Ein Himmel voller Sterne
ganz wenig Kultur. Er war froh, dass er schon einige Male hier an der Algarve gewesen war und sich damals alle kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten angeschaut hatte.
Mit Elaine begann er den kleinen Rundgang beim Arco da Vila, dem Stadttor, das direkt in die Altstadt führte. „Dieses Bauwerk hat ein italienischer Renaissance-Architekt errichtet.“
„Schön.“ Sie schaute kaum hinauf zu dem kleinen Glockenturm, sah nicht die Statue des Heiligen Thomas von Aquin, den Stadtheiligen von Faro. Die schöne junge Frau strebte weiter, den belebten Geschäftsstraßen entgegen, wo sie sich mehr oder weniger begeistert die Auslagen anschaute.
Gern hätte ihr Karsten einige der vielen historischen Bauwerke gezeigt, eventuell sogar das Museu Etnografico Regional, das interessante Volkskunst und Architektur zeigte. Aber schon bei seinen vorigen Rendezvous mit Elaine hatte er erkannt, dass sich die schöne Frau außer für Mode nur noch für ihre Schönheit – und eventuell für Geld interessierte.
Und wieder fiel ihm Bettina ein. Wie sie die Vögel beobachtet hatte, wie sie sich nach dem Namen einer besonderen Pflanze erkundigte … Welten trennten diese beiden Frauen!
„Wie wärs mit einer kleinen Erfrischung? Drüben ist eine hübsche Bar.“ Schon zog ihn Elaine mit sich.
Bettina, die gerade aus einem Antiquitätengeschäft kam, wo sie sich leichtsinnigerweise eine wunderhübsche Silberbrosche gekauft hatte, stockte mitten im Schritt. Jetzt nur nicht weitergehen! Den beiden nur nicht begegnen müssen!
Noch einmal ging sie in den Laden zurück, ließ sich erneut den Ring zeigen, der zur Brosche gehörte – der aber zu teuer war, wie sie schon vorher entschieden hatte – dann endlich war die Luft rein.
So schnell es ging hastete Bettina zur Bushaltestelle und fuhr in ihr kleines Hotel draußen vor der Stadt. Dort erkundigte sie sich nach dem nächsten Flug zurück nach Hamburg.
Sie musste so viele Kilometer wie möglich zwischen sich und Karsten Korten-Ryhoff legen. Er ging ihr auf die Nerven. Er war ein alberner Möchtegern-Casanova, ein leichtlebiger Mensch, den sie einfach nicht ernst nehmen durfte.
Warum, zum Teufel, schmerzte ihr Herz nur so, wenn sie an ihn und dieses schöne Model dachte?
+ + +
„Wieso ist Frau Berger nicht da?“ Nervös trommelte Karsten auf seiner Schreibtischplatte herum – eine Angewohnheit, die er von seinem Vater übernommen hatte. „Sie hatte doch vor einem Vierteljahr schon Urlaub.“
Karin Habermann lächelte verhalten. „Da war sie gerade mal zehn Tage am Tegernsee. Sie hatte dort einige Wellness-Tage gebucht.“ Karin Habermann gestattete sich jetzt ein anzügliches Grinsen. „Ich glaube sogar, dass war Ihr Weihnachtsgeschenk an sie.“
„Wellness! Annette! Als hätte sie so was nötig!“ Das Fingerkonzert wurde noch schneller. „Ich brauche sie hier! Sie kann doch nicht einfach …“
„Sie kann. Schließlich hat sie den Urlaub mit Ihnen abgesprochen. Erinnern Sie sich nicht? Das war vor Ihrem Algarve-Trip.“
„Und wo steckt sie jetzt wieder? Ich brauche sie hier!“
„Auf Sylt. Für drei Tage. Anschließend trifft sie sich mit einem kleinen Team dort, um ein paar Sonderfotos zu machen. Sie wissen doch, die Amerikaner wollten noch einige Zusatz-Modelle in ihren Katalog mit aufgenommen haben. Und wie Frau Berger sagte, war alles mit Ihnen abgesprochen.“
Das hatte er wirklich total vergessen! Im Grunde war es völlig irrsinnig, nochmals ein Shooting zu veranstalten. Sie hatten alle Aufnahmen für den Katalog fertig, sogar das Layout stand schon. Aber das Geschäft mit Übersee versprach höchst lukrativ zu werden, da musste man schon Konzessionen machen und nacharbeiten, wenn ein so potentieller Kunde es verlangte!
„Hat Jo van Aalen Zeit? Ich glaube, die Amerikaner wollten ihn unbedingt als Fotografen haben.“
„Stimmt. Aber er ist zurzeit in Moskau. Die Agentur hat aber versprochen, gleichwertigen Ersatz zu organisieren. Frau Berger hat sich schon drei Vorschlage geben lassen.“
„Na gut. Danke, Karin, ich brauch Sie jetzt nicht mehr.“
Aha, jetzt bin ich Karin, nicht sein ‚Habermännchen’. Die langjährige Sekretärin schmunzelte verhalten. Karsten war sauer, das war ihm anzusehen. Doch der Grund konnte nicht nur darin liegen, dass der Fotograf nicht greifbar war. Sicher hatte er privaten Stress. Wenn es mit dieser Elaine ist, geschieht es ihm recht, dachte sie.
Unter anderen Umständen hätte sie jetzt schnell eine SMS an Annette
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