Ein heißes Wiedersehen
nicht Jimmys Vater war, einem leisen Unbehagen gewichen. Sein Ton und seine Art hatten ihr deutlich gemacht, dass die Angelegenheit für ihn keinesfalls erledigt war.
Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Überlegungen. “Lexi, Liebes, passiert Jimmy auch nichts, wenn er allein im Wasser ist? Sollte nicht eine von uns bei ihm im Becken sein?”
“Ihm passiert nichts, Mom. Marnie hat letztes Jahr bei ihm mit Schwimmunterricht begonnen, und der Schwimmlehrer meinte, er sei ein Naturtalent. Jimmy schwimmt, als sei er dafür geboren.”
Colleens Miene verriet Lexi, dass sie dieser drohenden Unterhaltung ebenso wenig entgehen konnte wie der mit Nick.
Ihre Mutter kam gleich zur Sache. “Nun erzähl mir, was hat es mit diesem Nick Clayton auf sich? Und was passiert als Nächstes? Ich hatte den starken Eindruck, dass er nicht mit Jimmy gerechnet hat und dass du den Jungen ihm gegenüber gar nicht erwähnt hast. Heißt das, du bist nicht mehr so wild entschlossen, ihn zahlen zu lassen?”
Lexi atmete tief durch und unterrichtete ihre Mutter über die grundlegenden Tatsachen. “Er ist nicht Jimmys Vater. Er konnte sich nicht einmal an Marnie erinnern. Als sie auf Hawaii war, lag er im Krankenhaus, fünf Meilen von hier.”
Colleen sah zunächst schweigend zu Jimmy, der im Wasser spielte. Erst nach einigen Sekunden schien sie aufzunehmen, was Lexi ihr gerade erzählt hatte. “Ich verstehe.” Sie sah ihre Tochter an. “Bist du dir ganz sicher? Kannte er Marnie tatsächlich nicht, oder behauptet er das nur?”
“Nachdem ich gefragt hatte, ob er sie kennt, hat er alte Akten durchgesehen und ein damals aufgenommenes Werbefoto entdeckt. Marnies Name stand darauf, und er erkannte in ihr einen der früheren Gäste. Aber das war auch schon alles.”
“Und das hast du ihm geglaubt?”
“Ja, Mom. Ich habe ihm geglaubt.”
“Wie geht es jetzt weiter? Fliegen Jimmy und ich morgen wieder nach Hause? Und kommst du mit uns?”
“Ich weiß es nicht. Nick und ich haben noch einiges miteinander zu besprechen. Wir … Nun, in den letzten Tagen hat sich so etwas wie eine Beziehung zwischen uns entwickelt, und …” Sie wusste nicht, wie sie es ihrer Mutter beibringen sollte.
“Soll das etwa heißen, dass der Mann, den du wegen seines vermeintlichen Sohnes wutentbrannt zur Rechenschaft ziehen wolltest, nicht nur unschuldig ist, sondern du auch in diesen wenigen Tagen eine Beziehung mit ihm angefangen hast?”
Lexis Verstand sagte ihr, dass die Bemerkungen und Fragen ihrer Mutter vollkommen logisch waren. Aber sie konnte jetzt einfach noch nicht mit ihr darüber sprechen, da sie sich zuerst mit Nick unterhalten musste. Sie wollte nicht darüber reden, wie sie sich Hals über Kopf in Nick verliebt hatte und am Ende alles kaputtging. Sie wollte ihren Schmerz nicht zeigen, und schon gar nicht wollte sie das unvermeidliche “Das habe ich dir gleich gesagt” ihrer Mutter hören.
“Es ist nichts, Mom. Ich war sehr verblüfft, als ich hier ankam und feststellte, dass die Dinge nicht so waren, wie ich es vermutet hatte. Das ist alles. Ich finde nur, dass ich Nick eine Erklärung schulde oder wenigstens eine Entschuldigung dafür, dass ich ihn regelrecht verhört habe, wo er in der fraglichen Zeit gewesen ist.”
“Ich verstehe”, sagte Colleen noch einmal und lehnte sich zurück. Doch ihr Ton und ihre Miene verrieten ihre Skepsis.
Lexi beobachtete Jimmy, der sich bereits mit einem anderen Jungen im Pool angefreundet hatte. Die beiden planschten und kreischten übermütig. Traurigkeit überkam Lexi. Wie wunderbar wäre es, wenn das Leben so unbeschwert und unkompliziert wäre wie das Spiel dieser Kinder.
Sie fragte sich, was Nick gerade machte. War er ebenso beunruhigt und durcheinander wie sie? Unwillkürlich drehte sie den Kopf in Richtung der Ställe. Sie entdeckte Nick, der auf sein Pferd stieg, um die Reitgruppe anzuführen. Gestern Nacht hatte er ihr gesagt, er hätte heute keine Aktivitäten zu leiten. Hatte er mit jemandem getauscht, um ihr aus dem Weg zu gehen? Ihr Mut sank.
Sie musste unbedingt mit ihm reden. Sie brauchte Antworten. Es war keineswegs alles in Ordnung, und es war an ihr, die Dinge zwischen ihnen zu klären. Sie war diejenige, die diese Suche begonnen und das Problem erst verursacht hatte. Jetzt lag es in ihrer Verantwortung, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, auf die eine oder andere Art. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Lexi hoffte, dass sich ihr ungutes Gefühl nicht
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