Ein heißes Wiedersehen
lächelte. “Ich suche immer nach einem Grund, den langweiligen Papierkram aufzuschieben.” Sie lenkte ihren Rollstuhl zu einer der Sitzgruppen in der Lobby.
Lexi setzte sich in einen der bequemen Sessel. Offenbar wollte Gloria ein wenig Gesellschaft, und für Lexi war es die beste Gelegenheit, mehr über Nick zu erfahren.
“Lexi, was machen Sie beruflich?”
“Ich bin Lehrerin. Ich unterrichte Englisch in der achten Klasse und springe manchmal in Gemeinschaftskunde ein.”
Glorias Miene hellte sich auf. “Tatsächlich? Ich wollte auch mal Lehrerin werden. Ich hatte auf dem College studiert und stand kurz vor dem Abschlussexamen, als ich Ed kennenlernte.” Ihr Blick wurde für einen Moment wehmütig. “Man kann es nicht anders als Liebe auf den ersten Blick beschreiben. Ich sah Edward Clayton und war verloren. Zu jedermanns Überraschung waren wir drei Wochen später verheiratet. Wir hatten fünfundzwanzig wunderbare Jahre zusammen, bis er starb.”
Lexi fand, dass das ein interessanter Zufall war. Denn was Gloria da beschrieb, war fast dasselbe, was ihr bei ihrer ersten Begegnung mit Nick widerfahren war. Machte das die Schuldgefühle ihrer Schwester gegenüber sinnlos, weil man solchen außergewöhnlichen Dingen hilflos ausgeliefert war? Passierte das allen Clayton-Männern – dass die Frauen sich sofort in sie verliebten? Das war ein ernüchternder Gedanke. War das auch mit Marnie geschehen?
Gloria schaute sich in der Lobby um, als suche sie nach den richtigen Worten. “Wenn Nick nicht die Verantwortung übernommen hätte, und er und Danny mich nicht mit all dem beschäftigt hätten, was zu einer Ferienranch gehört, würde ich wahrscheinlich noch immer an meinem Fenster sitzen und mein Leben ziellos vorbeiziehen lassen.”
Die beiden Frauen unterhielten sich über eine Stunde lang, bis eine Reihe von Anrufen Gloria wieder an die Rezeption holte. Lexi verabschiedete sich und kehrte in ihre Hütte zurück, um zu lesen. Anschließend wollte sie in den Saloon gehen, um mit Nick ein Glas Wein zu trinken.
Sie kickte ihre Schuhe fort, warf sich auf die Kissen auf dem Bett und nahm sich ihr Buch. Beim Lesen wurden ihre Augen schwer. Nach ein paar Minuten sank das Buch auf ihre Brust, und Lexi war eingeschlafen.
Nick ließ im Lauf des Abends immer wieder den Blick erwartungsvoll durch den Raum schweifen. Jedes Mal rechnete er damit, dass Lexi durch die hölzernen Schwingtüren den Saloon betrat. Aber jedes Mal musste er seine Enttäuschung von neuem herunterschlucken und seine Aufmerksamkeit wieder dem Mixen von Drinks widmen. Er hatte fest daran geglaubt, dass sie ihm auf ein Glas Wein Gesellschaft leisten und nachher, nachdem der Saloon geschlossen war, mit zu ihm gehen würde.
Doch sie kam nicht. Am Ende des Abends erledigte Nick die üblichen Dinge, nahm die Geldschublade aus der Registrierkasse und ging ins Büro. Ein paar Minuten später verließ er das Gebäude und machte sich auf den Weg zu seinem Haus.
Unterwegs folgte er einer plötzlichen Eingebung und schlug die Richtung ein, in der Lexis Hütte lag. Vor ihrer Tür blieb er stehen. Drinnen brannte Licht. Er klopfte leise an. Da er jedoch keine Antwort bekam, ging er zu seinem Haus.
Er stand im Wohnzimmer, schaute hinaus auf den Whirlpool und erinnerte sich lebhaft an jede Einzelheit ihres gemeinsamen Abends, der schließlich in einer leidenschaftlichen Liebesnacht geendet hatte. Dann ging er den Flur hinunter und in sein Schlafzimmer. Er setzte sich auf die Bettkante und strich mit der Hand über die Laken. Es war eine Nacht, die er nie vergessen würde, eine Nacht, die eine erschreckend tiefe Wirkung auf ihn gehabt hatte. Er hatte schon mit einigen Frauen geschlafen, war in einige sogar ein wenig verliebt gewesen. Aber diesmal war es ganz anders.
Er zog sich aus und stieg ins Bett. Obwohl er müde war, fand er keinen Schlaf. Er lag da und starrte in der Dunkelheit an die Decke. Seine Gedanken kreisten um Lexi. Schließlich zwang er sich, die Augen zuzumachen, da er um halb sechs am nächsten Morgen bei den Ställen sein musste, um für den gekündigten Tony einzuspringen. Nick schaute auf die rot leuchtenden Zahlen in seinem Wecker. Bis zum Aufstehen blieben ihm nur noch fünf Stunden. Erneut zwang er sich, die Augen zu schließen.
Er warf und wälzte sich herum und wachte mehrmals in dieser Nacht auf. Jedes Mal streckte er die Hand aus, in dem Glauben, Lexi neben sich zu finden. Doch jedes Mal musste er feststellen, dass er allein
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