Ein Himmel voller Sterne
offen. Eigentlich müssten sie schon eine große Karriere gemacht haben.“
„Ach, James! Seit wie vielen Jahren bist du im Geschäft? Da zählen doch nicht nur Liebenswürdigkeit und gutes Aussehen!“
„Sorry, weiß ich ja. Aber schade ist es doch um die beiden.“
Sie waren inzwischen zu dem schönsten und größten Hotel des Ortes gekommen. Der Benen Diken Hof war ein prachtvolles Haus, ein Luxushotel, in dem der Gast nicht nur jeden Komfort genießen konnte, sondern auch das Gefühl vermittelt bekam, ein Freund unter Freunden zu sein.
Bettina hatte hier schon einmal ein paar Tage gewohnt und das Ambiente genossen. „Hier lässt es sich aushalten“, sagte sie. „Schau nur die Sprossenfenster! Und das Reetdach! Früher weideten auf der Wiese vorm Haus noch Schafe, daran kann ich mich erinnern.“
„Wollen wir auf einen Drink reingehen?“
„Gern.“ Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Die anderen werden sicher schon zu Abend gegessen haben. Wir haben uns einfach zu lange hier aufgehalten.“
„Das ist doch kein Problem. Wir waren ja nicht verabredet.“ James sah sich interessiert um. „Wir könnten auch hier einen Happen essen. Ich hab schon wieder Hunger!“
Bettina lachte. „Mir ist schleierhaft, wie du deine Figur halten kannst! Immer musst du essen!“
James grinste. „Ich mach eben regelmäßig mein Fitness-Training. Solltest du auch tun.“
„Ich weiß, was du meinst … aber ich beschränke mich da lieber aufs Joggen. Und jetzt komm, gegen einen kühlen Drink hab ich jetzt wirklich nichts.“
+ + +
Hand in Hand verließen Annette Berger und Andreas Fabian die kleine Kirche von Keitum. St. Severin war eines der Wahrzeichen der Insel – eine kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die auch heute noch auf die Menschen eine ganz besondere Anziehungskraft besaß. Häufig wurden hier junge Paare getraut, es fanden im Sommer Orgelkonzerte statt.
Eben hatten die beiden einer Probe beigewohnt und waren höchst beeindruckt von der Kunst des jungen Organisten.
„Wir sollten uns überlegen, hier zu heiraten“, meinte Andreas und drückte Annettes Finger ein wenig fester.
„Heiraten …“ Kopfschüttelnd sah sie ihn an. „Ich finde, es geht auch sehr gut ohne Trauschein. Wir sollten uns noch viel besser kennenlernen.“
„Ich weiß alles von dir, was ich wissen muss – dass du die Frau bist, auf die ich mein Leben lang gewartet habe.“ Er blieb stehen und nahm ihr apartes Gesicht in beide Hände. „Ich liebe dich, Annette. Mehr, als du je ahnen kannst.“
Zärtlich lächelte sie ihn an. „Ich liebe dich auch. Aber … gib mir noch ein bisschen Zeit, ja?“
„Wenns denn sein muss …“ Langsam schlenderten sie weiter, dem Dorfkern entgegen. Es wurde dämmrig, die Sonne versank eben im Westen als glutroter Feuerball.
„Ich hab ein schlechtes Gewissen“, meinte Annette nach einer Weile. „Die anderen haben sicher noch lange gearbeitet, ich aber schwänze einfach.“
„Unsinn. Bettina hat schon um sieben Uhr morgens angefangen – glaubst du wirklich, das Team ist nach einem langen Tag jetzt noch kreativ? Nein, nein“, er schüttelte den Kopf, „ich halte die Fotografin für clever genug, dass sie sich eine Pause gönnt – und den Models auch.“ Er wies zum Horizont. „Vielleicht ist Bettina ja auch allein unterwegs. Ich denke, diese Wolkenformation ist ein reizvolles Motiv.“
Die Direktrice der KORY-Werke lächelte. „Da magst du recht haben. Bettina ist eine Künstlerin, eigentlich viel zu schade, um Modeaufnahmen zu machen.“
„Es ist aber gut für euch, sie gewonnen zu haben.“
„Das stimmt. Sie hat außergewöhnliche Ideen.“ Sie drehte sich um und schaute noch einmal zu der alten Kirche hinüber. „Jeder andere hätte bestimmt die Brautmoden vor dieser Kulisse fotografiert – Bettina möchte morgen rüber in das gelbe Rapsfeld. Eine verrückte Idee, aber die Mädels sind begeistert.“
„Ich kanns mir auch gut vorstellen.“
„Natürlich … die Bräute in diesem gelben Blütenmeer … wir müssen nur sehen, dass wir frische gelbe Rosen bekommen. Oder Wildblumen in Gelbtönen.“
„Darum kümmert sich doch deine Assistentin. Jetzt schalte mal ab. Alle sind hoch motiviert, es kann gar nichts schief gehen, auch wenn die Chefin mal ein paar Stunden nicht dabei ist.“
„Chefin … das bin ich nun wahrhaftig nicht. Der Chef hat aber ja leider zurzeit anderes im Kopf als die Firma … das wäre seinem Vater nicht passiert!“
„Nun sei mal
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