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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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surrende Geräusch hallte von den Wänden der Garage wider. »Wir haben jemanden nach Burlington geschickt. Der Rucksack war im Fundbüro.«
    Ich nickte. »Ich habe ihn liegen lassen, als ich ins Wasser gesprungen bin.« Also ermittelte die Polizei aus Ottawa jetzt auch in Burlington. Ich öffnete den Rucksack und verzog das Gesicht bei der Vorstellung, wie Polizisten mein Notizbuch, meine Toilettenartikel und meine Kleidung durchsucht hatten.
    »Sie waren auf dem Weg zu Ihrem Freund.«
    »Zu dem Mann, mit dem ich zusammen war.« Ich erklärte nicht, warum das für mich zwei verschiedene Dinge waren. Oder weshalb ich von Thomas in der Vergangenheit sprach.
    »Und Sie haben niemanden bei Paul gesehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das habe ich Ihren Kollegen doch schon gesagt. Ich habe ihn nur ins Wasser fallen sehen. Zum Deck habe ich gar nicht geschaut. Ich bin einfach gesprungen.«
    Er sah mich aufmerksam an. »Und wo war Paul?«
    Ich runzelte die Stirn. »Er war auf der Fähre nach Port Kent.«
    Zuerst begriff ich nicht, worauf er hinauswollte, doch dann wurde es mir klar: Er dachte, man hätte Paul von meiner Fähre aus ins Wasser geworfen –
und ich hätte es mit angesehen.
Er |193| dachte, ich würde jemanden schützen, der ein Kind ertränken wollte. Einen Moment lang war ich sprachlos.
    »Hören Sie«, sagte ich schließlich, »ich war auf der Fähre nach Burlington. Paul war auf der Fähre nach Port Kent. Ich habe dort drüben niemanden gesehen.«
    Er wartete lange, und als ich nichts mehr sagte, drückte er auf den Knopf, der das Garagentor öffnete, und ging hinaus.
    Ich wandte mich wieder meinem Fahrrad zu, montierte die Schaltzughülle und überprüfte die Schaltung. Also dachte die Polizei, ich hätte gesehen, wie man Paul hinunterwarf, und dass ich nur nicht sagen wollte, was ich beobachtet hatte. Oder dass ich mit den Entführern unter einer Decke steckte. Die Logik war nicht von der Hand zu weisen: Entführer wollen Kind loswerden, weichherzige Komplizin weigert sich. Natürlich würde Paul aussagen, dass er mich noch nie gesehen hatte, aber er war erst sechs. Und ich hätte theoretisch auch an der Entführung beteiligt sein können, ohne dass wir uns begegnet waren.
    Ich galt nun also als Komplizin der Entführer – die Paul allerdings gerettet und zu Hause abgeliefert hatte. Und ich lebte jetzt mit dem Vater und dem entführten Kind zusammen. Mir schwirrte der Kopf.
    Ich räumte das Werkzeug weg, wusch mir die Hände und ging nach oben in Philippes Büro. Dort schaltete ich seinen Computer ein. Vielleicht hatte die Polizei die E-Mails gelesen, und etwas hatte Jamesons Verdacht erregt. Oder aber es stand etwas darin, das Philippe entlasten konnte.
    Jedenfalls musste ich es wissen.
    Ich holte tief Luft, öffnete Outlook Express und rief Madeleines E-Mails auf. Ich klickte auf die älteste und begann zu lesen.
    Als ich ein halbes Dutzend geschafft hatte, verkrampfte sich mein Magen, aber ich konnte nicht aufhören, so wie man bei einem Verkehrsunfall nicht wegsehen kann. In vielen eingegangenen E-Mails wurde ihre vorherige Nachricht zitiert, und es |194| gab natürlich auch den Ordner mit den Ausgangsnachrichten. Ich konnte alles lesen, was sie geschrieben und empfangen hatte. Nur etwa ein Drittel war auf Englisch abgefasst, aber ich verstand genug Französisch, um das Wesentliche zu erfassen. Beim Lesen wurde mir zunehmend übel.
    Davon konnte ich Philippe nicht erzählen, niemals. Hoffentlich hatte er die Mails nicht gelesen. Einige waren an karitative Organisationen oder Geschäftsfreunde von Philippe gerichtet und in einem höflichen, professionellen Ton gehalten, in dem ein leiser Humor mitschwang. Die E-Mails an ihre Freundinnen klangen jedoch vollkommen anders. Ich kam mir vor, als läse ich das Tagebuch eines Teenagers. Sie schrieb in ätzendem Ton über Philippe, ohne Paul jemals zu erwähnen; es ging um Einkaufen und Urlaub und obszöne Scherze. Bei männlichen Freunden klang sie anzüglich und kokett.
    Diese E-Mails passten einfach nicht zu der eleganten, anmutigen Frau, die mich von dem Foto hier im Zimmer anschaute.
    Wie hatte Philippe mit einer solchen Frau zusammenleben können? Hatte er diese Seite von ihr überhaupt gekannt?
    Daraus ergab sich sofort die nächste Frage:
Wenn ja, hätte er sie dann nicht um jeden Preis loswerden wollen?
    Am liebsten hätte ich diese E-Mails vergessen, alles gelöscht und den Papierkorb geleert, damit sie für immer verschwanden. Aber dazu

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