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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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kommt mir sehr entgegen.
    Nun aber spürte ich, dass sich wieder etwas veränderte. Oder schon verändert hatte.

|43| 7
    Von Lake Placid aus brauche ich zwanzig Minuten bis zu Baker.
    Sie ist ein bisschen rundlich und ähnelt der Schauspielerin Maura Tierney aus der Serie
Emergency Room
. Außerdem sieht sie aus wie eine Mutter, bei der es Apfelkuchen und Hackbraten gibt. Als sie Pauls seltsamen Aufzug bemerkte, kräuselten sich ihre Mundwinkel nach oben. Sie zeigte uns den Stapel Kleidung, den sie herausgesucht hatte. Schüchtern wählte Paul ein Batman- T-Shirt und eine Jeans aus. Ich half ihm beim Umziehen. Die Sachen waren ein bisschen zu groß, schienen ihm aber zu gefallen, und er bedachte Baker mit seinem sehnsüchtigen Lächeln. Baker setzte ihm einen Indianerkopfschmuck aus Tonkarton auf und schickte ihn in den Garten, wo die anderen Kinder spielten. Er sah mich an, wirkte begeistert und nervös zugleich. Ich nickte aufmunternd. »Ich bleibe hier drinnen«, rief ich, als er einen Schritt auf die Kinder zumachte. Dann wiederholte ich den Satz auf Französisch.
    Baker sah mich fragend an.
    »Ach so, er spricht kein Englisch – hatte ich das nicht erwähnt?«, fragte ich und folgte ihr ins Haus.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Egal. Kinder sprechen alle dieselbe Sprache.« Durchs Küchenfenster konnte ich sehen, wie ein Mädchen mit Zöpfen, Overall und Schmutzfleck auf der Wange, die Tochter eines Nachbarn, Paul zur Rutsche lockte. »Das wird schon«, meinte Baker. »Hast du vor, ein frankokanadisches Kind zu adoptieren?«
    |44| »Ich habe ihn gefunden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Lake Champlain.«
    Sie sah mich lange an und schien in meinem Gesicht mehr zu lesen, als mir lieb war. »Gut, du bleibst zum Essen. Zuerst füttern wir uns und dann die Horde da draußen.« Während sie Sandwiches machte, beobachtete ich Paul, der rutschte und gleich wieder hinaufkletterte.
    »Also?«, fragte Baker, als sie Thunfisch-Sandwiches und Möhrenstücke auf den Tisch stellte, dazu eine Cola für sich und Eistee für mich.
    »Hm. Ganz ehrlich, ich habe ihn gestern im Lake Champlain gefunden. Ich war auf dem Weg zu Thomas, und da habe ich gesehen, wie er von der anderen Fähre gefallen ist.«
    Sie starrte mich an. Ich trank einen Schluck und verzog das Gesicht. Zu stark, wie üblich. Hier im Norden weiß fast keiner, wie man Eistee macht. Die Leute glauben, es sei ein Pulver, das man mit Wasser anrührt. Zum Glück hatte Baker ihn für mich frisch aufgegossen. Ich schob den Stuhl zurück, der in der Stille laut quietschte, ließ Wasser ins Glas laufen und die Eiswürfel kreisen.
    »Hattest du zufällig ein Floß bei dir, oder wie?« So sarkastisch kannte ich sie gar nicht.
    »Nein, ich bin hingeschwommen und habe ihn zu fassen bekommen und bin dann an Land geschwommen.«
    »Troy, du bist eine miserable Schwimmerin.«
    »So schlecht nun auch nicht«, protestierte ich und setzte mich wieder. »Ich schwimme nur nicht gern in Gruppen, weil ich einen Drall zur Seite habe. Aber wenn ich mich konzentriere, geht es ganz gut.«
    Sie biss in ihr Sandwich. »Na schön, er ist also in den See gefallen, und du hast ihn herausgeholt. Warum ist er dann immer noch bei dir?«
    Totenstille. Es fiel mir schwer, es laut auszusprechen, und ich brauchte einen Augenblick, bis die Worte heraus waren. |45| »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn jemand reingeworfen hat.«
    Eine andere Freundin hätte vielleicht aufgeschrien, aber Baker war nicht der Typ dazu, und sie weiß auch, dass ich mich gerne taff gebe. Wir kauten auf unseren Sandwiches.
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein. Er will nicht darüber reden. Aber am Fähranleger hat keiner auf ihn gewartet, und er hatte   … er war   …« Ich räusperte mich. »Jemand hatte ihn in ein Sweatshirt in Erwachsenengröße gewickelt und die Ärmel verknotet.«
    »Hast du die Polizei angerufen?«
    Ich nickte. »In Elizabethtown und Burlington. Ohne meinen Namen zu nennen. Paul hat nicht mit mir über die Sache geredet, also hätte er ihnen wohl auch nichts erzählt. Außerdem habe ich ihm das Sweatshirt ausgezogen, es liegt jetzt auf dem Grund des Sees.« Ich ließ die Eiswürfel im Glas klirren und trank einen tiefen Zug. »Ich glaube, er wird sich bald beruhigen und mir verraten, wer er ist und was passiert ist und woher er kommt. Dann kann ich immer noch entscheiden, was ich mache. Er fängt gerade erst an zu reden.«
    Sie schaute mich unverwandt an. Die Leute hier im Norden sind bekannt für

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