf der Veranda, und oben an der Treppe schlief zusammengerollt ein Welpe.
»Den Hund hat sie von den Clintons gekauft.« Penny trat neben ihren Vater und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Von der Familie Ihrer Stiefmama.«
»Ja, das hat sie mir erzählt.«
»Janet liebte diesen Hund«, murmelte Charlie.
»Du musst Abzüge für Cilla machen, Daddy. Familienfotos sind wichtig.«
»Ja, das kann ich gerne machen.«
»Granddad macht Abzüge für Cilla«, verkündete Penny, als Ford mit Cillas Tasche hereinkam. »Er hat die Negative.«
»Ich könnte sie scannen, wenn du sie mir anvertrauen willst. Hier bitte.« Ford reichte Cilla die Tasche.
»Danke.« Da sie Charlies Zögern spürte, rückte Cilla ab. »Es sind wundervolle Fotos. Ich würde sie mir schrecklich gern zu Ende anschauen, aber ich muss jetzt ins Krankenhaus. Ich laufe nur noch rasch …«
Sie hielt ihre Tasche hoch. »Nach unten.«
»Sie sehen ihr ähnlicher als Ihre Mutter«, sagte Charlie, als Cilla die Tür erreicht hatte. »Das liegt an den Augen.«
Und in seinen lag so viel Traurigkeit. Cilla erwiderte nichts und lief rasch die Treppe hinunter.
Im Geiste hüpfte Cilla vor Freude, als die ersten Fliesen in dem großen Badezimmer verlegt wurden. Das kühle Schwarzweiß-Design hatte genau den richtigen Effekt.
Stan, der Fliesenleger, blickte über die Schulter. »Cilla, Sie müssen hier oben jetzt endlich den Strom anschließen.«
»Wir arbeiten daran. Bis Ende der Woche sind wir fertig, versprochen.«
Bis zum Ende der Woche musste sie wirklich auch hier oben Strom haben, dachte sie. Und das Bett, das sie bestellt hatte, musste ebenfalls da sein. Auf einer Baustelle, im Schlafsack, konnte Steve nicht gesund werden.
Sie machte sich wieder daran, die Regale in den Schlafzimmerschrank einzubauen. Wenn alles nach Plan lief, dachte sie, hatte sie in zwei Wochen zwei fertige Bäder, das dritte, vierte und die Gästetoilette in Arbeit. Dann konnte sie beginnen, den Speicher zu spachteln, und es würde alles neu verputzt sein. Dobby könnte mit den Deckenmedaillons beginnen. Jedenfalls, wenn sie sich endlich mal für einen Entwurf entschieden hätte.
Während sie arbeitete, abmaß und ausrichtete, ging sie im Geiste noch einmal alles durch.
In
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