Ein heißes Wiedersehen
berühmten Satz, dass das Leben oft die Kunst nachahme? Diese Vorstellung war ihr unerträglich.
“Hier.” Nick reichte ihr ein Glas Wein. “Komm, wir setzen uns auf die Couch.” Er nahm die Fernbedienung und schaltete TV-Gerät und Videorekorder ein. “Welchen Film hast du ausgesucht?”
Sie gab ihm das Band, ohne etwas dazu zu sagen. Er las den Titel, schob das Video in den Rekorder und startete es. Nick war keine besondere Reaktion wegen des im Film behandelten Problems anzumerken. Vielleicht gab das Schicksal Lexi eine Chance. Sie hatte zufällig einen Film ausgesucht, der es ihr ermöglichte, ganz zwanglos das heikle Thema “Kinder” anzuschneiden. Fieberhaft überlegte sie, wie sie am besten mit dem Gespräch beginnen sollte, damit es beiläufig klang.
Schließlich räusperte sie sich. “Das ist ein interessantes Thema für einen Film. Wie denkst du darüber?”
Er sah sie verwirrt an. “Worüber?”
“Über eine Frau, die ein uneheliches Kind bekommt.” Wenn sie behutsam vorging, würde er vielleicht nicht misstrauisch werden.
“Das ist nichts Ungewöhnliches.”
“Ich meine, findest du, ein Kind sollte mit seinem Vater aufwachsen? Findest du, es sollte zwei Elternteile haben?”
“Ich finde, es ist immer traurig, wenn eine Familie auseinander bricht. Aber manchmal ist es besser für ein Kind, nur von einem liebenden Elternteil erzogen zu werden, statt zu Hause ständig streitende Eltern zu erleben.”
Ihre Frustration wuchs, doch sie ließ sich nichts anmerken. Offenbar konnte sie ihm nicht begreiflich machen, worauf sie hinauswollte. Hatte sie ihre Frage zu vage formuliert? Sie biss die Zähne zusammen. Dann kam ihr ein anderer Gedanke. Möglicherweise stellte er sich ja absichtlich ahnungslos. Sie versuchte es noch einmal. “Wir entfernen uns von meiner ursprünglichen Frage, bei der es nicht um das Auseinanderbrechen einer Familie ging, sondern um eine Frau, die ein uneheliches Kind bekommt, weil der Vater des Kindes verschwunden ist.”
Ihr Ton war gereizt, wie sie selbst merkte. Das war ein verräterisches Zeichen dafür, dass es sich nicht bloß um eine harmlose Frage im Zusammenhang mit dem Film handelte. Lexi beobachtete Nicks Reaktion und hoffte, dass es ihm nicht aufgefallen war. Etwas flackerte kurz in seinen Augen auf, doch es war zu schnell wieder verschwunden, um es zu deuten.
Nick versuchte sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen, während er nach einer Antwort auf ihre Frage suchte – eine Frage, die er nicht verstand. Täuschte er sich, oder versuchte sie ihm auf diese Weise etwas mitzuteilen? Um seine Reaktion zu einem Thema zu testen, bevor sie sich ihm anvertraute? Hatte sie diesen Film bewusst ausgesucht, um eine Unterhaltung zu diesem Thema beginnen zu können? Er fand die ganze Sache äußerst rätselhaft.
Er versuchte Zeit zu gewinnen, da er nicht sicher war, wie er mit dieser plötzlichen Wendung des Gesprächs umgehen sollte. Schließlich entschied er sich, es nach außen hin leicht zu nehmen, als würde sie nur einen Scherz machen. Er lachte leise. “Warum um alles in der Welt stellst du so eine komische Frage?”
Sie bekam Herzklopfen. War sie zu weit gegangen oder zu direkt gewesen? Jetzt war es zu spät, ihre Fragen zurückzunehmen. “Nur so aus Neugier.” Sie deutete zum Fernseher und hoffte, nicht nervös zu wirken. “Wahrscheinlich hat mich der Film darauf gebracht. Aber da ich die Frage nun schon einmal gestellt habe, würde mich die Antwort interessieren.”
“Na ja, wie ich schon sagte, allein erziehende Eltern sind in unserer heutigen Gesellschaft nichts Ungewöhnliches.”
“Ich rede von einem Mann, der ein Kind zeugt und sich weigert, die Verantwortung dafür zu übernehmen.”
“Das ist eine Fangfrage.” Er lächelte und überlegte, was genau eigentlich vorging. Konnte es etwas mit ihrer Haltung bei ihrer Ankunft auf der Ranch zu tun haben, als sie mal offen, mal reserviert gewesen war? Aber was hatte das mit ihm zu tun? Und dann dämmerte es ihm.
Die ganze Zeit über hatte sie ihm etwas Wichtiges mitteilen wollen. Er war nur zu begriffsstutzig gewesen, um es zu merken. Sie wollte ihm zu verstehen geben, dass sie ein Kind hatte, aber nicht verheiratet war. Und dass der Vater des Kindes sie noch während der Schwangerschaft verlassen hatte. Er sah ihre gespannte Miene und wusste, dass er ihr eine Antwort geben musste. Er atmete tief durch und gab sich Mühe, so aufrichtig wie möglich zu antworten.
“Ein Mann, der ein
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