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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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dir.«
    »Mit mir nicht, aber mit dir. Du gehst nach Australien, nehme ich an.«
    »Darüber können wir später sprechen.« Er streichelte ihr Haar und ließ seine Hand auf dem knisternden blauen Seidenschal ruhen. »Donnerwetter, der ist aber schick. Kenne ich den?«
    »Nein. Warum bist du gestern nicht gekommen, Lester?«
    »Ach du lieber Himmel, du machst ein Gesicht wie ein Untersuchungsrichter. Hör zu, Kleines, du sollst nicht hier sitzen und auf mich warten, damit halst du mir ein ständiges Schuldgefühl auf. Das ist nicht richtig von dir.«
    »Ich sitze nicht hier und warte auf dich.«
    »Na ja, dann ist’s ja gut. Das ginge auch gegen unsere Verabredung. Keine schwülstigen Gefühle. Wir wollen unseren Spaß miteinander haben. Wir finden uns gegenseitig nicht nur erträglich, sondern ganz vortrefflich. Aber wir waren von Anfang an einig, daß... « Er redete und redete. Franzi wußte jedes Wort im voraus, sie konnte die ganze Litanei herunterbeten. Er hatte all diese Dinge geradezu pedantisch bis ins letzte mit ihr geklärt: Liebe als Übereinkommen, als Spaß. Franzi rutschte von Lesters Schoß und stocherte in der Glut herum, während er weitersprach. »Ich habe dich nicht >verführt<, wie der Schuft im Hintertreppenroman. Das mußt du zugeben. Ich habe nicht gewußt, daß ich dein erster Mann bin, Franzi. Das hast du mir verschwiegen. Ich war von Anfang an für...«
    »Fair play«, nahm sie ihm das Wort aus dem Mund. Sie steckte sich an der Glut des Kamins eine Zigarette an.
    »Ja, für fair play, stimmt genau. Mach nicht so ein unglückliches Gesicht, Darling. Du weißt, wie gern ich dich habe, und du weißt auch, warum. Weil du nicht so eine raffinierte kleine Ratte bist wie die meisten anderen.«
    Das waren die Worte, mit denen er sie immer wieder fing. Sie klammerte sich daran, sie nahm in Lesters Leben eine Sonderstellung ein, mochte Evelyne sagen, was sie wollte.
    Er nahm ihren Kopf in beide Hände und küßte sie. »Komm, jetzt gehen wir gut essen.«
    Er schob das Feuergitter vor den Kamin. Dann wartete er, bis Franzi sich angezogen hatte.
    Sie stand vor dem Spiegel und band sich ihr Kopftuch um. Jetzt sah sie wieder aus wie ein kleines Mädchen, das sich für den Schulweg fertigmachte. »Wann gehst du denn nach Australien?« fragte sie in einem möglichst gleichgültigen Ton.
    »Heute und morgen nicht. Wir brauchen doch gar nicht daran zu denken. Wir haben noch viele schöne Wochen vor uns.«
    Franzi streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus, weil sie ihr bekümmertes Gesicht nicht mehr sehen konnte. Sie hatte gehofft, er würde sagen: >Ich weiß überhaupt noch nicht, ob ich gehe.< Selbstverständlich ging er. Selbstverständlich. Alles war so klar wie nur möglich. Selbstverständlich würde sie auch wieder zu Mama heimfahren und dann ihr Studium anfangen, und sie würde nicht versauern, sondern jetzt, wo der Anfang gemacht war, auch mit anderen Jungen was haben, und selbstverständlich würde die Welt deshalb nicht untergehen. So war das Leben nun mal, man konnte sich nicht dagegen stemmen, man mußte mitmachen.
    »Ein Mädchen hast du hier auch, was?«
    »Ja, dich«, sagte er mit einem breiten Lachen, trat von hinten an sie heran und legte seine Arme um ihre Brust.
    »Nein, ich meine außer mir.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß es eben«, log Franzi.
    »Na, wenn du es schon weißt...« Er ließ sie los, weil er sich eine Zigarette ansteckte.
    »Ich weiß aber nicht, wer.«
    »Willst du Namen, Adresse, Telefonnummer, Taillenweite, Religion und politische Einstellung wissen?« Er grinste zwischen zwei Zügen aus seiner Zigarette.
    »Nein, interessiert mich nicht.«
    Er nahm ihren Arm, und dann gingen sie aus dem Zimmer, und Franzi schloß die Tür ab. »Weißt du, es ist eine alte Freundin von mir, die ich zufällig wieder getroffen habe«, erzählte er.
    »Männer können in aller Gemütsruhe zwei Freundinnen zu gleicher Zeit haben, was?« Franzis unsichere Stimme wurde übertönt, denn sie waren schon im Aufzug, der sie leise fauchend nach unten brachte.
    Franzi verbrachte die Nacht in Lesters Wohnung, aber alles war jetzt anders geworden. Lester war ein anderer Mann und sie eine andere Frau, irgendeines von Lesters Mädchen, von denen Evelyne gesprochen hatte. Ich will kein Spielverderber sein, ich will sein wie die anderen, sagte sie sich verbissen und trocknete die Tränen mit dem Handrücken ab. Es war dunkel.
    Lester, sehr glücklich und zufrieden, daß die kleine drollige

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