Ein Herzschlag bis zum Tod
Ihre war schlank und elegant, mit silbrig lackierten Nägeln und mehreren funkelnden Ringen. Ich wusste, dass wir uns noch nie begegnet waren, und ich hatte sie auch nicht auf dem Campus gesehen.
Thibault wandte sich an seine Frau. »Liebes, Troy ist diejenige, die mit Hilfe von Plakaten die beiden französisch sprechenden Männer sucht. Es sind wohl Kanadier, die sich hier in der Gegend aufgehalten haben sollen.« Ich nickte. »Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du Thomas Gesellschaft leisten, während Troy und ich die Runde machen.«
Sie zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Natürlich. Es ist |272| mir ein Vergnügen, Mr. Rouse Gesellschaft zu leisten.« Irgendwie klang der Satz bei ihr ein klein wenig anzüglich. Sie ergriff Thomas am Arm und führte ihn zu einer Sitzgruppe in der Ecke.
Ich machte mich mit Thibault auf, um die Clubmitglieder kennenzulernen und mein Französisch auszuprobieren. Inzwischen hatten sich etwa zwei Dutzend Leute im Raum versammelt, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Niemand erkannte die beiden Männer wieder, aber alle zeigten sich freundlich und hilfsbereit. Die meisten waren Amerikaner, dazu einige Franzosen und nur ein Kanadier aus British Columbia. Ab und zu warf ich einen Blick auf Thomas, der sich in Marguerites Gesellschaft sehr wohl zu fühlen schien, was ich irgendwie lustig fand.
»Glück gehabt?«, wollte er wissen, als ich zu ihnen zurückkehrte.
»Nein, aber es war einen Versuch wert.«
»Was sind das für Männer?«, erkundigte sich Marguerite.
Ich tischte ihr die halbe Lüge auf, die ich mir vorher zurechtgelegt hatte. »Sie haben versucht, das Kind eines Freundes zu entführen. Es gab das Gerücht, dass sie hier gewohnt hätten.« Als sie ein erschrockenes Keuchen ausstieß, fügte ich hinzu: »Dem Kind geht es gut, aber wir wollen die Männer natürlich finden.«
»Aber die Polizei wird doch sicher …«
»Sie tut, was sie kann«, sagte ich achselzuckend.
Thibault war dazugekommen. Er und seine Frau wechselten einen Blick, worauf er sagte: »Thomas, mein Freund, wir haben uns schon lange nicht mehr getroffen. Wir würden euch gern mit ein paar anderen Leuten am Montagabend zum Essen einladen. Ich weiß, es ist kurzfristig, aber wir würden uns freuen. Ich kann dir versichern, dass wir Englisch sprechen«, fügte er lachend hinzu.
Thomas sah mich an, und als ich nickte, sagte er zu.
|273| »Es ist ganz zwanglos«, erklärte Marguerite. »Nur ein paar andere Paare, die euch sicher gefallen werden. Wir essen gegen sieben, aber ihr könnt gerne früher kommen. Wisst ihr, wo wir wohnen?«
Thomas schüttelte den Kopf. Thibault zog eine Karte aus der Tasche, notierte die Adresse und gab sie ihm. »Ganz einfach zu finden. Wir freuen uns auf euch.«
Wir bedankten uns und gingen zur Tür. »Ich hoffe, du bist einverstanden«, sagte Thomas, als wir in seinen Toyota stiegen.
»Natürlich, sie sind nett.«
Ich fragte mich, ob die Thibaults uns für ein Paar hielten und ob das peinlich werden könnte. Egal, wenn Thomas sie über den Irrtum aufklären wollte, würde er das sicher tun. Es wunderte mich, wie verzaubert er von Marguerite gewesen war, die doch ein ganz anderer Typ war als ich. Vielleicht erweiterte er seinen Horizont. Womöglich würde seine nächste Freundin elegant, sorgfältig geschminkt und manikürt sein. Ich schloss die Augen. Es war anstrengend gewesen, fast zwei Stunden lang Französisch zu sprechen und zu denken.
Am nächsten Morgen fuhr ich aus der Stadt hinaus, um mir zwei Wohnungen in der Umgebung anzusehen, aber sie passten überhaupt nicht zu Pauls Beschreibung. Aus einer Laune heraus nahm ich mir den Nachmittag frei und schaute mir das Kinoprogramm an. Im Roxy in der College Street lief der neue Film mit Gerard Butler. Wenn ich mich beeilte, konnte ich es in die Nachmittagsvorstellung schaffen. Ich ging eine Runde mit Tiger, hinterließ Thomas eine Nachricht und machte mich rasch auf den Weg.
Ich bin ein Fan von Gerard Butler, seit Freunde mich überredet haben, mir den Fernsehfilm
Attila
anzusehen, und ich gehe gern ins Kino, am liebsten allein, weil ich mir dann keine Sorgen machen muss, ob meine Begleitung auch Spaß hat, und ich einfach in den Film eintauchen kann.
|274| Nach dem Abspann blieb ich noch ein paar Minuten im Dunkeln sitzen, bevor ich blinzelnd ins Sonnenlicht hinaustrat.
Ich habe einmal einen alten Film mit Albert Brooks gesehen, in dem Schriftsteller eine Muse brauchen und sie in Gestalt von
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